Ohne Angst vorm freien Fall
05.06.2016

Ohne Angst vorm freien Fall

Sophia Dohle aus Brilon im Porträt

Von Marie Eickhoff

Den Cappuccino trinkt sie laktosefrei. 80 Cent extra kostet die andere Milch. Scheint hier selten jemand zu bestellen. Und Sophia Dohle unterscheidet noch etwas von den wahrscheinlich meisten in diesem Leipziger Cafe: Sie glaubt an Gott. Dafür muss die 24-Jährige keinen Aufpreis bezahlen, bekommt aber viel.

Beim Lächeln hat sie ein Grübchen im Gesicht. Sie lächelt oft. Dabei scheint die Sonne in ihr Gesicht. Eher der blonde Typ. Im September möchte Sophia mit ihrem Vater sechs Wochen lang über den Jakobsweg laufen. Auf dem Stück von Frankreich nach Spanien ist es dann nicht mehr ganz so sonnig, hofft sie. Denn Glaubenswege sind anstrengend, das weiß sie.

Wenn sie nach der Uni nach Hause geht, kommt sie immer an der Jungen Kirche Münster vorbei. Regelmäßig geht sie dann kurz durch die Kirchentür uns setzt sich in eine der leeren Bänke. Sie genießt es, dort alleine zu sitzen und an das zu denken, was sie beschäftigt, was sie nervt oder ihr Sorgen macht. Das erzählt sie in Gedanken Gott. Wie einem guten Freund. „Von der Straße kann ich dann immer noch die Geräusche hören. Das erinnert mich daran, dass vor der Kirche alles weiterläuft.“ Sophia studiert Erziehungswissenschaften und Theologie in Münster. Sie und kommt aus Brilon und hat sich dort viel in der Jungen Kirche engagiert.

Ihr Glauben ist für Sophia eine gute Orientierung. Abends betet sie oft. "Die Religion gibt mir einen roten Faden fürs Leben vor." Das engt sie nicht ein, sondern gibt ihr Sicherheit. "Und ich habe Spaß in der Gemeinschaft." Trotzdem sei es schwierig, sich immer darauf einzulassen.

„Im Studium wird viel über Glauben geredet. Man kann aber auch viel kaputt reden." Da fehlt ihr oft die praktische Erfahrung. Beim Austausch in Ghana haben alle vor jeder Vorlesung gebetet. Das hat Sophia gefallen. Hier muss sie sich immer selbst dazu motivieren. "Ja, es gibt auch einen Schweinehund im Glauben... weil ich dann mit mit selbst reden muss." Zumindest gedanklich, muss sie sich dann mit sich selbst beschäftigen, erklärt Sophia. Ihr hilft, sich an das Gefühl vom letzten Mal zu erinnern. Es fühlt sich meist an, als würde Gott sie unterstützen.

Beim Katholikentag in Leipzig hat Sophia Dohle (24) neue Energie mitgenommen.  Foto: Marie Eickhoff

Das ist wie auf einen Berg zu steigen. Wenn sie Gott alles erzählt hat, sind ihre Probleme nicht gelöst, aber sie ist erleichtert. "Dann habe ich die Last erstmal abgelegt." Manchmal hat sie danach einen weiteren Blick, manchmal sieht sie, dass sie noch nicht angekommen ist.

Auf Partys muss sich Sophia oft rechtfertigen für ihre Studienwahl und ihren Glauben. "Ich würde es gern leben, ohne zu kritisch zu sein." Vom Katholikentag hat Sophia neue Energie mitgenommen. Leichtigkeit, Gelassenheit und eine Portion Mut. "Nun bin ich hoffentlich nicht immer so verkopft."

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