25.01.2018
Lifestyle

Kinotipp: Free Lunch Society

So weit verbreitet ist die Idee des Grundeinkommens

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Von Caroline von Eichhorn

Wenn man den Dokumentarfilm "Free Lunch Society" sieht, fragt man sich, warum das Bedingungslose Grundeinkommen nicht längst eingeführt wurde.

Der Film zeigt auf, wie aussichtsreich die Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) sein könnte, und wie lange sie bereits diskutiert und ausprobiert wird. Gerade in den neoliberalen Vereinigten Staaten war das Grundeinkommen vor 50 Jahren ein großes Thema.

Etwa in Alaska, seit 1976. Das Land war davor ziemlich arm. Dank einer Ölquelle hatte der Staat plötzlich mehrere Hundert Millionen kanadische Dollar auszugeben. Mit einem Volksentscheid setzten die Bürger durch, dass ein Viertel der Einnahmen direkt an sie gehen, der sogenannte Alaska Permanent Fund (APF) war eingerichtet.

Bis heute bekommen Alaskas Bürger jedes Jahr etwa zwischen 800 und 3000 kanadische Dollar, fast bedingungslos. Nur Vorbestrafte und Leute, die erst weniger als ein Jahr in Alaska wohnen, sind ausgeschlossen. Der Betrag ist nicht genug zum Leben, aber ein solider Zuschuss. Im Film erzählt eine Familie, was sie mit dem Geld macht, dass sie es auch in die Bildung ihrer Kinder steckt.

»Was würdest du tun, wenn du ein Grundeinkomen hättest?«

Micha Bohmeyer von "Mein Grundeinkommen"
dm-Gründer Götz Werner
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Experimente in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es einige Experimente. Etwa die Lotterie "Mein Grundeinkommen" von Michael Bohmeyer. Er hat bereits über 100 Menschen ein Grundeinkommen von 1000 Euro ermöglicht. Ein Koch ist Lottogewinner, er kann sorgenfreier leben, sagt er im Film.

Warum das BGE nicht umgesetzt wird, erklärt sich Michael Bohmeyer mit mangelndem Vertrauen. Wer sich selbst kein BGE gönne, habe auch kein Vertrauen, dass andere es sinnvoll verwenden würden. Und wer in Mangel aufgewachsen sei, habe Angst, das Geld würde nicht für alle reichen.

Mehr Freiheit?

Zu Wort kommt in der Dokumentation auch der berühmteste Vertreter der Idee: Götz Werner, Gründer der Drogeriekette dm. Er glaubt, dass mit dem BGE die Rahmenbedingungen geschaffen werden könnten, damit Menschen wirtschaftlich freier denken können - und mehr Innovation ermöglicht werden könnte.

Der Film läuft ab dem 1. Februar in den deutschen Kinos.

Konzept wird seit Jahrzehnten diskutiert

Während man "Free Lunch Society" von dem österreichischen Regisseur Christian Tod schaut, fragt man sich, warum das Grundeinkommen nicht längst eingeführt wurde - das ist wiederum auch die Schwachstelle des Films. Er zeigt nicht ausreichend die andere Seite, die Nachteile des Grundeinkommens, die Hürden, die es auf dem Weg dorthin überwinden muss. Dass es in der Gesellschaft eine große Skepsis gibt. Dass man die, die arbeiten, hoch besteuern müsste, um das System zu finanzieren. Dass Sozialleistungen nicht mehr individuell auf die Bedürfnisse zugeschneidert wären, sondern pauschal ausfallen. Dass man möglicherweise Eliten vergrault. Das sind nur einige der Punkte, die wenig zur Sprache kommen.


Dennoch ist es bemerkenswert - und das zeigt der Film -, dass die Frage nach dem Bedingungslosen Grundeinkommen so viele Menschen seit langer Zeit interessiert. Über Jahrzehnte diskutieren sie und arbeiten rege am Konzept. Die Idee hat es aus der politisch linken Nische ins massentaugliche Kino geschafft hat. Wenn sie weiter an Popularität gewinnt, wird sie auch immer reifer und besser. Was würdest du tun, wenn du ein Grundeinkommen hättest?

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