"Glaube ist für mich vor allem eine innere Freude."
21.03.2013

"Glaube ist für mich vor allem eine innere Freude."

Raphael Steden aus Paderborn wird im April zum Diakon geweiht und will danach Priester werden. Mit dieser Entscheidung trifft der 24-Jährige oft auf fragende Gesichter: Wie kann man heute noch Priester werden wollen?„Glaube ist für mich vor allem eine innere Freude. Das Gefühl, einer tiefen Freundschaft mit jemandem, mit dem man gemeinsam auf dem Weg ist. Man erlebt so viele tolle Sachen im Leben – da muss doch jemand dahinter stecken. Zum Beispiel stand ich einmal in Ägypten auf dem Berg Sinai, wo Mose der Tradition nach die Zehn Gebote bekommen hat. Ich blickte von dort oben über die unglaubliche Weite des Landes. Dieser Anblick war so beeindruckend, in diesem Moment war der Gedanke ganz stark: Diese atemberaubende Kulisse kann doch nicht einfach so da sein, hinter diesem Dasein muss doch mehr stecken! Mir kam das Psalmwort in den Sinn: 'Du hast mich erforscht und du kennst mich. Zu unbeschreiblich ist für mich dieses Wissen, zu hoch ich kann es nicht begreifen.'

Die Frage ist doch: An was soll man überhaupt glauben, wenn nicht an Gott? Da gibt es im Letzten nichts herauszufinden, da kann man im Endeffekt wirklich nur dran glauben. Und ich vertraue darauf, dass da jemand ist, der mich trägt, der es immer gut mit mir meint. Auch wenn es um das Thema Tod geht, hilft mir mein Glaube sehr. Natürlich steht am Anfang besonders die Trauer, dass ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Aber tröstend ist dann, dass ich weiß, die Person ist jetzt bei Gott gut aufgehoben, der Tod ist nicht das Letzte und irgendwann sieht man sich wieder.“

Diesen Glauben will Raphael Steden als zukünftiger Priester weitergeben. Heute ist sich der 24-Jährige ganz sicher, dass er mit seiner „Berufswahl“ für sich den richtigen Weg ausgewählt hat. Einen bestimmten Moment gab es aber nicht, in dem er sich für das Priestersein entschieden hat. Eigentlich wollte er einmal Rechtsanwalt werden. Erst durch Gespräche mit anderen jungen Priestern kam er langsam zu der Überzeugung, dass der Dienst im Glauben auch für ihn das richtige ist.

„Ich habe früher oft gedacht, ich kann nicht singen, ich kann nicht vor so vielen Leuten predigen - wie kann ich dann Priester werden? Aber die Sorge habe ich heute nicht mehr.“ Raphael ist in einem katholischen Elternhaus groß geworden, jeden Sonntag ging es in die Kirche. Als Kind sei er da natürlich oft nur widerwillig mitgegangen. Als Messdiener hat er sich dann zum ersten Mal ganz konkret mit Religion und Glaube auseinandergesetzt und sich ab dann Schritt für Schritt an das Priestersein angenähert. Wir sind Teil einer großen Glaubensgemeinschaft „Als Priester sehe ich meine Aufgabe darin, Menschen in verschiedenen Situationen ihres Lebens zu begleiten und sie zu unterstützen. Als Motiv ist für mich hier Weihnachten sehr stark: Jesus, durch den Gott selbst Mensch geworden ist, hat sich auch den Menschen zugewandt, die seine Hilfe am dringendsten brauchten. Diese Hingabe möchte auch ich versuchen, umzusetzen. Dabei sehe ich mich aber nicht als festen Pfarrer einer Gemeinde, der die Gemeinde leitet, sondern als Pastor, der die Menschen umso mehr begleiten kann.“

Sein Freundes- und Bekanntenkreis hat vor allem interessiert reagiert, als sie von Raphaels Wunsch erfahren haben. Viele konnten sogar gut nachvollziehen, dass sich der 24-Jährige dazu entschieden hat. Trotzdem hört er auch oft die neugierige Frage: Wie kann man denn heute noch Priester werden?

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen sich danach sehnen über das Thema Glaube zu sprechen. Da ist eine große Sehnsucht nach mehr, die die Welt so nicht befriedigen kann - die Kirche heute teilweise aber leider auch noch nicht. Darum geht der kirchliche Glaube mehr und mehr verloren. Die Suche nach Spiritualität ist aber nach wie vor da. Die große Aufgabe ist also, beides wieder zusammen zu führen. Zum Beispiel, indem wir als Priester offener auf die Menschen mit ihren Sorgen und Problemen vor Ort zugehen.

Wir müssen zeigen, dass auch wir ganz normale Menschen sind wie jeder andere auch. Dafür muss das Bild aus den Köpfen der Menschen verschwinden, dass ein Priester eine Art Ober-Hirte ist und von oben auf sie herab predigt. Alle sind von Gott berufen und wir sind gemeinsam auf dem Weg, das Beste daraus zu machen. Die Kirche als Institution ist dabei aber nach wie vor wichtig, denn sie gibt einen Rahmen, an dem man sich orientieren kann. Dadurch bekommt man erst das Gefühl, Teil einer großen Glaubensgemeinschaft zu sein. Es ist ein so beeindruckendes Gefühl, Kirche an vielen Orten dieser Welt wahrzunehmen, - mich führte mein Weg bislang zum Beispiel nach Bosnien Herzegowina, Brasilien oder ins Heilige Land. Überall dort konnte ich die Erfahrung machen: Es lohnt sich mit Ihm unterwegs zu sein!“

Glaubensserie: Gerade für junge Menschen ist es heute schwierig, einen Zugang zum Glauben zu finden und ihre Überzeugung im Alltag zu leben. Gläubig zu sein, ist heute einfach nicht „hip“ genug. Und trotzdem sind für viele Gott und christliche Werte in ihrem Leben sehr wichtig. Wir haben mit verschiedenen jungen Leuten gesprochen, was für sie „Glaube“ ist.

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