Laura Konieczny kauft unverpackt ein.
Laura Konieczny kauft unverpackt ein.
17.01.2020
Perspektive

Kleine Schritte gegen die Klimakrise

Wir alle können nachhaltiger leben. YOUPAX-Autorin Laura erklärt, wie einfach das ist.

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von Laura Konieczny

Mein Kollege Tobias bittet mich, diesen Beitrag zu schreiben und sofort habe ich ein Lied im Sinn. „Muss nur noch kurz die Welt retten“, singt Tim Bendzko in meinen Gedanken. Genau das müssen wir tun: Die Welt retten – und zwar schnell. In den Nachrichten lesen wir über Klimawandel, CO2-Emissionen und immer wieder das Schlagwort dieser Zeit: Nachhaltigkeit. Vielleicht hast auch du dir zu Neujahr vorgenommen, 2020 endlich nachhaltiger zu leben und dich dann gefragt: Was bedeutet das eigentlich? Wie kann ich als einzelne Person, mit meiner Familie oder WG klimafreundlich leben?

»Ich wär so gern dabei gewesen, doch ich hab viel zu viel zu tun.«

TIM BENDZKO
Sänger, im Song "Noch kurz die Welt retten"

„Ich wär‘ so gern dabei gewesen, doch ich hab viel zu viel zu tun“, singt Tim Bendzko weiter, während ich zu den zehn Tipps für ein nachhaltiges Leben recherchiere, die ich hier später vorstelle. Das Ziel, nachhaltig zu leben, erscheint auf den ersten Blick riesengroß und darum schwer greifbar. Dabei weiß auch Tim in seinem Song: „Da draußen brauchen sie mich jetzt. Die Situation wird unterschätzt und vielleicht hängt unser Leben davon ab.“ Um trotz der dringenden Lage etwas Druck rauszunehmen, gibt’s erstmal zwei gute Nachrichten:

1. Der Nachhaltigkeitsbegriff ist einfach:
Wir müssen heute so leben, dass auch zukünftige Generationen gut leben können, also nicht mehr Ressourcen verbrauchen und zerstören, als nachwachsen können.

2. Nachhaltiges Leben ist einfach:
Die ersten Schritte sind sofort umsetzbar und haben einen positiven Einfluss aufs Klima.

Laura Konieczny präsentiert ihr Zero Waste-Set für unterwegs

Zehn Tipps für nachhaltiges und klimafreundliches Leben

Anne Marie Bonneau Zero Waste Chef

Auf Instagram kursiert aktuell ein Post mit dem Text: „Wir brauchen nicht 100 Menschen, die perfekt nachhaltig leben, sondern Millionen von Menschen, die es unperfekt tun.“ Das zeigt: Der Weg zu einem nachhaltigen Leben ist ein Prozess. Auch ich als Nachhaltigkeitsexpertin bin nicht perfekt. Auch ich habe irgendwann angefangen – und das kannst auch du. Zum Beispiel mit diesen zehn Tipps.

»Wir brauchen nicht 100 Menschen, die perfekt nachhaltig leben, sondern eine Million, die es unperfekt tun.«

1. Iss regional und saisonal 

Importierte Lebensmittel verursachen hohe Treibhausemissionen. Unverarbeitete, saisonale Produkte aus der Region sind gesünder und sparen Ressourcen für die industrielle Herstellung, Verpackung und Transport.

2. Zurück zum Sonntagsbraten

Die Fleischhaltung zählt zu den umweltschädlichsten Branchen. Wer vegan lebt, spart laut einer Studie bis zu zwei Tonnen CO2 im Jahr ein. Darum gilt: je weniger tierische Produkte, desto besser. Auch, wer nur an einigen Tagen pro Woche auf Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichtet, tut der Umwelt bereits etwas Gutes. Aktuell läuft die Veganuar-Kampagne: Versuch's doch diesen Monat mal vegan.

3. Trink Leitungswasser

Leitungswasser wird gründlicher kontrolliert als Flaschenwasser, kommt ohne Verpackung und Transport aus und kostet durchschnittlich nur 0,2 Cent pro Liter. Für 1 Euro bekommt man also etwa 500 Liter Leitungswasser anstatt nur zwei bis fünf Flaschen Mineralwasser. Das sollte Grund genug sein, häufiger den Hahn aufzudrehen.

4. Nutze Mehrweg statt Einweg

„Zero Waste“, also abfallarm, zu leben liegt im Trend und ist einfacher als gedacht. Die ersten Schritte: einen Thermobecher für den Coffee To Go mitnehmen, Snack in eigenen Boxen statt Folie transportieren und Plastiktüten im Supermarkt ablehnen. Mit dünnen Einkaufsnetzen lässt sich Obst und Gemüse plastikfrei transportieren. In Unverpacktläden im Erzbistum und ganz Deutschland können Lebens- und Hygieneartikel ohne Verpackung in eigene Behälter abgefüllt und eingekauft werden.

Leitungswasser

Übersicht weiterer Mehrweglösungen 

5. Konsumiere mit Bedacht

Die Japanerin Marie Kondo hat das Ausmisten und minimalistische Leben zum Trend gemacht. Minimalismus bedeutet, nur zu besitzen, was wir wirklich brauchen und was uns langfristig Freude bereitet. Die Produktion von billiger Mode und minderwertigen Plastikprodukten hat unterschiedliche negative Folgen für Menschen und Umwelt. Darum heißt es: Weniger shoppen und wenn, dann bitte in Second Hand oder hochwertige, langlebige und nachhaltig produzierte Ware investieren. Dinge, die nicht regelmäßig benutzt werden, können auch von Freunden und Bekannten ausgeliehen anstatt gleich neu angeschafft werden. Zum Teilen, kaufen und Verkaufen sind z.B. die Apps Kleiderkreisel, ebay Kleinanzeigen oder „Free Your Stuff“-Facebookgruppen ein guter Startpunkt oder du organisierst selbst eine Tauschparty im Jugendheim.

6. Bleib am Boden

Paderborn statt Palma lautet die Devise. Ein Economyflug nach Mallorca und zurück verursacht 522kg CO2 pro Person. Das ist ein Viertel dessen, was jeder Mensch auf der Erde im Jahr maximal verursachen darf, um die Folgen des Klimawandels in verträglichen Grenzen zu halten. Größere Klimasünder als Flugzeuge sind nur diesel- und schwerölbetriebene Kreuzfahrtschiffe. Gut, dass es in Deutschland und Europa auch wunderschöne mit dem Zug erreichbare Urlaubsziele gibt. Auch im Alltag solltest du, das Auto häufiger stehen lassen und stattdessen ÖPNV, Rad oder die eigenen zwei Beine nutzen. Wer aufs Auto angewiesen ist, sollte sich um Fahrgemeinschaften bemühen.

7. Kompensiere CO2

Bei Organisationen wie der Klima-Kollekte kann der eigene CO2-Fußabdruck berechnet und die Emissionen, zum Beispiel fürs Auto fahren oder eine Gemeindeveranstaltung, kompensiert werden. Das zusätzlich gezahlte Geld fließt mithilfe der Kompensationsdienstleister in Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien oder wird zur weltweiten Wiederaufforstung von Wäldern eingesetzt. CO2-Kompensationen sind ein hilfreicher, allerdings allein nicht ausreichender Schritt, um nachhaltig zu leben.

8. Spare und wechsle zu Ökostrom

Bei der konventionellen Stromerzeugung mit Braun- oder Steinkohle entsteht besonders viel CO2. Wer zu einem Ökostromanbieter wechselt, fördert den Ausbau erneuerbarer Energien und trägt dazu bei, dass die Menge nachhaltig erzeugten Stroms wächst. Wer einfache Stromspartipps beachtet, auf energieeffiziente Geräte umsteigt und Geräte abschaltet, statt den Stand-by-Modus zu nutzen, spart zusätzliches Geld und Ressourcen.

9. Heize und lüfte richtig

Korrektes Heizen und Lüften spart wertvolle Rohstoffe und schont den Geldbeutel. Dazu gehört die richtige Heizungseinstellung – die optimale Raumtemperatur liegt bei 20 Grad (22 im Bad, 17-18 im Schlafzimmer). Außerdem: Fenster abdichten, Heizkörper nicht verdecken und Ökostrom oder -gas nutzen. Durchs Stoßlüften mehrmals am Tag für einige Minuten geht weniger Wärme verloren als durch ein dauergekipptes Fenster.

10. Nutze Balkon und Garten

Bäume sind natürliche Kohlenstoffspeicher. Wiederaufforstung gilt darum als eines der effektivsten Mittel gegen den Klimawandel. Wer selbst Bäume pflanzt und pflegt trägt also aktiv zur CO2-Reduktion bei. Bunte Blumenwiesen sind ein wichtiges Domizil für Bienen und andere Insekten, die für den Erhalt unseres Ökosystems notwendig sind. Auch auf kleinem Raum kann man gärtnern und gar in einem Balkonbeet gedeihen saisonale Früchte und Gemüse, die garantiert unverpackt geerntet werden können.

Einkaufen in eigenen Behältern

Meinen liebsten Trick für den Anfang möchte ich zum Schluss noch teilen: 

Frage dich, nachdem du diesen Artikel gelesen hast: Was erscheint mir als einfachster und welcher als schwierigster der zuvor beschriebenen Schritte? Setze nun als erstes diese zwei um: den einfachen sofort, den schwierigen sobald und so gut wie möglich. Alles andere dazwischen wird dadurch zum Kinderspiel. 

Was zählt ist, dass jeder und jede Einzelne von uns losgeht. Mach’s wie Tim Bendzko und rette noch kurz die Welt.

Laura Konieczny (1993) lebte bis 2017 in Castrop-Rauxel und Dortmund, von wo sie als Redakteurin für YOUPAX, das junge Glaubensportal im Erzbistum Paderborn, arbeitete. Seit 2018 arbeitet sie als selbstständige Nachhaltigkeitsberaterin in Berlin. Jede Woche gibt sie Tipps zur Abfallvermeidung, im Alltag in ihrem Podcast „Zero Waste Your Life“.

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