Wie du dich geistlich auf Ostern vorbereiten kannst
Indianer, Prinzessinnen, Piraten, Cowboys, Hexen etc. – In den vergangenen Tagen waren die Straßen voll mit Karnevalsfans. Es wurde ausgelassen gefeiert. Helau! Alaf! Radau! Diese Rufe sind verklungen. Stattdessen heißt es morgen an Aschermittwoch: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Und: „Bekehre dich und glaub an das Evangelium.“ Die Fastenzeit beginnt. Wir haben fünf Tipps für dich, wie du den Wechsel vom Feiern zum Fasten gestalten kannst.
Die Fastenzeit, auch vorösterliche Bußzeit genannt, ist der Zeitraum von vierzig Tagen vor dem österlichen Triduum, also den drei österlichen Tagen vom Gründonnerstagabend bis zum Ostermorgen. Die Sonntage der Fastenzeit werden dabei nicht mitgezählt. Schon im 2. Jh. bereiteten sich die Christen durch ein zweitägiges Trauerfasten auf die Feier der Osternacht vor. Daneben diente die Fastenzeit der intensiven Vorbereitung der Taufbewerber, die in der Osternacht getauft wurden.
Schon die Kirchenväter, also die ersten großen christlichen Theologen der ersten Jahrhunderte, kannten die 40 Tage der Fastenzeit. Dabei hat die Zahl 40 einen symbolischen Charakter: 40 Jahre dauerte die Wüstenwanderung des Volkes Israel ins Gelobte Land, 40 Tage haben Mose auf dem Berg Sinai und der Prophet Elija auf dem Weg zum Berg Horeb gefastet und 40 Tage war Jesus vor seinem öffentlichen Wirken in der Wüste unterwegs.
Die Fastenzeit hat auch heute eine doppelte Aufgabe: Sie dient einerseits der Erinnerung an die Taufe und Vorbereitung der Taufbewerber sowie der Vorbereitung aller Gläubigen auf die Osternachtfeier durch Buße. Dieser Bußcharakter zeigt sich in den Gottesdiensten daran, dass kein Gloria und Halleluja gesungen wird, der Priester ein violettes Messgewand trägt und auf Blumenschmuck verzichtet wird.
Die deutsche Bezeichnung „Fastenzeit“ rückt in den Fokus, was eigentlich nur einer von mehreren Nebenaspekten dieser Zeit ist: das Fasten. Es geht um Verzicht und Bescheidenheit. Such dir für die Fastenzeit deine ganz persönliche Fastenchallenge. Ob Süßigkeiten, Fast Food, Autofahrten, Social Media, Terminstress – die Auswahl ist groß. Indem du bewusst auf eine Sache verzichtest, kannst du dir, deinem Körper und deiner Umwelt gleichzeitig etwas Gutes tun.
„Fasten verleiht Flügel!“ ist dein Begleiter von YOUPAX für die Fastenzeit. Erstmalig gibt es in diesem Jahr ein Set aus Postkarten, das Aschermittwoch, die fünf Fastensonntage, Palmsonntag und Ostern in den Blick nimmt. Acht Karten, acht Motive, acht Impulse. Da die Postkarten nur limitierten Platz für einen Impuls zum Evangelium bieten, werden die Texte in voller Länge auf https://www.youpax.de/fastenzeit/ veröffentlicht.
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Am Ende der Fastenzeit begleiten wir Jesus auf den letzten Stationen seines Lebensweges. Vom jubelnden Einzug in Jerusalem am Palmsonntag, zum Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern am Gründonnerstag, in den Garten Getsemani, zum Verhör vor Pontius Pilatus und schließlich zur Kreuzigung auf den Berg Golgota am Karfreitag. Stell dir doch einmal vor, du wärst live dabei gewesen: Als einer der vielen Menschen, die Jesus freudig auf den Straßen Jerusalems zugejubelt haben. Als einer der Jünger im Abendmahlssaal. Als Pilatus, der über die Anklage Jesu entscheiden muss. Als Petrus, der sich nicht traut, zu Jesus zu stehen. Als Simon von Zyrene, der Jesus auf dem Weg hilft, sein Kreuz zu tragen. Als Maria, die unter dem Kreuz ihres Sohnes steht. Oder als Maria von Magdala, die früh morgens zum Grab eilt und es leer vorfindet.
Nimm dir 15 Minuten Zeit und versuch, dich in eine der Personen hineinzuversetzen. Was hast du erlebt? Welche Bilder und Emotionen kommen in dir auf? Was würdest du Jesus sagen, wenn du ihn auf seinem letzten Weg bis ans Kreuz begleitet hättest? Die Passionserzählungen findest du in den Evangelien an folgenden Stellen: Mt 26,1-28,20; Mk 14,1–16,20; Lk 22,1–24,53 und Joh 18,1–21,25. Such dir jemanden, mit dem du dich über deine Erfahrungen austauschen kannst.
Aus Sicht der Theologie und Gottesdienstpraxis war die Fastenzeit schon immer geprägt vom Sakrament der Taufe. So war in der frühen Kirche die Osternacht der einzige Zeitpunkt, an dem Menschen getauft wurden. In der vorangehenden Fastenzeit haben sich die erwachsenen Taufbewerber intensiv durch Gebet , Gottesdienst und Unterricht auf den Empfang dieses Sakramentes vorbereitet. Auch heute werden an vielen Orten Kinder und Erwachsene in der Osternacht getauft. Aber auch alle schon Getauften erneuern in diesem Gottesdienst gemeinsam das Taufversprechen, das damals bei der Taufe meistens die Eltern und Paten stellvertretend für sie gegeben haben.
Daher ist die Fastenzeit auch eine gute Gelegenheit, sich an die eigene Taufe zu erinnern. Wann und wo wurdest du getauft? Wer ist eigentlich dein Namenspatron? Vielleicht findest du noch Fotos von deiner Taufe und deine Eltern oder Paten können dir von diesem Tag erzählen. Wenn du eine eigene Taufkerze hast, kannst du sie an Ostern bewusst anzünden. Schließlich kannst du dich fragen: Was bedeutet es für mich, dass ich getauft bin?
Neben Fasten und Beten gehört zur Fastenzeit auch, Almosen zu geben. Das muss nicht unbedingt eine Geldspende sein. Almosen zu geben heißt, einer anderen Person etwas Gutes zu tun. Eine Person zu besuchen, die du schon lange nicht mehr gesehen hast. Mit jemandem Zeit zu verbringen, der sonst allein ist. Ein soziales Projekt zu unterstützen.
Wer kann deinen Zuspruch, deine Zeit und Zuwendung gerade besonders gebrauchen? Es geht darum, die Mitmenschen, vor allem die Armen, Schwachen und Ausgegrenzten, nicht aus dem Blick zu verlieren. Es geht nicht nur um eine äußere Handlung, sondern eine innere Haltung: um Offenheit für den Anderen und eine Tat der Liebe.
Jesus, in jedem Jahr bereiten wir uns in der Fastenzeit auf das Osterfest vor. Wir erinnern uns an deinen Tod und deine Auferstehung. Ich möchte dich auf deinem Weg begleiten. Bei den freudigen, aber auch bei den schweren Momenten. Schenke mir in der Fastenzeit Gelegenheiten zur Begegnung mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen und mit dir. Lass mich durch Fasten, Gebet und Taten der Liebe die Gemeinschaft mit dir spüren, die du mir schon in meiner Taufe geschenkt hast. Amen.
Wir wünschen dir eine gesegnete Fastenzeit!