Sich auf das Fremde einlassen
06.06.2012

Sich auf das Fremde einlassen

Junge Katholiken gehen mit mundus Eine Welt weltwärts

„Ich gebe euch den Rat, in Namibia nicht selbst Auto zu fahren. Das ist auch gar nicht nötig, da ihr Sammeltaxis oder Mitfahrgelegenheiten nutzen könnt“, sagt Ulrich Klauke in die Runde. Das Vorstandsmitglied des mundus Eine Welt e.V. sitzt im Stuhlkreis mit den 13 jungen Menschen, die der gemeinnützige Verein diesen Sommer in den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst entsenden wird. „Stimmt, wir haben ja gestern erfahren, dass auf den afrikanischen Straßen nicht nur Autos unterwegs sind – sondern auch Esel!“, lacht eines der Mädchen, und die anderen stimmen in ihr fröhliches Gekicher ein.

Es herrscht eine konzentrierte, aber lockere Stimmung in der Runde, Zwischenfragen sind willkommen, ebenso kleine Scherze. Man merkt: die jungen Leute sind sich während der Vorbereitungstreffen vertraut geworden. Insgesamt sind es 25 Seminartage, die auf den Einsatz vorbereiten, während des Einsatzes als Zwischenseminar sowie nach der Rückkehr nach Deutschland stattfinden. Mit dieser Frage- und Beratungsrunde endet der offizielle Teil des zweitägigen Vorbereitungstreffens im Pfadfinder-Diözesanzentrum in Rüthen.

„Wir haben in den letzten beiden Tagen verschiedene Anliegen geklärt, von Versicherungsfragen über Impfungen bis hin zu kleinen Geschenken für die Gastfamilien. Bei ganz konkreten Dingen wie 'Welche ist die günstigste Vorwahl, wenn meine Familie mich erreichen möchte?' oder 'Welches Handynetz brauche ich in Sambia?' werden wir von den Rückkehrern unterstützt“, berichtet Gabriele Leifeld. Sie ist die Referentin des mundus Eine Welt e.V. und ist somit stets die erste Ansprechpartnerin für die Freiwilligen – vor, während und nach ihrem Einsatz.

Die jungen Frauen und Männer, die im vergangenen Sommer aus ihrem einjährigen Auslandsaufenthalt zurückgekehrt sind, seien unentbehrlich für die Vorbereitung der nächsten Gruppe, so Leifeld. Wobei 'Vorbereitung' vielleicht ein weniger treffendes Wort ist: „Es geht um Begleitung, nicht um Vorbereitung“, stellt Ulrich Klauke klar, der auch als Referatsleiter im Erzbischöflichen Generalvikariat für die Missionare auf Zeit zuständig ist. „Das Wichtigste für die jungen Menschen ist: was will ich mit dem Jahr, wer will ich sein? Wir möchten ihnen helfen, diese Frage für sich zu klären.“ „Was uns wohl erwartet...?“

Blickt man in die Runde der elf Mädchen und zwei Jungs, so spiegeln sich auf ihren Gesichtern unterschiedliche Gefühle: Aufregung, vielleicht auch etwas Sorge; es scheinen Worte wie „Kindergeldbescheinigung“, „Konsulat“ und „Kreditkarte“ in ihren Köpfen herumzuwirbeln – aber vor allem kann man eines aus ihrer Mimik lesen: pure Vorfreude und Erwartung. Beim anschließenden Mittagessen sagt eines der Mädchen: „Wenn ich jetzt nach Hause komme, kann ich gar nicht mehr still sitzen, so sehr freue ich mich auf mein Projekt!“

Sie alle haben verschiedene Einsatzorte und Projekte: die Reise geht nach Brasilien, Mexiko, Namibia, Sambia, Madagaskar und Sarajevo. Ihre Projekte sind angesiedelt in einem Krankenhaus, in Schulen, einer Kindertagesstätte, in Straßenkinderprojekten sowie einem Landwirtschaftsprojekt.

Manche der zukünftigen Freiwilligendienstler wissen noch nicht, in welches Projekt sie eingeteilt werden. Was sie dort erwartet, kann sich keiner von ihnen genau vorstellen. Mareike stellt sich vage ein Haus und einen Hof vor, wenn sie an ihr 'Zuhause für ein Jahr' denkt; Marcus hat schon ältere Fotos von seinem Einsatzort gesehen, doch jetzt wird dort umgebaut; Janin ist sich bewusst über die große Eigenmotivation in ihrem sehr freien Waisenhaus-Projekt; Anne-Mareike stellt sich ein Schwesternheim vor, ihr kommen die Adjektive „warm, anstrengend, spannend und schön“ in den Sinn, wenn sie an ihren Einsatz in Sambia denkt.

Aber eins haben sie beim Erzählen alle gemeinsam: den verträumten Blick in eine Ferne, eine Fremde, die für ein Jahr ihre Heimat sein wird.

Du auch? Bist du neugierig geworden – oder hast du schon lange den Wunsch nach einem Auslandsjahr? Der mundus Eine Welt e.V. nimmt bis zu den Herbstferien 2012 Bewerbungen für den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst ab Sommer 2013 entgegen. Ihr auch? Der mundus eine Welt e.V. ist auch kompetenter Ansprechpartner für Gruppierungen und Gemeinden, die sich den Einsatz von Freiwilligen in ihren eigenen Partnerschaftskontexten vorstellen können. Fünf Sätze zu mundus Mitglieder des mundus Eine Welt e.V. sind neben Einzelpersonen vor allem diözesane Jugendverbände im BDKJ wie die DPSG, die KJG oder die KLJB. Das generelle Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, die Partnerschaftsarbeit der Jugendverbände im Bereich der Freiwilligenarbeit zu unterstützen. Darum lädt der mundus Eine Welt e.V. Verbände, Gemeinden, Gruppen und Einrichtungen ein, in einem gemeinsamen Netzwerk internationale Freiwilligeneinsätze zu gestalten. Möglich gemacht werden diese Auslandseinsätze durch das Förderprogramm „weltwärts“ des Bundes, seit 2008 ist mundus Eine Welt anerkannte weltwärts-Entsendeorganisation, und die finanzielle Unterstützung durch das Erzbistum Paderborn. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage www.mundus-eine-welt.de.

Janin Mielemeier, 20 Jahre aus Hövelhof, geht für ein Jahr nach Oshipeto, Namibia: „Ich möchte mein Weltbild erweitern, viel über mich lernen, an meine Grenzen stoßen. Ich werde in einem Waisenhaus arbeiten. Besonders freue ich mich auf das Leben ohne den europäischen materiellen Standard – und die Kinder!“
Mareike Stock, 18 Jahre aus Bielefeld, geht für ein Jahr nach Vitoria, Brasilien: „Es steht noch nicht fest, ob ich in ein Straßenkinder-Projekt oder in ein Projekt mit HIV-Infizierten Kindern komme. Ich würde sehr gerne mit den Straßenkindern arbeiten, an ihrem Leben teilnehmen. Ich freue mich darauf, eine neue Sprache zu lernen und andere Verhältnisse kennenzulernen.“
Anne-Mareike Richter, 20 Jahre aus Altenhallefeld, geht für ein Jahr nach Kasama, Sambia: „Es war eine spontane Entscheidung, den Freiwilligendienst zu machen. Ich möchte in Sambia über mich hinauswachsen. Ich werde in einer Krankenstation arbeiten, auch zu den 'Out-Stations' fahren und dort beim Impfen helfen – darauf freue ich mich am Meisten!“

Mix