Darstellung von Anna mit Maria und dem Jesuskind im Mariendom von Neviges
26.07.2023
Faszination

Heilige Anna - eine besondere Großmutter

Wer sie war und warum Menschen bis heute zu ihr beten

von Theresa Oesselke

Großeltern sind wichtige Bezugspersonen für ihre Enkel: Sie verbringen viel Zeit mit ihnen, vermitteln ihnen Werte, können aus der Familiengeschichte erzählen und bringen Dinge wie Stricken, Kochen oder Handwerken bei. Heute feiert die Kirche den Gedenktag einer ganz besonderen Großmutter: Anna. Die Mutter Mariens. Also: die Großmutter Jesu. Ich bin mit der heiligen Anna aufgewachsen. Mit Mutter Anna – wie es bei uns immer heißt. In meiner Heimat wird Anna groß verehrt. Was für Paderborn das Liborifest ist, ist in Brakel der Annentag. Vier Tage Kirche, Kirmes und Kultur. Sogar ein eigenes Bier gibt es: das St. Annen Dunkel. Aber wozu das alles? Was macht Anna so besonders und welche Bedeutung hat sie für uns heute noch?

Das alttestamentliche Vorbild der Hanna

In der Bibel kommt Anna und auch ihr Ehemann Joachim gar nicht vor. Erst im zweiten Jahrhundert wird ihr Name und eine Legende zu ihrem Leben überliefert – im apokryphen Protoevangelium des Jakobus. Apokryph bedeutet, dass diese Schrift nicht in die Sammlung der biblischen Bücher aufgenommen wurde, aber viel über die Herkunft von Maria, der Mutter Jesu, erzählt.

Diese Schrift erzählt die Geburt Marias nach dem Vorbild der Erzählung von Hanna und ihrem Sohn Samuel (1 Sam 1-2): Anna und Joachim sehnen sich 20 Jahre vergeblich nach einem Kind. Sie leiden unter der Situation. Im hohen Alter verkünden ihnen schließlich Engel, dass sie ein Kind bekommen werden. Von diesem Kind werde auf der ganzen Welt gesprochen werden: Maria, die spätere Mutter Jesu. Bereits im siebten Monat wird Maria geboren und dadurch von Beginn an als ein besonderes Kind dargestellt.

Anna mit Maria beim Lesen

Anna - Mutter und Vorbild im Glauben

Besonders ist die Geburt Mariens noch aus einem anderen Grund: Maria wurde wie jedes Kind von ihren Eltern gezeugt. Aber sie war als einziger Mensch frei von der Erbsünde – die unbefleckte Empfängnis Mariens, wie man in der Kirche sagt. Als Kleinkind bringen Anna und Joachim ihre Tochter Maria dann zu den Priestern in den Tempel, um sie ganz dem Dienst für Gott anzuvertrauen.

Oft wird Anna in der Kunst mit Maria als jungem Mädchen und einem Buch dargestellt. Diese Szene zeigt, wie Anna Maria das Alte Testament lehrt. Anna hat als Mutter die Grundlagen für den Glauben von Maria gelegt. Für ihr Vertrauen auf Gott. So konnte Maria später zu Gottes großem Plan mit ihr „Ja“ sagen: Maria wird die Mutter von Jesus, dem Sohn Gottes.

Eine Verehrung mit langer Tradition

Anna war nicht nur für Maria ein wichtiges Vorbild im Glauben, sondern auch für viele andere Menschen. Schon im 6. Jh. ist die Annenverehrung verbreitet. Im 16. Jh. führte der damalige Papst einen weltweiten Festtag für die heilige Anna am 26. Juli ein. Im Laufe der Jahrhunderte entstehen Annenbruderschaften, das Annenwasser und Annenfeste.

Bei Anna Fürsprache finden

Aber es geht nicht nur um äußerliche Feierlichkeiten. Anna findet vor allem auch einen Platz im persönlichen Glauben der Menschen. Kirchen und Kapelle entstehen, um einen Ort für die Begegnung mit der Heiligen zu schaffen. So zum Beispiel auch die Annenkapelle in Brakel. Seit über 500 Jahren pilgern Menschen an diesen Ort, um zu beten. In ihren ganz verschiedenen Anliegen. Sie bitten die heilige Anna um Fürsprache: bei Gott, bei ihrer Tochter Maria, bei ihrem Enkel Jesus.

Anna gilt als Patronin der Arbeiterinnen, Bergleute, Schiffer, Weber; der Mütter und guten Ehe, Hausfrauen, Witwen, für Kindersegen und eine glückliche Geburt. Aber auch bei verlorenen Sachen, gegen Gewitter und für Regen, bei Fieber, Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen. Kurz: Bei Anna kann jeder Fürsprache finden.

Eine besondere Großmutter - damals und heute

Neben der Fürsprache steht Anna für noch eins: die menschliche Seite Jesu. Jesus war Gott und Mensch. Er wurde in eine ganz gewöhnliche Familie mit Eltern und Großeltern hineingeboren und hat von ihnen gelernt. Mit Anna hatte er eine Großmutter, der er sich anvertrauen konnte. Zu der er immer kommen konnte. Mit den ganz persönlichen Anliegen. Das war Anna nicht nur für Jesus, sondern sie ist es bis heute für viele Menschen. Eine großmütterliche Fürsprecherin bei Gott. Auch für mich.

Annenkapelle in Brakel

Annentag in Brakel

Immer am ersten Wochenende im August findet in Brakel der Annentag statt, die größte Innenstadtkirmes im Weserbergland mit über 300.000 Besucherinnen und Besuchern. Es gibt sie seit 1755. Der religiöse Ursprung des Festes liegt in der Verehrung der heiligen Anna. Kirchlicher Höhepunkt der viertätigen Feierlichkeiten ist die Prozession zur Annenkapelle am Sonntag, bei der eine Figur der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria durch die Stadt getragen wird. In diesem Jahr findet der Annentag vom 4. bis 7. August statt. Weitere Informationen gibt es hier: https://www.brakel.de/annentag 

Ausflugstipp: Mutter-Anna-Weg

Mehr Einblicke in die Person und das Leben der heiligen Anna bietet der Mutter-Anna-Weg in Brakel. Der ca. 5km lange Rundweg führt zu verschiedenen Darstellungen der Heiligen und ist Teil des Pilgerwegs, der von Corvey kommend nach Santiago des Compostela führt. Ausführlichere Informationen finden sich hier: https://www.orte-verbinden.de/Wege/Mutter-Anna-Weg/ 

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