Glaube als Konstante und Kraftquelle im Alltag
Glaube als Konstante und Kraftquelle im Alltag
26.07.2022
Faszination

Glaube verändert

Wie mein Glaube meinen Alltag prägt und mir Kraft gibt

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Von Felix Lieneke

Wir sind gekommen, um IHN anzubeten (Mt 2,2) – das war das Motto des Weltjugendtags in Köln im Jahr 2005. Etwa eine Million junge Christinnen und Christen aus aller Welt feierten hier ihren Glauben. Sie konnten sehen und spüren, dass Kirche jung und lebendig ist. Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Initiative Nightfever, die sich von Bonn aus inzwischen in mehr als 27 Länder ausgebreitet hat.

Junge Menschen gestalten Gebetsabende, bei denen Jesus im Mittelpunkt steht, und laden Menschen von der Straße ein, in der offenen Kirche vorbeizukommen. Für viele Leute eine Gelegenheit, Kirche und Gott ganz neu kennenzulernen. Einige besondere Elemente von Nightfever und persönliche Erfahrungen von jungen Menschen wollen wir in dieser Reihe vorstellen.

Jeder Mensch bekommt jeden Tag 24 Stunden geschenkt. Ich selbst habe dabei in der Hand, wie ich diese Zeit nutze. Alles Tun ist dabei auf irgendeine Weise vergänglich.
Irgendwann holt einen der Alltag wieder ein. Es gibt nur wenige Konstanten im Leben.
Eine solche Konstante ist mein Glaube.

Konkrete Erlebnisse, wie Nightfever stützen diese Konstante. Aber was bleibt davon?
Was kann der Glaube in meinem Leben und in meinem Alltag verändern?
Der Glaube bedeutet ein Grundvertrauen zu haben, auch wenn es mal nicht so läuft,
wie ich es mir wünsche. Wir schaffen nicht alles, wir verstehen nicht alles und können schon lange nicht alle Rätsel dieser Welt lösen. Wir müssen gemeinsam die Unbegreiflichkeit Gottes aushalten – und das ein ganzes Leben lang.
Und dennoch glaube ich, dass er immer bei uns ist und uns hält.

"Da ist jemand, der immer für mich da ist"
"Da ist jemand, der immer für mich da ist"

Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand

Ich glaube, dass mich dieser Gedanke, von Gott getragen zu sein, prägt und zu einer gelasseneren Lebensweise stimmt. Uns wird im Glauben etwas geschenkt, was wir nicht unbedingt selbst in der Hand haben, nicht herbeiführen oder verdienen können:
die Zusage von Erlösung, Vollendung und ein Leben nach dem Tod. Wir haben Zukunft, auch, wenn uns manchmal Probleme und Schwierigkeiten niederdrücken.
Mit Gott hadern, diese Momente kennt sicher jeder von uns.
Wer sich aber von einem Sinn getragen weiß, vermag manches unverständliche vielleicht besser zu verkraften und den Mut nicht zu verlieren. Du bist nicht allein. Du musst nicht alles mit Dir selbst ausmachen. Da ist jemand, der immer für dich da ist.

Felix Lieneke
Felix Lieneke

»Ich glaube, dass mich dieser Gedanke, von Gott getragen zu sein, prägt und zu einer gelasseneren Lebensweise stimmt.«

Felix Lieneke
Nightfever Paderborn

Sich von Gott den Tag über begleiten lassen

Um den Glauben auch im Alltag zu leben, nehme ich mir am Ende eines jeden Tages die Zeit auf den Tag zurückzuschauen, auf das, was passiert ist. Auf die Menschen, die mir begegnet sind. Und ich achte auf die Emotionen, die dabei in mir schlummern.
Das hilft mir, mit dem Tag abzuschließen und am nächsten Tag wieder neu zu starten.
Ohne Altlasten. Auch dieses kleine Ritual, im Vertrauen auf Gott, macht mich im Glauben zu einem freieren und gelasseneren Menschen.

Ein Lied, dass mir seit einiger Zeit sehr ans Herz gewachsen ist, ist „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Dessen erste Zeilen drücken diese Geborgenheit und Standhaftigkeit so wunderbar aus:

Meine Zeit steht in Deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in Dir. Du gibst Geborgenheit, Du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in Dir.
Sorgen quälen und werden mir zu groß. Mutlos frag ich: Was wird morgen sein? Doch Du liebst mich, Du lässt mich nicht los. Vater Du wirst bei mir sein.


Darum dürfen wir gerade in dieser Zeit, der immer noch andauernden Pandemie besonders beten: Dass Gott bei uns ist, und dass wir im Geist und im Gebet miteinander verbunden bleiben und diese Schwierige Zeit so überstehen können.

»Christsein und Glauben kann mich aber auch im Konkreten Handeln verändern.
Da gibt mir mein Glaube auch in meinem Beruf im Rettungsdienst Kraft.«


Aus Glaube und Gemeinschaft Kraft und Hoffnung schöpfen

Was für andere vielleicht der Sportverein ist, habe ich bei uns in der Kirchengemeinde gefunden. Seit meiner Erstkommunion bin ich als Messdiener aktiv.
Früher, wenn die Erwachsenen nach dem Gottesdienst noch einen Plausch auf dem Kirchplatz gehalten haben, habe ich noch nicht verstanden, was hinter dem Begriff Gemeinde eigentlich steckt. Je mehr ich selbst aktiv war, desto deutlicher wurde mir dieser Gemeinschaftsaspekt.

Der Glaube verbindet Menschen. Und wenn es nur die Gespräche auf dem Kirchplatz sind. Die Predigt des heutigen Gottesdienstes diskutieren, ein offenes Ohr für andere haben, sich einfach austauschen.
Zusammengefasst und mit großer Vorsicht formuliert: Wir leben davon, dass wir uns ehrlich und echt begegnen. Im guten Sinn bescheiden, verständnisvoll und hilfsbereit.
Kultiviert und höflich, als gläubige Suchende und suchende Gläubige.

Christsein und Glauben kann mich aber auch im Konkreten Handeln verändern.
Da gibt mir mein Glaube auch in meinem Beruf im Rettungsdienst Kraft.
Wenn ich Menschen in Notlagen helfe, dann ist da auch immer ein Satz aus dem Matthäusevangelium präsent: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Alltagstrubel
Jesu Kreuz
Kerzenlicht

Neu ausrichten

Im Alltag hilft mir der Glaube, mich neu zu fokussieren. Überall muss man Leistung bringen, immer präsent sein. Wir werden ständig und überall mit Reizen überflutet: ständig schauen wir auf unser Smartphone, wollen am besten immer und überall erreichbar sein.

Mir tut es dann gut, mich in solchen Momenten für ein paar Minuten in eine Kirche zu setzen. Meinen Gedanken Raum geben und meinen Bick wieder auf das wesentliche zu richten. Nightfever bietet mir hierzu immer konkret die Gelegenheit: hier muss ich nichts leisten. Ich darf einfach sein, mit allem, was mich gerade beschäftigt. Ich darf alles vor Gott legen, ohne mir von irgendjemanden gut gemeinte Ratschläge geben lassen zu müssen. Ist das nicht schön?!

Lange Zeit konnte ich nicht viel mit Anbetung anfangen. Ich glaube aber, dass es sich lohnt sich darauf einzulassen. Gerade in einer schnelllebigen Welt, in der man Stille und Ruhe vielleicht auch erstmal wieder einüben und lernen muss auszuhalten.

Glaube ist vielfältig und ein großes Geschenk

Bei Nightfever komme ich mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt: sowohl mit sehr gläubigen Menschen als auch mit Menschen, die sich schon lange enttäusch von der Kirche abgewandt haben.
Ich habe Verständnis für Leute, die aus Enttäuschung von amtskirchlichem Versagen aus der Kirche austreten. Beispiele für Dauerbaustellen gibt es zu Genüge.

Angefangen bei einer abgehobenen Sprache, die häufig nicht mehr die Menschen im Heute berührt. Ob die vielen Fälle von Missbrauch, bis hin zum Umgang mit Homosexuellen; Anlass zum Hände über den Kopf schlagen gibt es zu Genüge.
Da komme auch ich häufig ins Zweifeln.

Und dennoch: der Glaube ist für mich ein Geschenk und ich fühle mich dadurch gestärkt.
Glaube ist auch etwas sehr Individuelles und ich muss mir in diesen Situationen der Enttäuschung immer wieder bewusst machen, dass mein Glaube nicht allein aus der Amtskirche besteht.

Ich kann Leute nicht bekehren, oder bequatschen an Gott zu glauben. Aber wenn ich bei einem Nightfever-Abend Menschen auf der Straße mit Gott und ihrer ganz persönlichen Gottesbeziehung in Berührung bringen kann und sie dabei selbst diese Erfahrungen machen dürfen, das Glaube eine Bereicherung sein kann und das Gefühl bekommen von Gott getragen zu sein, ist das etwas sehr Besonderes.
Ich wünsche jedem, dass er oder sie den eigenen ganz persönlichen Glauben und eine christliche Lebensweise gegenüber den Mitmenschen nicht verliert.

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