Lena Ortwein, Judith Westkamp und Marie-Louise Halfe feiern die Eröffnungsgottesdienst mit. Im Hintergrund die große Bühne.
01.08.2023
WELTJUGENDTAG

Willkommen in Lissabon

Judith Westkamp, Marie-Louise Halfe und Lena Ortwein erleben den ersten Tag in Lissabon mit Pressekonferenz, Stadt-Tour und Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtages

Von Dirk Lankowski

Die Sonne senkt sich über dem Parque Eduardo VII. Auf der wunderbar weitläufigen Fläche haben sich vor einer riesigen futuristischen Bühne hunderttausende junge Menschen versammelt und feiern die Eröffnung des Weltjugendtages in Lissabon. Und dazwischen stehen eng gedrängt und überglücklich auch Judith Westkamp, Marie-Louise Halfe und Lena Ortwein von der Gruppe der Kolpingjugend Paderborn. Eigentlich sind sie total platt. „Wir schöpfen unsere Kraft aus den Tagen der Begegnung“, sagen sie. Denn dort hätten sie einen Vorgeschmack bekommen auf das, was sie am heutigen ersten Tag in Lissabon erlebt haben: Glauben feiern, vielen Menschen begegnen und trotz wenig Schlaf eine Menge Spaß haben. „Ja, so kann das gerne weitergehen“, sagt die 25-jährige Judith.

Judith Westkamp spricht während der Pressekonferenz.

Dabei hatte der Morgen mit viel Nervosität und etwas Lampenfieber begonnen. Judith war gefragt worden, ob sie bei der Pressekonferenz der Bischofskonferenz für die Deutschen Medien als eine von zwei jugendlichen Teilnehmern der 8.300 deutschen Weltjugendtagspilger den Journalisten Rede und Antwort stehen wolle. Und das hat sie gemacht. Souverän, mit gespanntem Rücken, sitzt sie neben Jugendbischof Johannes Wübbe und anderen Vertretern, lächelt während diese sprechen und erzählt von ihren Eindrücken der letzten Tage und was ihr beim Weltjugendtag wichtig ist. Später gibt sie Einzelinterviews.

Zwischen den Journalisten sitzt ihre Freundin Marie-Louise, als vertrautes Gesicht und zum Daumen drücken. „Judith hat das ganz super gemacht – und ja, sie war nervös, aber jeder wäre nervös gewesen“, erzählt Marie-Louise. Und Judith selbst, die setzt sich in einen Sessel, holt tief Luft und sagt: „Jetzt weiß ich, wie sich Politiker fühlen.“ Während die Medienvertreter den Saal verlassen, kommt auch Lena Ortwein rein und will wissen, wie es gelaufen ist. „Judith hat nicht so raushängen lassen, dass sie das hier macht. Die hat uns das gar nicht erzählt“, berichtet Lena.

Glauben aktiv leben

Und was hat Judith der deutschen Presse gesagt? „Ich freue mich auf Kontakte mit jungen Menschen verschiedener Kulturen, über die Begegnungen und den Austausch über das persönliche Leben und unsere Heimatländer.“ Ebenso wichtig sind ihr die Momente, bei denen während des Weltjugendtags der Glaube aktiv gelebt wird: „Momente des Berührt-Seins und In-sich-Gehens und des geteilten Glaubens, die erhoffe ich mir hier.“

Glauben teilen und offen sein, das ist Judith auch in ihrer Freundschaft zu Marie-Louise wichtig. Denn Marie-Louise gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirche. Die beiden studieren zusammen in Paderborn und engagieren sich in der Evangelischen Hochschulgemeinde und besuchen Veranstaltungen der Katholischen Hochschulgemeinde in Paderborn. Ein katholischer Weltjugendtag mit dem Papst ist für sie beide ein verbindendes Glaubensevent, „deswegen habe ich mich abends spontan um 21 Uhr angemeldet, als Judith und ich über unsere Reiseplanung für das Jahr gesprochen haben.“ Marie-Louise freut sich über das Eintauchen in den anderen Glauben: „Mir fallen viel mehr Gemeinsamkeiten auf“, sagt sie und ergänzt, „Weihrauch habe ich noch nie vorher erlebt, das ist sehr geruchsintensiv und schön.“ Und während die anderen aus ihrer Gruppe zur Kommunion gehen, holt sie sich einen Segen, „das ist okay“. Judith freut sich, dass es ihrer Freundin gefällt und unterstreicht: „Unser Glaube ist doch eigentlich sehr wertschätzend und offen.“

»Wir werden uns auf das Ganze einfach einlassen und schauen, was passiert.«

Lena Ortwein
Kolpingjugend Paderborn

Die Pressekonferenz findet im Deutschen Goethe-Institut statt. Hier ist der Treffpunkt der deutschen Pilger - Biergartenatmosphäre mitten in Lissabon. Unter großen Palmen findet sich immer ein Platz zum Ausruhen, es gibt Livemusik, kühle Getränke, WLAN, Seelsorgerinnen und Seelsorger stehen zum Gespräch bereit – aus dem Erzbistum Paderborn auch Stefan Kendzorra und Anika Fischer von der Berufungspastoral. Das Pilgerzentrum ist ein Ruhepol in der hektischen Stadt.

„Wir ruhen uns noch ein bisschen aus, schreiben Postkarten und essen unser Pilgermenü“, erzählt Lena Ortwein. Die Nacht war durchwachsen, nicht alle konnten in der Schule oder Turnhalle gut schlafen. „Es hat fast vier Stunden gedauert, bis wir unser Schlafzimmer – ich meine den Klassenraum – endlich hatten“, sagt Lena. Dann wird Sonnencreme ins Gesicht geschmiert, Kappen werden aufgesetzt und die Kolpingjugend-Fahne geschultert, Lissabon und die Jugend der Welt warten. „Wir werden uns auf das Ganze einfach einlassen und schauen, was passiert.“

Lisa Metken und Esther Hagen hören die Übersetzung des Gottesdienstes.

„Alle singen mit ganz viel Euphorie und Freude, das ist wunderschön“

So geht es für Judith, Marie-Louise, Lena und die anderen jungen Leute aus dem Erzbistum Paderborn quer durch die Stadt. Manche Pilger laufen durch die engen Gassen und lassen sich treiben. Andere nehmen die Fähre und versuchen zur großen Christusstatue Lissabons anderen Ufer zu kommen. Doch es ist zu viel los, den jungen Frauen gelingt es nicht. Die Stadt ist übervoll, auch beim Anschlussgottesdienst im Parque Eduardo VII liegt ein ganzer Kilometer zwischen der Bühne und Judith, Louisa-Marie und Lena. Sie sind zwar weit hinten, doch das eindrucksvolle Bild, die freudige Atmosphäre und die Weltjugendtagslieder lassen sie ankommen. „Alle singen mit ganz viel Euphorie und Freude, das ist wunderschön“, freut sich Judith. Lena ist ebenfalls happy: „Wir haben ganz viele Leute aus den Tagen der Begegnung aus Porto wiedergesehen, das war schön.“ Und Marie-Louise ist dankbar für die „spirituelle Erfahrung und den schönen Tag.“

»Ich heiße euch alle herzlich willkommen! Willkommen auch in der ökumenischen, interreligiösen und wohlwollenden Weite, die diese Tage haben und auch zusammenbringen.«

Kardinal Manuel Clemente
Patriarch von Lissabon

Kardinal Manuel Clemente, der Patriarch von Lissabon, begrüßt die Weltjugendtagspilger während des Gottesdienstes: "Liebe Freunde, die ihr aus der ganzen Welt zum Weltjugendtag Lissabon 2023 angereist seid: Ich heiße euch alle herzlich willkommen! Willkommen auch in der ökumenischen, interreligiösen und wohlwollenden Weite, die diese Tage haben und auch zusammenbringen. Ich wünsche euch, dass ihr euch in diesem gemeinsamen Haus, in dem wir den Weltjugendtag erleben werden, zu Hause fühlt.“ Der Kardinal ruft die jungen Menschen auf, Begegnung zu pflegen und sich für eine gerechte Welt einzusetzen: „Die neue Welt beginnt in jeder Begegnung und indem wir uns ehrlich begrüßen, damit wir Menschen unter Menschen sein können.“

Ausblick: „Rise up“-Katechese und Youth Hearing

Während die Sonne hinter dem großen Fluss Tejo untergeht und Wolken aufziehen, machen sich Judith, Marie-Louise, Lena und die anderen Weltjugendtagspilger auf den Rückweg. Morgen (2. August) werden sie die erste Katechese „Rise up“ erleben. Und abends wollen sie an einem Angebot vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) teilnehmen, der auch diesmal wieder das International Youth Hearing organisiert. Das Podium zum Thema „Klimagerechtigkeit und Kolonialismus“ findet ab 17 Uhr im Goethe-Institut statt. Judith blickt auf den Morgen dort zurück. Hat sich ihre Meinung geändert? „Nein, ich würde alles noch einmal so sagen, wie ich es gesagt habe.“


Bildergalerie: Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtages in Lissabon

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