Pfingsttreffen thematisiert Gerechtigkeit
03.06.2015

Pfingsttreffen thematisiert Gerechtigkeit

3. Internationales Treffen im Bergkloster Bestwig

Von Ronald Pfaff

„Ich war mal Ordner beim BVB“ – konnte das sein? Eine Ordensschwester, die mal so mitten im Leben, mitten im Bundesliga-Fußball gestanden hat? Es lebe das Vorurteil, oft ausgemacht an Äußerem, an der Kleidung, vielleicht sogar an der Hautfarbe. Beim spielerischen Einstieg zum Thema „Gerechtigkeit“ beim 3. Internationalen Pfingsttreffen für junge Erwachsene im Bergkloster Bestwig gab es so manche Überraschung. Jeder Teilnehmer, darunter auch ein Teil der gastgebenden Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, durfte sich zwei Ereignisse ausdenken und sie den anderen zur Beurteilung anbieten: Wahr oder nicht wahr. Eine Begebenheit war frei erfunden. Doch die Ordensschwester hatte in der Tat vor ihrem Eintritt ins Kloster mal als Ordnerin am Westfalenstadion gearbeitet.

Pfingsttreffen„Oft ist es erstaunlich, was wir über andere zu wissen glauben. Und das kann uns hindern, Vorurteile zu überwinden“, erklärte Missioreferentin Magdalena Birkle. So gab es am Freitagabend die erste Erfahrung „wenn ich Fremde treffe“. Denn rund 50 junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren aus Rumänien, Kenia, Ägypten, Brasilien Indien, Polen und Deutschland waren nach Bestwig gekommen, um sich in unterschiedlichen Workshops mit dem Aufbruch in eine gerechtere Welt zu beschäftigen.

Kreativität gefragt

Kreativität war dann auch gefragt. „Gerechtigkeit“ stand in großen Lettern auf einer selbst gestalteten Fahne, die sowohl am Abend im Pfingstgottesdienst als auch zum Abschluss des Pfingsttreffens an der Pforte des Bergklosters gehisst wurde. Ein Kunstwerk aus Draht, bei dem viele Hände ineinandergreifen und einen Kreis bilden, symbolisierte jugendliche Wünsche nach einer gerechten Welt.

Pfingsten BestwigDie Komponierwerkstatt steuerte in Text und Ton einen eigenen Pfingstsong bei: „Unrecht schreit zum Himmel, wach auf. Sie steht an deiner Tür, mach auf. Gerechtigkeit willst du das auch? Steh auf, geh raus, leg los, pack’s an.“

In Talkrunden, geleitet durch Winfried Meilwes aus der Missionszentral, gingen junge Erwachsene auf ihre Erfahrungen ein, „wenn Menschen beginnen, sich zu verstehen“. Magdalena Birkle lernte ihren Mann Erik in Kenia bei einem Kreuzweg zu Karfreitag kennen. Zu Beginn, so räumte sie ein, habe sogar ein Vorurteil im Weg gestanden, „doch dann ist daraus die große Liebe geworden“.

Die Familienangehörigen von Erik in Kenia – Eltern hatte er nicht mehr – hätten mit Magdalena keine Probleme gehabt. „Und meine Geschwister waren sogar begeistert und haben sofort entschieden, einen Fond zu gründen, um Erik den Flug nach Deutschland zu finanzieren“, berichtet die Missio-Referentin. Ihr Vater habe die Entscheidung erst spät verstanden: „Als sich mein Papa und Erik kannten war alles gut; nur vorher gab es Vorurteile.“

Hoffnung nie aufgeben

Erik absolviert eine Ausbildung zum Krankenpfleger, die Akzeptanz in Deutschland sei zu Beginn nicht so einfach gewesen. „Viele sagen, ich sei wegen des Geldes hier, und würde einen Arbeitsplatz wegnehmen. Sie sehen nicht, was ich hier für die Menschen tue“, so Erik, der auch bedauert, dass es schwierig für ihn ist, Freunde in Deutschland zu finden. Auch Paderborn sei da nicht einfach.

Pfingsten Bergkloster„Ich möchte alles nicht missen“, sieht Magdalena ihre Entscheidung immer wieder bestärkt. Erik und die neue Kultur bereichern ihr Leben und das ihres Umfelds. „Wir können auch von den Menschen in Kenia lernen. Sie haben einen anderen Sinn für Gerechtigkeit, danken für jeden Tag und dafür, was sie haben. Kenianer sind genügsam und geben die Hoffnung nie auf.“
Samir lebte als koptischer Christ in Ägypten nicht ungefährlich und floh über Umwege nach München. Über seine Odyssee und dem Kampf mit Vorurteilen berichtete er auch in der Runde der jungen Erwachsenen. „Man muss die Sprache hier lernen und sich integrieren. Und sich mit den Menschen hier unterhalten, dann geht es gut“, konnte Samir jedoch nicht nur gute Erfahrungen machen. Fünf verschiedene Unterkünfte musste er schon beziehen, und das Bleiberecht hat noch keinen Siegel. Mittlerweile arbeitet er im „Bibeldorf“ in Rietberg und freut sich täglich über die Besuche der Schulklassen. Dennoch bleibt sein Wunsch: Altenpfleger.

Gottesdienst mit viel Musik und Tanz

Zum Abschluss der Talkrunde präsentierte Inga Michels für die Katholische Landjugendbewegung des Erzbistums Paderborn die Partnerschaft zur Landjugend von Sambia. Seit 20 Jahren besteht diese Verbindung. Die jungen Menschen, die sich am Austausch beteiligten, erweitern ihren Blick für das Ganze. Inga: „Uns geht es doch richtig gut, wenn man sieht, wie es woanders ist.“ Auch hier stand der Gedanke zu mehr Gerechtigkeit in der Welt im Vordergrund.

Der gemeinsame Pfingstgottesdienst in er Kapelle des Bergklosters war ein abschließender und sehr bewegender Höhepunkt des Treffens. Mit viel Musik und Tänzen feierten die jungen Erwachsenen gemeinsam mit Pfarrer Ulrich Auffenberg eine emotionale Messe, die aber auch viele persönliche Elemente enthielt. Schließlich wurde das Evangelium in allen Sprachen der Teilnehmer vorgelesen.

Mix