Warum Musikerin Marta Kopyto bei Nightfever spielt – und was der Papst damit zu tun hat
Wir sind gekommen, um IHN anzubeten (Mt 2,2) – das war das Motto des Weltjugendtags in Köln im Jahr 2005. Etwa eine Million junge Christinnen und Christen aus aller Welt feierten hier ihren Glauben. Sie konnten sehen und spüren, dass Kirche jung und lebendig ist. Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Initiative Nightfever, die sich von Bonn aus inzwischen in mehr als 27 Länder ausgebreitet hat.
Junge Menschen gestalten Gebetsabende, bei denen Jesus im Mittelpunkt steht, und laden Menschen von der Straße ein, in der offenen Kirche vorbeizukommen. Für viele Leute eine Gelegenheit, Kirche und Gott ganz neu kennenzulernen. Einige besondere Elemente von Nightfever und persönliche Erfahrungen von jungen Menschen wollen wir in dieser Reihe vorstellen.
Wenn Marta Kopyto ihre rosa Jazz-Gitarre und ihren Verstärker im Retrolook auspackt, erkennt man schnell ihre besondere Leidenschaft für die Musik. Was ihre Gitarre mit Gebet zu tun hat und was es für sie bedeutet, bei Nightfever Musik zu machen, erzählt die Gitarristin im Interview.
»Musik ist für mich der kürzeste Weg zu Gott. Und das teile ich inzwischen auch gerne mit anderen. Nehme andere mit. Führe andere mit meiner Musik ins Gebet.«
Marta Kopyto
Gitarristin bei Nightfever Siegen
Lange Zeit habe sie nicht gerne vor Menschen Gitarre gespielt. „Ich war viel zu schüchtern“, erinnert sich Marta und erzählt, wie ein Brief von Papst Benedikt XVI. an alle Künstler ihre Einstellung verändert hat. „Der Papst nennt uns Künstler ‚Hüter der Schönheit‘. Dieser Text hat mich getroffen. Er hat mir bewusst gemacht, dass mein Talent nicht nur eine Gabe, sondern auch Aufgabe ist. Es war, als würde der Papst mich persönlich auffordern, mit meiner Musik Botin für Gottes Schönheit zu werden.“
Seitdem spielt Marta bei verschiedenen Aktionen Gitarre. Seit vier Jahren auch bei Nightfever in Siegen. Sie sagt: „Musik ist für mich der kürzeste Weg zu Gott. Und das teile ich inzwischen auch gerne mit anderen. Nehme andere mit. Führe andere mit meiner Musik ins Gebet.“
Bei Nightfever geht es nach der Messe in die Anbetung über. Verschiedene Musikgruppen wechseln sich ab. Lieder des Lobpreises und der Anbetung aus verschiedenen Musikrichtungen. Manche Besucher sitzen einfach da und hören zu. Andere lassen sich von der Musik ins Gebet führen, machen die Liedtexte zu ihrem persönlichen Gebet. „Für mich ist Musik die beste Art zu beten!“, sagt Marta. Sie erzählt, dass ihr beim Beten manchmal die Worte fehlen. Aber durch die Musik kann sie sich ausdrücken. Die Musik wird für sie zu einer Brücke zu Gott.
Nightfever hat Marta durch eine Freundin kennengelernt. Zunächst ist sie als Besucherin dabei. Die besondere Atmosphäre bei den Anbetungsabenden habe sie sofort gepackt. Vor allem die Musik. „Musik kann wirklich berühren. Gemeinschaft stiften. Gefühle transportieren. Das funktioniert nicht nur bei Konzerten oder am Lagerfeuer, sondern auch in der Kirche“, sagt sie.
»Musik kann wirklich berühren. Gemeinschaft stiften. Gefühle transportieren. Das funktioniert nicht nur bei Konzerten oder am Lagerfeuer, sondern auch in der Kirche.«
Immer wieder erlebt Marta das auch bei Nightfever in Siegen. Nightfever ist geprägt durch Livemusik. Schon die Heilige Messe wird von der Band gestaltet. Statt Orgel und Gotteslob heißt es E-Piano, Schlagzeug und Gitarre. Die Gemeinde stimmt in die Worship-Lieder der jungen Sängerinnen und Sänger mit ein. Bei der Liedauswahl für die Messe schaut die Band auf die Lesung und das Evangelium. „Auch viele Worship-Lieder basieren auf Bibeltexten“, erklärt Marta. Die Lieder wollen die Menschen für Gottes Wort öffnen. Wollen die Bibeltexte vertiefen. Und die persönliche Erfahrung der Gitarristin ist: Das funktioniert. „Zusammen mit den eingängigen Melodien brennen die Liedtexte manche Bibelverse einfach direkt ins Herz.“
Andere Lieder machen Elemente der Messe zum Thema. „Die Lieder sollen mit ihren Texten und Melodien den Menschen helfen zu verstehen und zu fühlen, was wir da feiern und erleben“, erklärt Marta und zitiert ein Lied zur Gabenbereitung als Beispiel. „Bei der Gabenbereitung singen wir, dass wir mit Brot und Wein auch unser Leben zum Altar bringen. Und dass Gott uns durch dieses Brot Leben schenkt. Das ist unser Glaube. Und das ist der Liedtext. Aber: Habe ich das eigentlich verstanden?“
Die Musiker sitzen bei Nightfever am Rand oder hinten in der Kirche. Der Gitarristin ist wichtig: „Die Leute sollen nicht auf uns schauen. Das würde ablenken. Sie sollen auf den Altar schauen, wo eben das Wichtigste passiert. Wir wollen die Blicke der Leute mit unserer Musik nicht auf uns ziehen, sondern die Blicke und Herzen damit zu Jesus führen.“
Auch für die Musiker selbst gilt: Blickrichtung Jesus. Sie wollen die Besucher in der Kirche mit ihrer Musik berühren. Aber Adressat der Texte ist Jesus. „Bei der Anbetung Musik zu machen, hat für mich ganz viel mit Beziehung zu tun. Ich will mit meiner Musik anbeten. Ich habe das Ziel meiner Musik in der Eucharistie direkt vor Augen. Jesus ist da und ich spiele für ihn“, erklärt Marta und zitiert ein paar Zeilen aus einem Lied, dass sie besonders gerne spielt.
In dem Lied „Das Herz der Anbetung“ heißt es: „Ich bring dir mehr als ein Lied, denn ein Lied nur an sich, ist nicht wonach du dich sehnst. Du suchst viel tiefer in mir, durch den äußeren Schein, siehst du mir mitten ins Herz.“ Den Musikern bei Nightfever geht es nicht darum zu zeigen, wie sehr sie ihr Instrument beherrschen. Es geht nicht einfach nur um gute Musik und richtige Töne.
Marta beschreibt, dass sie mit den Liedern auch ihr Herz vor Jesus bringt. Alles, was sie beschäftigt. Die Musik führe sie in eine intime Beziehung zu Jesus. „Manchmal vergesse ich, dass mir Leute zuhören oder ich eben noch aufgeregt war. Dann spiele ich Gitarre und kann einfach anbeten und bei Jesus sein.“
»Eigentlich ist das natürlich Jesus, der da die Herzen berührt. Aber ich freue mich, dass ich als Musikerin eine Brücke bauen darf.«
Auf die Frage nach dem Feedback der Gottesdienstbesucher zur Musik bei Nightfever sagt Marta: „Natürlich applaudieren die Leute in der Kirche nicht. Das wäre auch unpassend. Wenn jemand von der Straße in die Kirche kommt und bei einem emotionalen Lied plötzlich zu weinen oder zu strahlen beginnt, ist das ein tolles Feedback.“
Solche Erlebnisse bewegen sie und motivieren, weiterzumachen. Einige Besucher bedanken sich am Ende. Sagen, wie sehr sie die Musik berührt hat. Aber Marta weiß: „Eigentlich ist das natürlich Jesus, der da die Herzen berührt. Aber ich freue mich, dass ich als Musikerin eine Brücke bauen darf.“