Katrin Schuchardt (dritte von rechts) auf der Grünen Woche gemeinsam mit Umweltbischof Rolf Lohmann.
31.01.2024
HEIMAT

Bauern-Proteste und Grüne Woche

Wie Katrin Schuchardt von der KLJB die aktuellen Themen der Landwirtschaft erlebt

von Tobias Schulte

Mit der medialen Aufmerksamkeit ist das so eine Sache. Ist ein Thema gerade aus den Schlagzeilen raus, wird es schnell vergessen. Ein Beispiel: die Bauern-Demos

Von den Titelblättern sind die Proteste vorerst wieder verschwunden – also auch für uns kein Thema mehr? Definitiv: Nein. Deswegen ist es an der Zeit, darüber zu sprechen. Das tun wir gemeinsam mit Katrin Schuchardt (22).

Katrin Schuchardt

Sie kommt aus Nörde in der Warburger Börde und ist dort in der Katholischen Landjugend Bewegung (KLJB) aktiv. Außerdem ist sie bei der KLJB im Erzbistum Paderborn Sprecherin des Arbeitskreises Landwirtschaft.

Katrin war gerade auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Zu der Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau sind über 270.000 Menschen gekommen. Dort hat sie auch den Stand der KLJB Deutschland betreut. 

YOUPAX-Redakteur Tobias hat sich mit Katrin über die Grüne Woche, die Bauern-Proteste und ihr Engagement in der KLJB unterhalten. Darin lassen sich fünf Learnings entdecken.

Zum Hintergrund
Mitte Dezember verkündet die Bundesregierung, wie sie das Haushaltsloch für 2024 stopfen wird.
Ein Bestandteil davon: Kürzungen bei den Subventionen für Agardiesel sowie die Kfz-Steuer für Land- und Forstwirtschaft. Die Landwirte in Deutschland regen sich darüber auf, organisieren Trecker-Proteste.
Daraufhin kündigt die Bundesregierung an, die Änderung der Kfz-Steuer zurückzunehmen und die Subventionen für Agrar-Diesel nur schrittweise wegfallen zu lassen.
Doch auch nach den großen Schlagzeilen lebt das Thema weiter. Am Montag, 29. Januar, protestieren Landwirte in Hamburg und machen auf weitere Forderungen aufmerksam.

1. Die Themen betreffen jeden

Die Bilder der Bauern-Proteste sind geprägt von tonnenschweren Treckern, die Straßen blockieren. Die Schlagzeilen werden vom Thema Agardiesel und Kfz-Steuer bestimmt. Doch auf der Grünen Woche erlebt Katrin, um wie viel mehr es geht. 

Sie erzählt, wie sich neben dem Agrar-Bereich auch Betriebe der Forstwirtschaft und der Ernährungsbranche präsentiert haben. „Mich hat fasziniert, wie vielfältig die Branche ist“, sagt Katrin. „Und auch, dass sie eigentlich jeden betrifft. Jeder Mensch isst, jeder hat einen Bezug zur Natur.“ Damit wird auch klar: Jede und jeder kann sich auf seine Weise für den Schutz der Natur und gute Lebensmittel einsetzen.

2.  Die Forderungen und Probleme der Landwirte sind vielfältig

In Reden des deutschen und europäischen Bauernpräsidenten, von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und vielen Diskussionsrunden erlebt Katrin auf der Grünen Woche, wie vielfältig die Themen der Landwirte sind. 

Es geht darum, wie abhängig deutsche Landwirte vom Weltmarkt sind. 

Darum, dass Lebensmittel von deutschen Bauern mit denen aus anderen Ländern konkurrieren, in denen die Gesetze rund ums Düngen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Tierwohl weit geringer sind.

Ein Thema ist auch, dass Landwirte, die Ställe für mehr Tierwohl bauen wollen, aufgrund fehlender Gesetze in der Luft hängen und nicht genug Sicherheit für die nötigen Investitionen haben.

Oder, dass Subventionen an Landwirte hauptsächlich nach Fläche und nicht noch mehr nach ökologischen Kriterien vergeben werden.

Außerdem kritisieren Milchbauern, die ihre Milch an Molkereien verkaufen, dass sie keinen Einfluss darauf haben, wie viel Cent pro Liter Milch sie dafür bekommen. In vielen Fällen machen Milchbauern seit Jahren mit jedem Liter Milch Verluste.

Die Messe Berlin beherbergt die Grüne Woche

3.  Die Proteste waren ruhig und demokratisch

Die Bilder von Treckern mit AfD-Plakaten am Frontlader gingen durch die Medien. Auch auf der Grünen Woche musste Katrin erleben, wie AfD-wählende Berliner Bürger, die Besucher der Grünen Woche waren, sie am Stand der KLJB aggressiv und beleidigend angegangen haben. Auslöser war, dass die KLJB verschiedene Karten zum Mitnehmen angeboten hat. Eine rote Karte war dabei mit dem Spruch „FCK AFD“ bedruckt.

„Leider ist es sehr öffentlichkeitswirksam, wenn solche Themen von rechtsextremen Gruppen unterwandert werden“, sagt Katrin. „Es ist auch gut so, dass das schockiert. Aber der absolute Großteil der Demonstrationen war demokratisch und friedlich.“

Und auch die „FCK AFD“-Karten am Stand der KLJB bei der Grünen Woche waren als erstes weg – weil so viele Menschen sich gegen die AfD positionieren.

4. Das Thema Wasser läuft unter dem Radar

Der Stand der KLJB bei der Grünen Woche.

Bei der Grünen Woche betreut Katrin den Stand der KLJB Deutschland. Das Thema: Wasser. Warum Wasser? „Weil es mega wichtig ist, aber unter dem Radar läuft“, sagt Katrin. 

Ein Wimmelbild am Stand der KLJB zeigt, in welchen Bereichen Menschen Wasser nutzen: beim Duschen im Bad, beim Spülen in der Küche, beim Autowaschen an der Tankstelle, beim Baden im Pool, beim Beschneien der Skipisten, beim Anbau auf dem Acker, beim Löschen eines Waldbrands …

„Wasser betrifft die Landwirtschaft, die Umwelt, Nachhaltigkeit und auch internationale Fragen.“ Katrin nennt zwei Beispiele dafür: „Viele Menschen weltweit haben keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser". Und: „Wir erleben Dürren genauso wie Überschwemmungen und Hochwasser“, sagt Katrin.

Am Stand der KLJB ist Katrin genau darüber mit den Besuchenden der Grünen Woche im Gespräch. Was konnte sie damit bewirken? Katrin: „Ich glaube, dass wir für das Thema sensibilisieren konnten, ohne riesige Denkanstöße geben zu müssen. Schließlich bietet die Messe superviele Eindrücke auf einmal.“

5. Deutschlandweit vernetzen lohnt sich

Viel los am Stand der KLJB bei der Grünen Woche

KLJB bedeutet für Katrin, „frischen Wind ins Dorf zu bringen und sich für wichtige Themen einzusetzen“, sagt sie. „Es kommt aber auch nicht zu kurz, zu feiern, Spaß zu haben und Gottesdienst zu gestalten.“ Das erlebt sie normalerweise in ihrer Heimat, in Nörde. Dort ist sie auch im Pfarrgemeinderat aktiv und liest beim Abendlob am Sonntagabend die Lesung.

Die KLJB jetzt bei der Grünen Woche auf Bundesebene zu vertreten, war ein besonderes Erlebnis. „Es macht so viel Spaß, neue Leute von der KLJB kennenzulernen und sich zu vernetzen“, sagt sie. „Man unterhält sich viel und merkt: Alle haben irgendwie die gleiche Gesinnung. Alle haben Lust auf Jugendarbeit, alle sind weltoffen. Man versteht sich, ohne dass man sich groß kennt. Das ist total cool.“

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