Jan-Philipp Krawinkel: „Jugendarbeit ist die Zukunft der Kirche“
24.06.2013

Jan-Philipp Krawinkel: „Jugendarbeit ist die Zukunft der Kirche“

Jan-Philipp Krawinkel ist 23 Jahre alt und studiert in Münster Soziale Arbeit. Seine Freizeit verbringt er meistens in Paderborn, im Pfadfinderstamm St. Meinolf engagiert er sich als Jungpfadfinderleiter und seit Mai 2012 ist er Diözesanvorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG). Und wenn bei all der Pfadfinderei noch Zeit bleibt, dann liest Jan-Philipp gerne ein Buch oder kocht mit Freunden.

Jan-Philipp sieht sich als gläubigen Menschen. Besonders prägend war für ihn die Zeit der Firm-Vorbereitung. „Ich hatte das Gefühl, dass mir niemand mehr vorschreiben will, dass und was ich zu glauben habe.“ Er konnte sich kritisch mit seinem eigenen Zweifeln auseinandersetzen. Natürlich hat auch die DPSG ihren Beitrag geleistet. „Spiritualität und Glaube läuft hier im Tagesgeschäft mit“, sagt Jan-Philipp. So ist es normal, gemeinsam den Tag spirituell zu beginnen und zu beenden sowie Gottesdienst zu feiern - hier jedoch auf ungezwungene Art und anders, als man das sonntags in der Kirche gewohnt ist. Gemeinschaft spielt für ihn eine große Rolle, denn in dieser kann er Glaube spüren. Das zeige sich auch im Kirchenbild der DPSG, das heißt „Gemeinschaft am Lagerfeuer“. Mit der Institution Kirche an sich hat Jan-Philipp Schwierigkeiten, was Positionen zu einigen gesellschaftlichen Themen angeht. Dennoch gehören Glaube und Kirche für ihn zusammen. Jugendlichen eine Stimme geben „Ich hoffe, dass wir es schaffen, Grundlagen für eine für alle Generationen tragende Pastoral im Erzbistum Paderborn zu formulieren und dabei keine Gruppe aus dem Blick verlieren“, formuliert Jan-Philipp sein Ziel für die Pastoralwerkstatt. Dabei ist es ihm besonders wichtig, den zahlreichen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich in der katholischen Jugendarbeit engagieren, eine Stimme zu verleihen. „Sie sind die Zukunft unsere Landes und auch der Kirche und der Glaubensweitergabe.“ Jan-Philipp meint, dass es möglich sein muss, adäquate Formen der Glaubensausübung zu finden, die den Bedürfnissen und Interessen junger Leute entsprechen. Weiterhin ist es ihm wichtig, dass Jugendarbeit als zentraler Ort für Glaubenserlebnisse sowie wichtiger Mitgestalter in den Gemeinden und pastoralen Räumen wahrgenommen wird. Hier soll die Kompetenz der Jugendverbände im BDKJ als Experten für Jugendliche genutzt werden. Eine tief greifende VeränderungDen Prozess „Perspektive 2014“ nimmt Jan-Philipp als tief greifende Veränderung mit Verunsicherungen, aber mindestens genauso vielen Chancen wahr. „Für uns auf Diözesanebene ist vor allem der Aspekt der sich verändernden Strukturen vor Ort zentral“, sagt er. „Die Räume werden größer: daher sind nun zum Teil mehrere Stämme oder Ortsgruppen unterschiedlicher Verbände in einem pastoralen Raum angesiedelt.“ Neben den Fragen, wie es möglich sein kann, nebeneinander in Vielfalt zu existieren, bietet dies nach der Meinung von Jan-Philipp auch die Chance, Tatkraft zu bündeln und gemeinsam anzupacken. Ein gutes Beispiel ist für ihn die 72-Stunden-Aktion gewesen, bei der es einige Kooperationen gab. Erhöhte gesellschaftliche Anforderungen Neben den Veränderungen durch die „Perspektive 2014“ sieht Jan-Philipp die katholische Jugendarbeit auch mit gesellschaftspolitischen Entscheidungen konfrontiert. Als zwei zentrale Punkte nennt er die flächendeckende Einführung der Ganztagsschulen und die Verkürzung der Zeit bis zum Abitur. „Die Kinder und Jugendlichen haben vor allem basierend auf den erhöhten Anforderungen weniger Zeit, sich einzubringen“, erklärt Jan-Philipp. Er erlebt auch, wie es schwieriger wird, junge Erwachsene als Gruppenleiter zu gewinnen. Nichtsdestotrotz stelle katholische Jugendarbeit eine wichtige Säule der Bildung dar – neben der formalisierten Schulbildung können sich junge Leute hier im geschützten Rahmen ausprobieren und persönlich weiterentwickeln. So bleiben in der DPSG im Erzbistum die Mitgliederzahlen stabil. „Denn wir bieten gemeinsam mit den anderen Akteuren einen den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepassten Erlebnisraum“, sagt Jan-Philipp. Misch dich ein Jugendarbeit habe einen Bildungs- und Erziehungsauftrag. Sie solle dazu beitragen, dass sich Kinder und Jugendliche zu mitgestaltenden Bürgern entwickeln können, die auf sich selbst und ihre Fähigkeiten vertrauen könnten. Hierzu würden gerade die Jugendverbände mit ihren mannigfaltigen Profilen für viele Kinder und Jugendliche einen ansprechenden Erlebnisraum anbieten. „Ich habe vor allem erfahren, dass Veränderungen mutige und innovative Stimmen brauchen. Willst du etwas verändern, dann warte nicht, dass es jemand in die Hand nimmt, sondern misch dich ein“, sagt Jan-Philipp und zitiert den Gründer der Weltpfadfinderbewegung Sir Robert Baden Powell: „Verlasst die Welt ein bisschen besser, als ihr sie vorgefunden habt“. Jugendarbeit vermittelt Kindern und Jugendlichen das Gefühl, dass sie wichtig und wertvoll sind. Ergebnisse aus der Brille der Zielgruppe betrachten Auf diese Weise möchte sich auch Jan-Philipp in die Pastoralwerkstatt einbringen. Ihm ist es wichtig, den rund 7500 Mitgliedern der DPSG im Erzbistum Paderborn eine Stimme zu verleihen. So wird er das Ergebnis kritisch hinterfragen, aus der Brille der Zielgruppe betrachten und das Expertenwissen der Jugendverbände auch im Bezug auf adäquate Glaubensformen für Kinder und Jugendliche einbringen. „Denn nur, wenn alle Generationen mitbedacht werden, kann eine für alle tragende und zukunftsfähige Pastoral im Erzbistum Paderborn entstehen.“

Jan-Philipp hat den Eindruck, dass Vertreter in der katholischen Jugendarbeit vor Ort zu wenig in die Mitgestaltung einbezogen werden. Die Akteure der Jugendarbeit könnten wichtiges Expertenwissen und Beispiele gelungener Glaubensausübung von und mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bieten. Jan-Philipp: „Das ist wichtig, um Kirche zukunftsfähig für die kommenden Generationen zu gestalten.“

Hier geht es zu den Texten:Jonas Heinisch: „Die Kirche muss entwicklungsfähig und flexibel werden“

Friederike Strugholtz: „Kirche soll ein Glaubensort für alle Altersgruppen sein“

Manuel Troike: „Innovative Wege gehen und dem Glauben treu bleiben“ Hendrik Hillebrand: „Ich freue mich, eine Stimme der Jugend zu sein“

Vom 26. bis 29. Juni 2013 wird das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn Schauplatz einer ungewöhnlichen Tagung, die den Namen „Diözesane Pastoralwerkstatt“ trägt. 430 Frauen und Männer kommen im HNF zusammen, um gemeinsam über die Zukunft der Pastoral im Erzbistum Paderborn zu beraten.

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