Wie der The-Voice-Gewinner von 2018 Demut leben möchte
The Voice of Germany-Gewinner 2018, Musiker, seit zwei Monaten Papa und schon immer Christ – das ist Samuel Rösch. Wir sitzen beim Frühstück – zuerst faltet er die Hände, betet, dankt Gott für das Essen. Dann kann unser Gespräch beginnen. Wir sprechen über seinen Auftritt beim christlichen Festival LOUDER THAN BEFORE im Jugendhaus Hardehausen. Über Schicksalsschläge und Demut. Mir begegnet ein 28-jähriger Mann, der sein Herz auf der Zunge trägt.
Samuel kommt aus dem Erzgebirge, im südlichen Sachsen. Während Katholiken dort in der Minderheit sind, beschreibt Samuel das Erzgebirge als „Glaubenshochburg“ der evangelisch-lutherischen Kirche. Der Glaubensgemeinschaft, zu der er gehört.
Im Glauben und in kirchlichen Traditionen ist er aufgewachsen. Seine Mutter arbeitet als Küsterin. „Ich habe sie in ihrer Arbeit oft begleitet. Sie hat auch Kirchenführungen gegeben und auch sonntags bin ich häufig zum Gottesdienst mitgegangen.“
Auch er selbst engagierte sich viel. War im Chor, Jugendgruppenleiter, bereitete Themenabende vor und entschied sich nach dem Abi für ein FSJ – natürlich bei der lutherischen Landeskirche. „Im FSJ war ich in der Jugendarbeit aktiv und hatte in dieser Zeit meine ersten persönlich bedeutsamen Glaubensmomente. Hier habe ich gelernt, dass Glaube mehr ist als Tradition und einfach nur mitzugehen – es ist eine persönliche Entscheidung.“
Im Abitur wählt er als Schwerpunkt Mathe und Physik, um Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Im FSJ wählte er als Mittelpunkt des Lebens: seinen Glauben. Danach studierte er Religionspädagogik, mit dem Ziel in der kirchlichen Jugendarbeit zu arbeiten.
Mit nur 22 Jahren wurde Samuel überraschend Diabetiker. Von nun an muss er mehrmals täglich seinen Blutzucker überprüfen. Bis zum Ende seines Lebens. Ein Schicksalsschlag.
Als eine andere herausfordernde Zeit beschreibt er sein Studium. „Im Studium beschäftigt man sich rein wissenschaftlich mit Theologie. Inhaltlich war es nicht immer das, was ich vom Studium erwartet habe“, sagt er. „Da habe ich gemerkt, dass das, was ich als Kind und Jugendlicher an Glaubenserfahrungen gemacht habe, mich auch in diesen Zeiten getragen hat und nicht zusammengestürzt ist.“
Im Studium hatte er auch Gesangsunterricht bei einem Professor. „Als ich bei ihm das erste Mal vorgesungen habe, sagte er zu mir: Ich mache diesen Job schon seit 20 Jahren. Auf diese Stimme habe ich ewig gewartet.“ Der Professor war es, der ihm vorschlug zu The Voice of Germany zu gehen und ihn auf diesem Weg coachte. Nach dem Bachelorabschluss hat sich Samuel dann beworben. „Das war der Deal mit meinem Prof“, lacht der 28-Jährige.
Es folgte: Der Gewinn von The Voice of Germany. Und ungefähr 300 Konzerte in den vergangenen vier Jahren. Doch Samuel Rösch wirkt weiter bodenständig. Er sagt, dass er durch die Erfolge selbstbewusster geworden ist, „aber auf eine gesunde Art und Weise“.
Er beschreibt, dass er im Erzgebirge eine „falsche“ Demut gelernt habe. Nach dem Motto: Eigentlich weiß ich, dass ich etwas gut kann, aber ich muss damit aufpassen es zu zeigen, damit es nicht arrogant wirkt. Heute denkt er anders. „Es geht darum, mit seinen Talenten Gott und den Menschen zu dienen – das ist Demut.“