Ein  Kirchturm mit dem Kreuz ragt in den Himmel
Ein Kirchturm mit dem Kreuz ragt in den Himmel
08.11.2019
Exklusiv

"Gemeinsam in einem Boot"

Serie „Meine Kirche“ – Charlotte Jost, Gruppenleiterin der Katholischen jungen Gemeinde in St. Johannes Baptist Delbrück

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von Sophie Kiko

Wie kommen junge Menschen mit Gott in Berührung? Was kann die Kirche ihnen bieten? Diese Fragen beschäftigen uns nicht nur bei YOUPAX, sondern in der ganzen katholischen Kirche. Sie könnten entscheidend sein, damit die Kirche im Erzbistum Paderborn wirklich den Menschen dient. Deshalb fragen wir in der neuen Serie "Meine Kirche" jede Woche neue junge Erwachsene aus (Hochschul-)Gemeinden und Jugendverbänden, was für sie die Kirche der Zukunft ausmacht.

Diese Woche: Charlotte Jost, Mitglied der Katholischen jungen Gemeinde - kurz KjG. Die 22- Jährige hat vor kurzem ihr Studium der Erziehungswissenschaft in Münster abgeschlossen und arbeitet nun an einer Ganztagsschule in Paderborn. Seit vielen Jahren ist sie Mitglied des Jugendverbandes KjG. In ihrer Pfarrgemeinde - der KjG St. Johannes Baptist Delbrück engagiert sie sich als geistliche Leitung besonders für die spirituellen Angebote für Kinder und Jugendliche.

Charlotte Jost

»Um jeden individuellen Menschen mit im Boot der Kirche zu tragen, braucht es unterschiedlichste Formen der Gemeinschaft.«

Charlotte Jost
Gruppenleiterin der KjG Delbrück 

Welche Form von Gebet oder Gottesdienst gibt dir persönlich Kraft, Ruhe, ein Stück von Gott?

Es gibt nicht wirklich eine bestimmte Art von Gebet oder Gottesdienst, der mir persönlich ein Stück von Gott gibt. Ich weiß gar nicht, ob es Gott überhaupt gibt. Wenn es ihn gibt, dann spüre ich ihn bestimmt zu jeder Zeit schon unbewusst, trage so etwas wie ein Gottvertrauen mit mir und lasse mich davon tagtäglich leiten.

Was ich weiß, ist, dass mir die Stille in Kirchen guttut. Eine Kirche ist für mich ein Ort der Ruhe und Entspannung. Ich kann mal durchatmen und meine Gedanken schweifen lassen. Kraft kann ich durch lebendige Jugendgottesdienste, Impulse, aber auch Aktionen der KjG schöpfen. Wenn ich diese miterlebe oder auch selbst organisiere, spüre ich die Freude des Lebens und die Zusammengehörigkeit einer Gemeinschaft.

Welche Art der Begleitung sollte Kirche ausbauen?

Die menschliche und persönliche Begleitung sollte die Kirche ausbauen. Ich möchte das Gefühl haben, dass wir alle unterschiedliche Menschen sind und dennoch gemeinsam in einem Boot sitzen. 


Hierarchische Strukturen, wie sie in der katholischen Kirche wahrscheinlich gewohnheitsbedingt und deswegen oft auch unabsichtlich gelebt werden, passen nicht in mein Boot ‚Kirche‘. Ich wünsche mir, dass Priester, Pfarrer, Vikare und andere Verantwortliche der Kirche sich menschlicher zeigen und nicht für etwas Höheres oder Besseres gehalten werden. Männer dürfen nicht wegen ihres Geschlechts bevorzugt werden. Jeder Mensch sollte mit seinen Stärken und Schwächen gesehen werden und mit ihnen offen umgehen können, da sich jeder als ein wichtiger Teil der Gemeinschaft wahrnimmt. Dann würde ich mich auch trauen, meine Menschlichkeit in der Kirche zu zeigen und das persönliche Gespräch mit einem Seelsorgenden suchen. Das würde mir guttun.
Diese menschliche und persönliche Begleitung finde ich lediglich im Boot der KjG. Demokratie, Gleichberechtigung und Menschlichkeit wird dort gelebt. Kinder und Jugendliche haben ein Mitbestimmungsrecht, die geistliche Leitung sowie die Pfarrleitung ist demokratisch gewählt, es wird über die eigenen Stärken und Schwächen gesprochen, jedem wird etwas zugetraut und ich persönlich finde immer eine Ansprechperson bei Lebensfragen und -problemen. Genau in diesem Boot zu sitzen, wünsche ich mir nicht nur bei der KjG, sondern in der gesamten Kirchengemeinde.

Welche Gemeinschaftsformen sollte Kirche ausbauen?

Um jeden individuellen Menschen mit im Boot der Kirche zu tragen, braucht es unterschiedlichste Formen der Gemeinschaft. Formen, in denen miteinander gesungen, gefeiert, gesprochen oder diskutiert wird. Formen, bei denen jeder Mensch für sich sein und beten, meditieren und zur Ruhe kommen kann. Traditionelle Formen, aber auch Formen, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen und mit der zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft kommen werden, damit jeder seinen Platz im gemeinsamen Boot der Kirche findet.

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