Hollywood begeistert sich für die Bibel
06.06.2014

Hollywood begeistert sich für die Bibel

Faith Based Movies

Habt ihr schon Noah gesehen? Wir haben über den 3D-Kinofilm von Darren Aronofsky im April berichtet. Mit Noah beginnt gerade eine ganze Reihe von Verfilmungen, die christliche Geschichten mit modernen, digitalen Mitteln neu erzählen. Sogenannte „Faith Based Movies“ - zu Deutsch: glaubensbasierte Filme. Was verbirgt sich hinter dem neuen Genre?

In Hollywood ist derzeit Bibel-Fieber ausgebrochen. Parallel zueinander laufen viele Produktionen von Bibelverfilmungen. So kann man im Dezember 2014 Christian Bale als Moses auf der Leinwand sehen. Regisseur Ridley Scott verfilmt gerade den Auszug der Juden aus Ägypten. Der Titel: Exodus. Schon länger plant Will Smith die Verfilmung von Kain und Abel mit Vampiren – so zumindest liest man es auf Newsportalen aus Hollywood. In den USA feiert derzeit der Film „Son of God“ – eine Rekonstruktion von der Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus von Nazareth – überraschende Erfolge: er hat bereits das Doppelte der Produktionskosten eingespielt. Der Jesus-Schauspieler tritt mit Sixpack, verführerischem Blick und knackig brauner Haut auf. „Oh mein Gott, ich liebe dich. Warum bist du so perfekt?“ twittert Mia De Horan auf Englisch über Jesus unter dem Hashtag #hotjesus.

Was ist los in Hollywood? Hat jemand Regisseuren und Produzenten einen Heiligenschein verpasst? Wenn man auf die Biografien der Regisseure schaut, verwundert ihr Interesse für Glaubensthemen: Von Will Smith wird vermutet, er stehe Scientology nahe. Ridley Scott nennt Religionen in einem Interview „den Ursprung des Bösen“. Noah-Regisseur Aronofsky lebt als Atheist.

Und dennoch begeistern sie sich für die Geschichten in der Bibel. Aronofsky etwa interessiert sich seit der 7. Klasse für die Geschichte von Noah und plante seither, sie in einem Film zu neuem Leben erwecken.

Faith Based Movies - der Begriff spielt gerade in Hollywood eine große Rolle. Er taucht auch auf vielen Blogs und Internetseiten auf. Auch wenn es für das entstehende Genre Faith Based Movies noch keine Definition gibt, lassen sich Merkmale erkennen, mit denen es sich vom klassischen Bibelfilm abhebt. Das hat Peter Hasenberg, Filmreferent der deutschen Bischofskonferenz im Film Noah beobachtet: „Es ist eine etwas ungewöhnliche Bibelverfilmung, weil sie eigentlich nicht nur die Bibel als Grundlage nimmt, sondern sehr stark Eigenes dazugibt, also eher eine Art Fantasy-Film mit einem gewissen biblischen Hintergrund ist.“

Die Bibel ist zwar Inspirationsquelle, wird allerdings sehr frei interpretiert. Im Zentrum des Films steht vielmehr der Glaube an sich, dem mit reichlich Effekten und Fantasy-Elementen Ausdruck verliehen wird. „Die Idee war, den Film fürs 21. Jahrhundert neu zu erfinden“, sagt Aronofsky. „Effekte und Möglichkeiten, solch einen Film zu machen, sind explodiert. Ihr werdet überrascht sein, dass es bei Noah nicht nur um diese Erzählung aus der Kindheit geht. Es geht um eine gewaltige Geschichte über die Schwächen der Menschheit.“

Für Hauptrollen werden meist Star-Schauspieler rekrutiert. Dazu kommt auch in den Faith Based Movies eine Portion Zeitgeist: In Aronofsky’s Film etwa ist Noah Veganer und Umweltschützer. Ein momentaner Trend, in dem sich viele Kinogänger wiederfinden. Vampire, wie sie Schauspieler und Regisseur Will Smith scheinbar einsetzen will, sind seit „Twilight“ wieder äußert populär. Nicht zuletzt sollen Faith Based Movies möglichst alle ansprechen. „Der Film soll etwas für Gläubige wie auch Nichtgläubige anbieten“, sagt Aronokfsy über Noah.

Doch das Genre „Faith Based Movies“ ist umstritten. Über die angebliche Idee von Schauspieler und Regisseur Will Smith, Vampire mit der Geschichte von Kain und Abel zu verbinden, machen sich jetzt schon viele Stimmen im Netz lustig.

„Was in aller Welt, denkt er sich dabei, einen Vampirtwist in eine Bibelgeschichte zu setzen?“ twittert etwa Tasha Ruff. Und den aktuellen USA-Blockbuster „Son of God“ umschreiben Kritiker nicht nur als hölzern und naiv – zusätzlich löste er eine unter dem Hashtag #hotjesus eine Debatte aus, wie sexy ein Jesus gezeigt werden darf. „Ist so viel Sexiness notwendig?“ fragt sich das einflussreiche Unterhaltungs-Magazin Variety.

Auch auf Aronofsky's Noah ist reichlich Kritik niedergeprasselt. Filmkritikern war es zuwider, dass Aronofsky den Bibeltext verdreht und Steinmonster erfindet, um den Film spannender zu machen. Christliche US-amerikanische Gruppierungen sehen den Film als eine Verschleuderung von 150 Millionen Dollar.

In den USA sprechen die Zahlen allerdings für sich: die Verbindung von Zeitgeist, Fantasy und Bibelgeschichten lockt dort ein breites Publikum an und lässt die Kinokassen klingeln. Ob „Faith Based Movies“ auch bei uns in Europa einschlagen und der Bibel mit Fantasy und Effekten neue Fans bescheren, wird sich im Laufe des Jahres zeigen.

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