Etwas ungewöhnlich ist der Ort, an dem eine Weltjugendtags-Gruppe aus Dortmund in Portugal das erste Mal begrüßt wird schon: der Parkplatz einer Burgerkette. Sie werden während der Tage der Begegnung von der Gemeinde Santa Maria da Feira im Süden der Diözese Porto aufgenommen. Und bevor sie von Gastfamilien aufgenommen werden können, haben die Verantwortlichen vor Ort zum spontanen „Pilgrim Meal“ eingeladen, dass nach der langen Busfahrt von Le Mans aus für viele Teilnehmenden zum „Happy Meal“ wird. Nicht ganz so reizend, aber dafür zweckmäßig.
Als sich die Bustüren öffnen und die Pilgerinnen und Pilger aussteigen, werden sie von blauem Himmel, Mittagssonne begrüßt. Angelina Grasshoff muss erstmal die Sonnenbrille aufsetzen. „Ist das schön hier“, freut sie sich und wird von Claudia Sousa (36) und Tiago Valente (18) vom lokalen Organisationskomitee empfangen. Beide verteilen schnell Essensmarken für die nächsten Tage, dann stürmen die jungen Menschen das Fastfood-Restaurant. Das Empfangskomitee muss schnell weiter, ein paar Straßen entfernt warten bereits Italiener und Slowaken.
»Das ist immer etwas ganz Besonderes.«
Tanja Nienaß über die Zeit in den Familien
Zusammen mit Angelina Grasshoff begleitet Tanja Nienaß die Gruppe. Sie sagt: „Tatsächlich geht es uns echt gut, wir konnten heute Nacht schlafen und können die Stärkung jetzt gut gebrauchen“. Sie freut sich, nach der Nachtfahrt endlich portugiesischen Boden unter den Füßen zu haben. Für Tanja ist es der erste Aufenthalt in Portugal, ihr fünfter Weltjugendtag, ihr drittes Mal als Gruppenleiterin. Und auch dieses Mal erlebt die 30-Jährige die Tage der Begegnung, die vor dem eigentlichen Weltjugendtag stattfinden, in Familien. „Das ist immer etwas ganz Besonderes.“
Die Dortmunder Gruppe kann sich hier zwar stärken, muss aber noch eine halbe Stunde weiter durch viele kleine Dörfer im Hinterland fahren, um den Zielpunkt zu erreichen, wo ihre Gastfamilien warten sollen. Und Angelina Grasshoff sagt: „Ich bin schon ganz aufgeregt, wenn wir gleich die Familien kennenlernen und uns fremde Türen geöffnet werden.“
Typisch deutsch, man ist ein paar Stunden zu pünktlich, die Familien sind noch gar nicht da. So werden Organisator Samuel Silva (25) und sein Team von zehn jungen Männern und Frauen von der Gruppe überrascht, während sie im Park, in dem die Begrüßungsfeier stattfindet, die großen schattenspendenden Platanen mit Lampions schmücken. 300 Gäste werden hier später ein großes Begrüßungsfest mit Barbecue und vielen Aktionen feiern.
Die Dortmunder kommen mit ihren Reisetaschen, Hajk-Rucksäcken, Matten und Schlafsäcken vollbepackt um die Ecke. Tanja Nienaß strahlt und führt ihre Gruppe geradewegs zu Organisator Samuel Silva: „Wir kennen uns schon aus einem Videomeeting, das vor einigen Wochen stattgefunden hat“, sagt sie und dann wird sich wieder herzlich begrüßt. Die Deutschen mache eine La-Ola-Welle und rufen laut „Stimmung“. Später am Nachmittag stoßen die Gastfamilien dazu, die Pilger dürfen vor dem Fest ihr Zuhause der nächsten Tage besuchen und eine kühle Dusche nehmen.
"Wir haben supertolle Gastgeschenke vorbereitet", sagt Tanja Nienaß stolz, denn „wir freuen uns riesig, dass es für uns in Familien geht.“ Für ihre Gastfamilien haben sich die Dortmunder Jugendlichen und jungen Erwachsenen einiges einfallen lassen, um sich für die Gastfreundschaft zu bedanken und ein bisschen regionale Kultur zu vermitteln. Sie erstellten Frühstücksbrettchen mit Zeichnungen der touristischen Highlights aus Dortmund, wie dem größten Tannenbaum auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt, dem U, dem Westfalenstation und dem Borsigplatz. Sie bastelten Rosenkränze und erstellten Postkarten. Sie kauften regionale Produkte ein und ließen eigene Weltjugendtags-Shirts drucken – für sich selbst mit ihren Namen, für die Gastgeber mit dem Schriftzug „Obrigado“ (Danke).
Wie das Programm der nächsten Tage aussieht, ist auch etwas von der portugiesischen Spontanität abhängig. „Wir hoffen auf tolle Begegnungen mit den Menschen hier und mit den Pilgern aus anderen Ländern“, erzählt Angelina Grasshoff. Dann möchte sie Freundschaften knüpfen, viele Gespräche führen und das Land erkunden. Das Programm sieht zwei Tage mit Großveranstaltungen wie Festivals, Konzerten und Gottesdiensten in Porto sowie drei Tage in den Familien und Gemeinden vor. Und da müssen einen Abend alle an die Mikrophone. Portugiesen, Slowaken, Italiener und Deutsche sollen sich während eines Karaokeabends gesanglich messen.
Dass etwas Fortdauerndes aus dieser Zeit hängen bleibt, wünscht sich Tanja Nienaß für ihre Gruppe. Sie hat für sich schon eine Botschaft ausgemacht, die in Motto, Hymne und Gebet des Weltjugendtages stecken, „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg.“ Die von Papst Franziskus gewählte Bibelstelle aus dem Lukasevangelium eröffne den Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth, Tanja Nienaß möchte das „eilig“ mit „freudig“ übersetzen. „Wir können uns voller Freude als Pilger auf den Weg machen und eine schöne Zeit erleben, vielleicht unsere Beziehung zu Gott stärken und erfahren, dass wir unseren Weg nie allein gehen.“ So hat sie im Bus noch mit Luis per Messanger geschrieben. Luis war so wie jetzt Samuel im Jahr 2011 Volunteer während des Weltjugendtages in ihrer Gastgemeinde im spanischen Pamplona. „Der Kontakt ist nie abgerissen, wir schreiben uns immer zum Geburtstag, an Weihnachten oder einfach zwischendurch.“ Die Weltjugendtage verbinden.