Darstellung des Hl. Benedikt auf einem Fenster im Paderborner Dom
11.07.2023
Body & Soul

Ora et labora - die Benediktsregel heute

6 aktualisierte Tipps vom Hl. Benedikt für dein Glaubensleben

von Theresa Oesselke
„Ora et labora“ – bete und arbeite. Das ist die berühmte Formel der Klosterregel des Hl. Benedikt. Aber sie geht eigentlich noch weiter: „Ora et labora et lege“ – bete und arbeite und lies. Diese drei Prinzipien stehen für eine der ältesten klösterlichen Lebensformen in der Kirche. Die Benediktsregel ordnet das Leben im Kloster und damit auch den Alltag des einzelnen Mönchs – von den Gebetszeiten, dem Tagesablauf, über die Kleidung und das Essen bis hin zur Aufnahme von Gästen und der Rangordnung in der Gemeinschaft. Sie ist ein Schatz für den Glauben mit 1500 Jahren Geschichte – und das nicht nur für Ordensleute, sondern für alle Christinnen und Christen. Für jeden, der das Leben lieben und gute Tage erleben will – wie Benedikt schreibt. Wir haben 6 Tipps aus der Benediktsregel für dein Glaubensleben heute aktualisiert.

Benedikt von Nursia

Benedikt wurde 480 bei Nursia in der italienischen Region Umbrien geboren. Als junger Mann schickten ihn seine Eltern zum Studium nach Rom. Das Studium brach er jedoch bald ab und entschloss sich für ein Leben in Verzicht und Zurückgezogenheit. Für mehrere Jahre lebte er in einer Höhle in Subiaco nahe Roms. Im Laufe der Zeit versammelten sich Schüler um Benedikt und es entstanden kleine Klöster. Um 529 zog er mit einigen Mönchen auf den Berg Monte Cassino in der Region Latium, wo er sein berühmtes Kloster gründete. Dafür schrieb er auch die Benediktsregel. Am 21. März 547 starb Benedikt dort. Er gilt als Gründer des abendländischen Mönchtums und ist Patron Europas, der Schulkinder und Lehrer, der Bergleute, Höhlenforscher, Kupferschmiede und Sterbenden sowie gegen Pest, Fieber, Entzündungen und Vergiftung.

Tipp 1: Hören und Schweigen

„Höre“ – das ist das erste Wort der Benediktsregel. Es ist ein Grundbegriff des geistlichen Lebens. Gemeint ist, auf das Wort Gottes und das Wort der Menschen, denen ich begegne, zu hören. Es geht aber nicht nur um das physische Hören, sondern um eine spirituelle Grundhaltung: Bereit und offen zu sein für Gott und den Mitmenschen in meinem eigenen Leben. Ein Hören mit dem Herzen.

Um hören zu können, braucht es Zeiten des Schweigens im Alltag. Benedikt will in seinem Kloster einen Raum des Schweigens schaffen, in dem sich der Mensch öffnen kann für die Gegenwart Gottes in der Heiligen Schrift, im Gottesdienst und in den vielfältigen Begegnungen des Alltags. So sollen die Mönche möglichst während des Tages, besonders aber während der Nacht schweigen.

Klar, für die meisten von uns ist es unmöglich, einen ganzen Tag zu schweigen. Aber nimm dir am Abend vor dem Schlafen ein paar Minuten Zeit dazu. Leg das Handy beiseite, schließ die Augen und lass in Stille den vergangenen Tag revuepassieren. Was hast du erlebt? Wem bist du begegnet? Wo war Gott?

Tipp 2: In der Bibel lesen

Die Bibel erzählt von Gott. Mehr noch: Sie ist Gottes Wort. Deshalb ist es Benedikt wichtig, in der Bibel zu lesen. Ganz besonders in der Fastenzeit. Für diese Zeit erhält jeder Mönch seines Klosters einen Band der Bibel, den er komplett lesen soll.

Die ganze Bibel zu lesen, dauert eine Weile – aber warum nicht mit einem Buch anfangen? Such dir ein Buch aus dem Alten oder Neuen Testament aus und lies es ganz durch! Welche Bilder und Eindrücke bleiben bei dir hängen? Wie zeigt sich Gott in diesem Buch? So kannst du Buch für Buch die ganze Bibel entdecken. Mit wem kannst du dich über das austauschen, was du gelesen hast?

Tipp 3: Freude

Benedikt will, dass seine Mönche fröhlich sind. Sie sollen in Freude leben und dankbar dafür sein, was Gott in der Welt und ihrem eigenen Leben tut. In der Gemeinschaft des Klosters sollen sie sich gegenseitig trösten, ermutigen, helfen und stärken.

Such dir einen Menschen, dem du eine Freude machen kannst!

Tipp 4: Lectio divina

Neben dem Gebet und der Arbeit ist es für Benedikt wichtig, zu lesen. „Lectio divina“ nennt er das – göttliche Lesung. Seine Mönche sollen regelmäßig zu bestimmten Zeiten lesen. Es geht dabei nicht darum, möglichst schlau zu werden, sondern den eigenen Glauben zu vertiefen. Gott noch mehr kennenzulernen. Dafür meditieren die Mönche das Wort Gottes oder lesen ein religiöses Buch.

Plan dir eine bestimmte Tageszeit ein, in der du zwanzig Minuten lesen kannst – ein Buch oder einen Text aus dem Internet zu einem Glaubensthema, das dich interessiert; eine Biographie eines Heiligen oder ein Schreiben von Papst Franziskus! Vielleicht kann dir das helfen, den Glauben tiefer zu entdecken.

Tipp 5: Das rechte Maß

Zu viel Arbeit, Party, Stress, Genuss, Social Media – manchmal übertreiben wir es. Manches ist zu viel, anderes zu wenig. Benedikt sucht in allem das rechte Maß. Sein Rat: Nicht übertreiben, das rechte Maß finden und halten.

Schreib eine Liste, wie viel Zeit du womit verbringst! Bist du damit zufrieden oder kommt etwas zu kurz?

Tipp 6: Friede

Klöster sollen für Benedikt Orte des Friedens sein. Er weist darauf hin, dass jeder Mensch seine Schwächen hat. Sein Rat: „Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen“. Manchmal muss ich den anderen auch einfach so annehmen und ertragen, wie er ist.

Also: Keep calm!

Lesetipp

Die Regel des heiligen Benedikt, Beuroner Kunstverlag, 5. Auflage, Beuron 2019

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