16 junge Leute aus dem Südsauerland und vom jugendspirituellen Netzwerk "Tabor" erkunden Porto, ein Gruppenbild auf dem Berg der Kathedrale darf nicht fehlen.
27.07.2023
WELTJUGENDTAG

"Weil ich einfach total dankbar bin“

Beim Weltjugendtag ist Zeit über den Glauben zu sprechen: Unterwegs in Porto mit Jan Steinberg, Anna-Lena Jahn und Tim Lennenmann von "Tabor" aus dem Südsauerland

Von Dirk Lankowski

Der erste Tag in Porto ist für Jan Steinberg, Tim Lennemann und Anna-Lena Jahn viel zu kurz. Sie wollen Begegnungen erleben und die Stadt entdecken. Strahlend laufen sie durch die engen Gassen der portugiesischen Küstenstadt, mit den typischen bunten Fliesen an den Hauswänden, und schauen sich um. Sie bleiben stehen, sprechen mit anderen jungen Leuten, tauschen Pins und Andenken, besuchen Kirchen. Die Stadt ist voller internationaler Weltjugendtagspilgerinnen und -pilger. Überall werden Landesfahnen geschwenkt, es wird gesungen, getanzt und gefeiert. Der Beginn der „Tage der Begegnung“ beschert den drei jungen Leuten aus dem Südsauerland das, worauf sie sich so gefreut haben: Weltjugendtagsfeeling pur. Und Jan beschreibt, was er sich erhofft: „Viele junge Menschen aus vielen Ländern dieser Welt treffen und den Glauben feiern.“

Jan Steinberg in der Kathedrale von Porto.

»Kirchen sind für mich wichtige Orte, hier komme ich zur Ruhe, hier kann ich über das nachdenken, was mich im Alltag bewegt und wofür ich dankbar bin.

Jan Steinberg (20) aus Maumke

Die drei Freunde sind hier als Pilger, auf der Suche nach mehr. Das wird schnell klar, wenn sie aus ihrem Leben erzählen und mit Blick auf den Weltjugendtag auch von Träumen und Hoffnungen von einer Kirche, die lebendig ist und in der der Glaube im Mittelpunkt steht. Anna-Lena und Jan (den hier alle nur Steini nennen) sind ein Paar. Tim ist ein guter Freund, mit dem Jan auch Fußball spielt. Sie musizieren und singen zusammen in der Band von „Tabor“, dem jugendspirituellen Netzwerk im Südsauerland. In ihren Gemeinden in Maumke, Meggen und Iseringhausen engagieren sie sich als Messdiener oder Jugendleiter. Und mit der Gruppe von Tabor sind sie jetzt für zwei Wochen in Portugal unterwegs. „Mega, mehr Worte braucht es nicht“, beschreibt Jan seine Gruppe, „hier passen alle auf sich auf. Wir verstehen uns einfach.“

Durch ehrwürdige Gewölbe und hoch auf den Turm mit Blick über die Stadt

Es geht mit der Gruppe durch die Stadt, die Tabor-Fahne immer voran. Die insgesamt 16 jungen Leute starten an der Kathedrale, die hoch über der Stadt thront. Ehrfürchtig betreten sie das Gotteshaus. Jan blickt sich um und ein Lächeln erfüllt sein Gesicht. „Das ist schon krass pompös, so viel Gold, außergewöhnlich.“ Kann er etwas mit dem Raum anfangen? „Kirchen sind für mich wichtige Orte, hier komme ich zur Ruhe, hier kann ich über das nachdenken, was mich im Alltag bewegt und wofür ich dankbar bin“, erzählt der 20-Jährige. Für Nachfragen bleibt keine Zeit. Es geht weiter durch ehrwürdige Gewölbe und hoch auf den Turm mit Blick über die Stadt. Es drängen immer mehr Leute hinterher. Handy zücken, Fotos und Selfies machen. Den Moment genießen.

250 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Erzbistum Paderborn erkunden am ersten Tag der "Tage der Begegnung" das Zentrum von Porto.

„Es ist schon jetzt das eingetreten, was ich mir erhofft habe“

Der Platz vor Portos Kathedrale ist voller Weltjugendtagspilger, manche machen Musik, es wird gesungen, sich begegnet und zugewunken. Die Südsauerländer machen schnell noch ein Gruppenbild mit dem Stadtpanorama im Hintergrund und dann geht’s weiter Richtung Innenstadt. „Es ist schon jetzt das eingetreten, was ich mir erhofft habe“, freut sich Tim Lennemann, „viele Nationen kommen zusammen und wir sprechen über uns, unseren Planeten, unseren Glauben.“ Tim ist 21 Jahre alt und will vielleicht Gemeindereferent werden, er tankt hier auf, wie er selbst sagt. In Deutschland komme das zu kurz, viele Menschen in seinem Umfeld würden nur die schlechten Seiten von Kirche thematisieren. „Mit Jan und Anna-Lena kann ich über meinen Glauben und meine Erfahrungen sprechen.“ Jan freut sich darüber und lacht. Wie so oft heute. Warum? „Weil ich einfach total dankbar bin.“ Und die Krise seiner Kirche in Deutschland? „Die nehme ich eigentlich nicht wahr. Ich erlebe das vor Ort in meiner Heimat und mit Tabor anders.“ Sein Freund Tim studiert in Paderborn an der katholischen Fachhochschule, da sind auch die schwierigen Themen an der Tagesordnung.

„Ich bin froh, ein Kind Gottes zu sein, Teil dieser großen Gemeinde“

Fliesen so weit das Auge reicht: die Gruppe von "Tabor" erkundet die Gewölbe der Kathedrale.
Pastel de Nata als leckere Stärkung.
Tim, Jan und Anna-Lena erkunden die schönen Gassen in Porto.

Jan greift auf, dass Tim lieber über seinen Glauben sprechen will. „Ich glaube, dass es Gott einfach gut mit mir meint“, erzählt Jan, während es durch die wuseligen Gassen und das muntere Treiben geht. Wenn es ihm schlecht geht, es Streit in der Familie gibt, Prüfungen anstehen, oder wenn es ihn mal wieder „erwischt“ hat – zuletzt eine richtig schlimme Fettverbrennung – „dann hilft mir das Gebet“, oder der Gottesdienst, die Treffen von Tabor oder die Zeit in der Kirche. „Ich bete, wenn ich in einer schwierigen Lebenssituation bin. Und ich kann es gar nicht anders sagen: Es klappt. Wirklich. Zumindest habe ich das Gefühl.“ Und wie genau klappt das? „In Streitigkeiten kann ich eine neue Sichtweise einnehmen, Probleme lösen sich auf einmal und ich werde ruhiger, gelassener.“ Jan erzählt, dass ihn das sehr dankbar macht, dass er es so gut hat und jetzt auch diese Zeit erleben kann. Auch wenn es abgedroschen klingt, Jan meint es ernst: „Ich bin froh, ein Kind Gottes zu sein, Teil dieser großen Gemeinde.“

Später am Nachmittag zeigt sich dann aber, dass es nicht nur von Vorteil ist, Teil dieser großen Weltjugendtagsgemeinde zu sein. Zehntausende junge Leute sind mittlerweile in Porto und alle haben Hunger, lange Schlangen sind vor allen Restaurants. Die Tabor-Gruppe braucht vom ersten „Ich brauche jetzt mal langsam was zu essen“ bis zum fertigen Mittagessen noch eineinhalb Stunden. Die Stimmung kippt aber nicht, die Stadt ist wie euphorisiert von der Begeisterung, die die Menschen mit in die Stadt tragen. Nach Pommes, Döner und dem landestypischen Gebäck Pastel de Nata geht es weiter zum „Final Prayer“. Die Einladung dafür an die Tabor-Gruppe spricht der Chor höchstpersönlich aus. Organisator Samuel Silva, der gestern noch die Dortmunder Weltjugendtagspilger in einem Vorort begrüßt hat, und im selben Restaurant Stärkung sucht, lädt alle ein.

"Final Prayer" mit Taizé-Gesängen

Noch einmal geht es durch enge Gassen und feiernde Weltjugendtagspilger, Ziel ist die Konventkirche der Jesuiten. Es ist einer dieser Momente wie für Jan gemacht. Stille erfüllt erst die Kirche, dann steigert sich langsam der Gesang, Lieder aus Taizé singt der portugiesische Chor. Tim setzt sich vor eine mächtige Säule und betet. Jan hat auf seinem Handy direkt Noten und Texte parat: „Da werden Erinnerungen wach, als ich bei der Nacht der Lichter in Olpe im Projektchor mitgesungen habe.“ Die Gruppe lässt sich drauf ein, nimmt eine Auszeit von der umhertreibenden Menschenmasse draußen. Dort geht es auch schnell weiter. Alle möchten auf die imposante Eisenbahnbrücke, die den Fluss Douro überspannt, und Fotos machen. Aber das ist gar nicht so leicht, denn unterwegs warten schon wieder viele Begegnungen mit andere Weltjugendtagspilgern…


Bildergalerie: Porto erkunden

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