Gastfreundschaft ist ein besonderes Geschenk. Wer sich für Fremde gastfreundlich öffnet ist nicht einfach nur warmherzig, einladend und hilfsbereit, sondern schenkt Vertrauen und Aufmerksamkeit. Die Gastgeber im Bistum Porto haben dieses Geschenk während der „Tage der Begegnung“ im Vorfeld des Weltjugendtages für 16.000 Jugendliche und jungen Erwachsene aus zwei Dutzend Nationen gemacht. Diese Erfahrung durften auch die 250 Weltjugendtagspilger aus dem Erzbistum Paderborn in den vergangenen Tagen in Familien, Schul- und Gemeindezentren oder bei der Beherbergung in einer Turnhalle teilen.
Dort wurden sie umsorgt, bekamen die landestypische Kultur präsentiert und wurden einfach zum Mitleben in den Familien eingeladen. Zum Dank gab während des großen Abschlussgottesdienstes im Parque da Cidade ein bleibendes Geschenk, überreicht von Lena Ortwein und Vanessa Müller: das Paderborner Weltjugendtagskreuz.
Dass die beiden dieses Kreuz dem Bischof von Porto überreichen, können sie am Morgen, als sie am Festivalgelände ankommen, noch nicht ahnen. Es ist 10 Uhr, die Gruppe der Kolpingjugend aus Paderborn wartet am großen Eingangstor. Hier sollen später 16.000 Weltjugendtagspilger und viele ihrer jugendlichen, portugiesischen Gastgeber gemeinsam Gottesdienst feiern. Doch vorher findet noch die Übergabe statt.
Seit einer Woche begleitet die regionalen Gruppen aus dem Erzbistum Paderborn ein großes Weltjugendtagskreuz. Jeden Tag bekommt es eine andere Gruppe – und die Erlebnisse damit sind besonders. Die jungen Leute werden überall darauf angesprochen, es werden Selfies und Gruppenbilder gemacht. Heute ist die Kolpingjugend dran. „Wir freuen uns riesig, dass wir dieses verbindende Zeichen haben“, sagt Lena Ortwein.
»Es ist total schön hier, wir haben schon bekannte Gruppen aus anderen Ländern, die wir nur von kurzen Begegnungen aus Porto kannten, wiedergetroffen, und alle haben sich gefreut, wie in einer großen Familie.«
Lena Ortwein von der Kolpingjugend Paderborn
Dann geht die Gruppe auf das riesige Gelände, breitet Picknickdecken oder große Folien aus und macht es sich soweit möglich gemütlich, um die Zeit bis zum Gottesdienst für eine Pause zu nutzen. Der Platzt füll sich, von überall her kommen die Weltjugendtagspilger. Auch bekannte: „Es ist total schön hier, wir haben schon bekannte Gruppen aus anderen Ländern, die wir nur von kurzen Begegnungen aus Porto kannten, wiedergetroffen, und alle haben sich gefreut, wie in einer großen Familie“, sagt Lena.
Vom Meer herüber zieht dichter Nebel. Von blauen Wolken und Wellen keine Spur. Dafür ertönen 400 Stimmen und 100 Instrumente. Ein riesiger Chor mit Orchester erfüllt den Platz, Hunderte Messdienerinnen und Messdiener sowie Priester und 44 Bischöfe, unter ihnen der Paderborner Weihbischof Matthias König, ziehen ein.
»Unsere Kirche lebt durch die Taten der Liebe und Barmherzigkeit.«
Bischof Manuel da Silva Rodrigues Linda
Bischof von Porto
Portos Bischof Manuel da Silva Rodrigues Linda begrüßt die jungen Menschen aus aller Welt. Er ruft ihnen zu, sich für und in der Welt sozial zu engagieren. Er sagt: „Wir leben in schwierigen Zeiten“ Und: „Unsere Kirche lebt durch die Taten der Liebe und Barmherzigkeit.“ Bischof Linda bringt ein Vorbild aus Deutschland ins Spiel, die Selige Maria Droste zu Vischering aus dem Münsterland. Sie hat sich in Porto um Mädchen und junge Frauen, die in Armut und Prostitution leben, gesorgt und ist die Patronin der „Tage der Begegnung“ in Porto. Bischof Linda hofft, dass viele junge Menschen gestärkt vom Weltjugendtag in ihre Heimat zurückkehren. „Erzählt allen, was hier geschehen ist, was euch geschenkt wurde. Erzählt von der Gastfreundschaft. Und werdet Influencer von Jesus Christus. Erzählt von Gott, wie es Jesus getan hat.“ Und dann klart wie in einem Drehbuch doch der Himmel auf, der blaue Atlantik ist zu sehen.
Während des Gottesdienstes hat sich noch etwas anderes geklärt: Das Paderborner Weltjugendtagskreuz, in dem auch „Porto“ in großen Buchstaben eingefräst ist, wird Bischof Linda und den Organisatoren der „Tage der Begegnung“ zum Abschluss geschenkt. Die Verantwortlichen informieren Lena und Vanessa. Sie dürfen es stellvertretend übergeben.
Angeführt von Diözesanjugendpfarrer Tobias Hasselmeyer geht es hindurch durch die Sicherheitssperren und Reihen der Ehrengäste zur Bühne, wo sich die Kameras der Fernsehteams und Fotografen auf die beiden jungen Frauen richten. „Das war aufregend, man meint, die ganze Welt schaut auf einen“, sagt Lena und lacht. Bischof Linda ist begeistert und strahlt die jungen Frauen an. „Der Bischof hat sich mehrfach bedankt. Er kennt Paderborn sogar von einem Deutschlandbesuch“, berichtet Vanessa von ihrem Gespräch. Und Lena sagt: „Das Kreuz ist jetzt beim Bischof und wird hoffentlich einen schönen Platz finden, an dem sich viele Leute an die schöne Zeit erinnern.“
Die Gastgeber zeigen sich jedenfalls weiter von ihrer besten Seite. Nach dem Gottesdienst beginnt ein großes Musikfestival, das mit einer Lasershow um Mitternacht endet. Wem es zu warm wird, der springt am nahen Strand in den kühlen Atlantik. Und mit den Bussen geht es zurück zu den Gastgebern, die spät in der Nacht Fremden, die jetzt Freunde sind, Türen öffnen.