Trägheit - eine Frau schläft am Schreibtisch ein.
04.01.2024
BODY + SOUL

Jesus ohne Masterplan?!

Die erste Arbeitswoche ist mühsam. Ein Blick ins Evangelium soll mir helfen, die Trägheit zu bekämpfen

von Tobias Schulte

Ich bin in einem Motivationsloch. Die Zeit zwischen den Jahren war so richtig schön lazy für mich. Viel Darts-WM gucken, kochen, chillen. Nichts müssen.

Jetzt ist die erste halbe Arbeitswoche im neuen Jahr. Pünktlich um 7:00 Uhr aufstehen? Habe ich in dieser Woche noch an keinem Tag geschafft. Snoozen kann ich.

Als ich am PC bin, sehe ich, dass gerade nur ein anderer Kollege am Arbeiten ist. Ich selbst hab mir ein paar Aufgaben, die vor Weihnachten liegen geblieben sind, in den Kalender eingetragen. Alles davon kann, muss aber nicht.

So einen richtigen Plan für die kommenden Tage und Woche habe ich noch nicht. Hilft auch nicht gerade dabei, die Müdigkeit und Lustlosigkeit am Schreibtisch zu bekämpfen.

Ich habe das Gefühl: Ich muss jetzt erstmal was machen, bei dem ich direkt einen Erfolg sehe. Ich brauche das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Am liebsten würde ich einen Text schreiben. Ich habe Bock, mich in ein neues Thema zu vertiefen und dabei die Welt um mich herum zu vergessen. Und vielleicht entdecke ich dabei auch etwas, was mich aus diesem Loch zieht.

Nur: Was kann das sein? Naja, da ich für ein junges Glaubensportal arbeite, am besten etwas, das mit dem Glauben zu tun hat. Und ich habe da auch schon eine Idee: Im Zuge meines Master-Studiums muss ich mich sowieso gerade mit Jesus und seiner Glaubenskommunikation auseinandersetzen.

Dafür lese ich das Lukas-Evangelium und achte darauf, welchen Menschen Jesus geplant oder zufällig begegnet. Was er in diesen Zufallsbegegnungen sagt und tut und gerade nicht sagt und nicht tut.

Auch wenn ich erst im achten von 24 Kapiteln angekommen bin, habe ich das Gefühl, dass da etwas drinsteckt. Das mache ich jetzt. Ich möchte drei Punkte herausarbeiten, die ich spannend finde.

1.  Jesus muss gar nichts machen, damit die Menschen Gott preisen

Jesus als Kind in der Krippe

Lukas beschreibt vier Mal, wie Menschen Jesus als Baby begegnen: Elisabeth (als Maria noch schwanger ist), die Hirten an Weihnachten, Simeon und Hanna. 

Was sagt und tut Jesus da? Na, nicht viel. Er ist ein Baby, was soll er sagen und tun? Er ist einfach da. Aber ein Kind muss ja auch nicht viel sagen. Irgendwie ist doch jedes Kind ein kleines Wunder. 

Ein Baby strahlt so viel Ruhe und Geborgenheit aus, wenn es schläft. So eine Leichtigkeit, wenn es spielt. So eine Verletzlichkeit, wenn es schreit.

Und Jesus? Lukas zeigt: Alle, die dem Jesuskind begegnen, loben und preisen anschließend Gott. Wow!


2.  Jesus begegnet vielen Menschen zufällig. 
Weil sie auf ihn zugehen.

Begegnet Jesus Menschen geplant oder zufällig?

Ich habe das Gefühl, dass viele der Aktionen Jesu nicht groß im Vorhinein geplant waren. Der Evangelist Lukas beschreibt zwar immer wieder, dass Jesus von A nach B geht, nennt aber oft keine Gründe dafür. Wenn es einen Grund gibt, dann klingt das oft so:

»So kam er auch nach Nazaret und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge.« (Lk 4, 16)

»Und es geschah eines Tages, als Jesus lehrte, da saßen Pharisäer und Gesetzeslehrer dabei« (Lk 5,17).

Jesus scheint also nicht von vornherein einen Masterplan zu haben, was er genau tun wird. Viel öfter wirkt es so, dass Jesus da, wo er (unterwegs) ist, ungeplant auf Menschen trifft und sich auf sie einlässt. 

Da, wo er ist, ist er richtig. Jesus scheint zu spüren, wenn Menschen auf ihn zugehen, ihn suchen, von ihm geheilt werden möchten oder wenn sich in ihnen Widerspruch regt, der zu Diskussionen führt.


3.  Jesus rettet nicht immer selbst. 
Er aktiviert einen Glauben, der rettet

Eine solche Zufallsbegegnung ereignet sich zum Beispiel, als Jesus bei einem Pharisäer zum Essen eingeladen ist. Da geschieht folgendes:

»Und siehe, eine Frau, die in der Stadt lebte, eine Sünderin, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers zu Tisch war, da kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran zu seinen Füßen. Dabei weinte sie und begann mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen. Sie trocknete seine Füße mit den Haaren ihres Hauptes, küsste sie und salbte sie mit dem Öl« (Lk 7,37-38).

Was sagt und tut Jesus? 

Naja, er lässt die Frau das machen. Er spürt auch, dass das dem Hausherrn nicht gefällt – eine Sünderin, die seinen Gast berührt. Daraufhin sagt Jesus: „Simon, ich möchte dir etwas sagen“. Der Pharisäer erwidert: „Sprich, Meister“ und Jesus erzählt ein Gleichnis, an dessen Ende er sagt: „Ihr sind ihre viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat“ (Lk 7,47) Und zu der Frau: „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden“ (Lk 7,50).

Was sagt und tut Jesus nicht?

Er schickt die Frau nicht weg. Er sagt nicht: Wie kannst du es wagen, einfach so ungebeten in ein fremdes Haus zu kommen? Oder: Du hast bei uns nichts zu suchen. Er lässt sich von der Sünderin berühren.

Er sagt nicht zum Hausherrn: Du kannst entscheiden, ob sie bleibt oder geht. Oder: Ich sag dir jetzt mal, wie das läuft. Er spricht ihn mit dem Vornamen an. Er sagt: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Und erzählt ihm eine Geschichte, in der sich der Pharisäer wiederfinden kann.

Er sagt nicht zu der Frau: Deine Sünden sind dir vergeben, weil ich Sünden vergeben kann. Oder: Deine Sünden sind dir vergeben, weil ich so gut zu dir bin. Er sagt: Dir sind deine Sünden vergeben, weil du viel geliebt hast. 

Er sagt auch nicht: Ich habe dich gerettet. Oder: Weil du mir die Füße gesalbt hast, bist du frei. Er sagt: Dein Glaube hat dich gerettet.

Er sagt auch nicht: Werde meine Jüngerin. Oder: Bleib mit uns zum Essen hier. Sondern: Geh in Frieden.

Immer noch keinen Masterplan für die nächste Zeit?

So, der erste Text des Jahres ist geschafft. 

Ein gutes Gefühl, auch wenn die Müdigkeit und Lustlosigkeit noch da ist.

Auch einen Masterplan für die kommenden Arbeitstage und -wochen habe ich nicht. Aber ich habe etwas von Jesus gelernt. Auch er hatte scheinbar nicht immer einen Masterplan. Er hat sich auf das eingelassen, was auf ihn zukommt. Er war einfach da – und war so ein Segen für viele, die ihm begegnet sind.

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