04.08.2023
WELTJUGENDTAG

„In der Kirche ist Platz für alle!"

Die Weltjugendtagspilger aus dem Erzbistum Paderborn treffen auf Papst Franziskus während der großen Willkommensfeier in Lissabon.

Von Dirk Lankowski

Die 250 jungen Pilgerinnen und Pilger aus dem Erzbistum Paderborn haben ihr erstes Zusammentreffen mit Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Lissabon erlebt. Bei einer großen Willkommensfeier mit 500.000 Menschen im Parque Eduardo VII. sahen sie den Papst aus nächster Nähe, als er mit dem Papamobil durch die Menschenmenge fuhr und später mit eindringlichen Worten an die jungen Menschen appellierte. Der Papst hat die Themen ganzheitliche Ökologie, soziale Freundschaft sowie universelle Geschwisterlichkeit und Barmherzigkeit gesetzt.

»Wir sind gerufen, weil wir geliebt sind. In Gottes Augen sind wir wertvolle Kinder!«

Papst Franziskus

Weil diese Themen keine leichte Kost sind, ermutigt der Papst die jungen Menschen während seiner ersten Rede. Er ruft ihnen zu: „In der Kirche ist Platz für alle.“ Damit das auch bei wirklich allen hängen bleibt, fordert er die jungen Menschen, die Bischöfe und Priester sowie die Politiker und Ehrengäste auf, das Wort „alle“ dreimal laut zu wiederholen. Tosender Applaus begleitet seine Begrüßung. Er richtet eine deutliche Botschaft, gegen jede Form der Ausgrenzung und will den jungen Menschen Hoffnung machen „Wir sind gerufen, weil wir geliebt sind. In Gottes Augen sind wir wertvolle Kinder, die er jeden Tag ruft, um sie zu umarmen und zu ermutigen; um aus jedem von uns ein einzigartiges und originelles Meisterwerk zu machen, dessen Schönheit wir bloß erahnen können.“ Und noch einmal am Ende der Rede sagt er: „Mögen es Tage sein, in denen wir in unseren Herzen einprägen, dass wir so geliebt sind, wie wir sind. Der Herr zeigt nicht mit dem Finger auf uns, sondern breitet seine Arme aus.“

„Rise up“-Katechesen als Impulsgeber

Wie kann das also gelingen, die Schöpfung zu bewahren, Freundschaften zu pflegen, und Geschwisterlichkeit und Barmherzigkeit zu leben? Die Weltjugendtagspilger aus dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Osnabrück treffen sich an drei Morgen in einer kleinen Kirche in Lissabon zur „Rise up“-Katechese. Hier geht es um den Übertrag in den Alltag und die praktische Umsetzung. Müde von der kurzen Nacht und erschöpft vom vollen Programm kommen sie dort nach einer längeren Anreise von ihrer Unterkunft an. Ihnen sind diese Treffen wichtig. Sie sehen die gesamte Gruppe wieder, aber vor allem wollen sie die Themen besprechen, die ihnen wichtig sind.

»Ich muss auch etwas in Freundschaften investieren, um sie zu pflegen: Zeit, Geduld und ein offenes Herz.«

Weihbischof Matthias König

Das Vorbereitungsteam aus Paderborn hat den Ort zu einer kleinen Wohlfühloase an diesem Morgen gemacht. Ein Welcome-Team empfängt zusammen mit Weihbischof Matthias König die Gäste. Eine Projektband sorgt für Stimmung. Und Diözesanjugendpfarrer Tobias Hasselmeyer und BDKJ-Diözesanseelsorgerin Helena Schmidt moderieren durch den Morgen, sammeln Meinungen und Erfahrungen zu den Themen. Und dazu steht Weihbischof König als Impulsgeber zur Katechese bereit. An den anderen Tagen kommen Jugendbischof Johannes Wübbe und Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers. 

Weihbischof König macht mit einem Zitat vom Papst deutlich, wie einfach eigentlich das Engagement der (jungen) Menschen für die Welt, die Schöpfung und die Mitmenschen sein könnte: „Verkündet das Evangelium, und wenn es nötig ist, dann auch mit Worten.“ Also Handeln in der Tat und nicht mit vielen Worten. Der Weihbischof hebt besonders das Thema Freundschaften hervor, denn sie seien der Baustein für Frieden unter den Völkern und damit Grundstein für eine gerechtere, ökologischere Welt. „Lasst euch eure Beziehungen etwas kosten. Ich muss auch etwas in Freundschaften investieren, um sie zu pflegen: Zeit, Geduld und ein offenes Herz.“ Und dann lädt der Weihbischof Father Serge Patrick aus Nairobi – einen seiner vielen Freunde, die überall auf der Welt verteilt sind - auf die Bühne ein, der als wahres Energiebündel das Potential hat, die Katechese zu sprengen. Mit viel Bewegung, Spaß und Lärm, angeleitet vom Father Serge Patrick, ziehen die Weltjugendtagspilger „all the Love of God“ auf die Erde und schütteln und verteilen die Liebe untereinander („Share the Love of God“). Das muss man gesehen haben, um es zu verstehen. Das bleibt in Erinnerung.

Sabrina Merker empfängt Sakramente

Sabrina Merker (27) aus Meschede-Wennemen wird der Morgen ebenfalls noch lange in Erinnerung bleiben. Sichtlich berührt empfängt die Weltjugendtagspilgerin die Sakramente der Firmung und der Eucharistie. „Ich habe gemerkt, dass der Glaube immer mehr eine Rolle in meinem Leben spielt, in der Beziehung mit meinem Mann und in der Arbeit im katholischen Kindergarten.“ Alle freuen sich über den Zuwachs in der Gemeinschaft, in der Platz für alle ist.

Sabrina Merker empfängt während des Weltjugendtages die Sakramente der Firmung und Eucharistie.

Mit der 72-Stunden-Aktion das Evangelium in die Tat umsetzen

Tobias Hasselmeyer und Helena Schmidt

Helena Schmidt vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Paderborn ist sich jedenfalls sicher, dass viele Weltjugendtagspilger Impulse für ihr Engagement in ihrer Heimat aus den Katechesen und durch die Ansprachen des Papstes mitnehmen können. „Junge Menschen sind unglaublich kreativ, wenn es darum geht, sich sozial zu engagieren und etwas für den Umweltschutz zu tun.“ Die katholischen Jugendverbände laden deshalb auch dazu ein, das Evangelium während der 72-Stunden-Aktion vom 18. bis 21. April 2024 in die Tat umzusetzen. Die größte Sozialaktion Deutschlands findet dann mit hoffentlich vielen Weltjugendtagspilgern und ihren Gruppen, Messdienerrunden, Jugendverbänden, Jugendfeuerwehren, Bands oder Musikvereinen statt und verbessert die Welt ganz im Sinne von Papst Franziskus.


Statements von Weltjugendtagspilgern:

Henriette Kiefer

In Freundschaften investieren, auch für schlechte Zeiten

Henriette Kiefer (19), Bad Lippspringe: „Ich finde die Themen des Weltjugendtages sehr aktuell, sie sind mir persönlich wichtig. Dass wir die Freundschaften pflegen und es sich lohnt, in sie zu investieren, teile ich. Ich glaube, dass es wichtig ist, in guten Zeiten in Freundschaften zu investieren, um Rückhalt in schlechten Zeiten zu haben. Und das kann ich auch auf Gott übertragen, wenn ich dankbar bin in guten Zeiten, dann finde ich vielleicht in schlechten Zeiten einen Halt.“

Anderen Miteinander und Füreinander vermitteln

Florian Wirth (25), Warstein: „Hier bei den Katechesen stehen sehr große Themen an, die in der Zeit nur kurz angerissen werden können. Die Themen haben einfach viele Facetten. Mir persönlich bedeuten die Themen viel. Ich frage mich, was mein Auftrag aus dem Glauben heraus ist. Und vielleicht kann eine Antwort sein, dass ich in meiner Arbeit als Erzieher in der stationären Jugendhilfe an Kinder vermitteln kann, was Miteinander und Füreinander ausmachen.“

Florian Wirth
Paulina Garczorz

"Ich möchte Nachhaltigkeit im Alltag leben"

Paulina Garczorz (22), Kamen: „Die Themen des Weltjugendtages sind aktueller denn je. Schutz der Schöpfung, Klimakrise – es geht um eine Menge. Wir jungen Menschen müssen alles versuchen, ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden zu lassen. Ökologie und Nachhaltigkeit interessieren mich, besonders für mein persönliches Handeln. Ich möchte Nachhaltigkeit im Alltag leben. Als junge Christinnen und Christen haben wir den Auftrag, wertschätzend mit der Schöpfung umzugehen.“


Bildergalerie: Katechese und Papst-Willkommen

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