Jesus fastete und betete 40 Tage in der Wüste
Jesus fastete und betete 40 Tage in der Wüste
02.03.2022
Body + Soul

 Was sonst im Alltag untergeht

Vier junge Erwachsene stellen sich ihrer persönlichen Fastenchallenge

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Von Laura Reuter

Fasten ist voll im Trend. Egal ob Heilfasten oder Digital Detox, zu einem gesunden Lebensstil gehört das Fasten scheinbar dazu. Fasten für die Gesundheit, die Figur, die Fitness oder die Work-Life-Balance. Fasten zur Selbstoptimierung also!?

Die christliche Fastenzeit gründet nicht auf dem Blick auf mich selbst, sondern orientiert sich an Jesus. Jesus fastete und betete 40 Tage lang in der Wüste. Eine intensive Zeit mit Gott. Ohne Ablenkung. Natürlich bedeutet das auch Verzicht. Aber das Ziel ist entscheidend: Wir folgen Jesus in die Wüste, um uns neu zu sortieren. Um bewusster zu leben. Um Platz zu schaffen für Begegnungen – mit Mitmenschen, mit uns selbst und mit Gott. Kann so aus dem Weniger der Fastenzeit am Ende doch ein Mehr werden?

Vier junge Erwachsene wollen das in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern für sich herausfinden und teilen ihre Erfahrungen mit uns. Lara Simon, Henrik Remmert, Leandra Monczka und Lisa-Marie Kardatzki stellen sich der Fastenchallenge von YOUPAX und dem Dekanat Unna. Woche für Woche erzählen sie abwechselnd von ihren persönlichen Challenges und ihrer Motivation dahinter. Sie nehmen uns in diesen 40 Tagen mit in ihren Alltag und berichten, wie es mit dem Fasten läuft und was sie gerade beschäftigt. Wir stellen euch die Vier und ihre Challenges hier kurz vor.

Lara Simon
Lara Simon
40 Tage ohne Social Media
40 Tage ohne Social Media

Challenge Nummer 1: 40 Tage ohne Social Media

Lara Simon ist 21 und verbringt viel Zeit auf Instagram, Facebook, Twitter und TikTok. „Social Media ist bei mir auf jeden Fall eine Gewohnheit geworden. Das ist eher eine passive Tätigkeit, die ich gar nicht mehr so richtig wahrnehme. Aber die meine Aufmerksamkeit lenkt“, erzählt die Studentin für Soziale Arbeit. Sie würde gerne bewusster damit umgehen. Deshalb hat sie sich entschieden, für die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern all diese Apps zu löschen. Statt sich die Zeit damit zu vertreiben, anderen Menschen in den sozialen Medien zu folgen, möchte sie mehr bei sich sein. „Ich denke, das kann mir helfen, achtsamer zu werden für andere Dinge. Kleine Augenblicke im Alltag nochmal mehr wertzuschätzen. Und um in mich zu kehren. Dann beschäftigt man sich wahrscheinlich automatisch mit tieferen Fragen. Und auch mit dem Glauben.“

Doch Lara Simon weiß auch um die Herausforderungen, die mit ihrer Challenge auf sie zukommen. Sie erzählt von ihrer Fear of missing out, der sie sich nun stellen muss. Sie hofft, dass der Austausch mit anderen ihr dabei helfen kann: „Ich hatte eh vor zu fasten, aber ich denke durch die Aktion mit der Fastenchallenge ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich es auch durchziehe.“

Challenge Nummer 2: Auf Snoozen verzichten und raus in die Natur

Wer kennt das nicht: Der Wecker klingelt, aber da ist das dringende Bedürfnis, noch einmal kurz die Augen zuzumachen. Und schon drücken wir die Schlummertaste. Meist mehr als einmal. „Gerade wenn ich im Homeoffice bin, stelle ich mir zwar früh den Wecker, aber springe dann doch oft vom Bett aus direkt an den Schreibtisch“, erzählt Henrik Remmert aus Boke. Er weiß, dass ein bewusster Start in den Tag anders aussieht. Deshalb möchte der 21-Jährige in der Fastenzeit ganz auf das Snoozen verzichten. „Dadurch habe ich eine halbe Stunde mehr Zeit für mich, bevor der Tag wirklich losgeht."

Diese dazugewonnene Zeit möchte er für sich nutzen: „Ich möchte statt des Schlummerns rausgehen. Mehr Zeit in der Natur verbringen. Da finde ich Kraft, kann mich neu strukturieren und ungestört nachdenken. Über das, was mir wirklich wichtig ist. Und über Entscheidungen, die gerade bei mir anstehen.“

Henrik Remmert
Henrik Remmert
Auf Snoozen verzichten
Auf Snoozen verzichten
Leandra Monczka
Leandra Monczka

Challenge 3: Loslaufen und dranbleiben

Leandra Monczka studiert Architektur in Dortmund und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen Jugendgruppen ihrer Gemeinde und als Lektorin. Da bleibt oft nicht viel Zeit für Sport. „Meine Bequemlichkeit zu überwinden und die Laufschuhe zu schnüren, fällt mir in letzter Zeit echt schwer. Obwohl ich weiß, dass es mir guttut, mich auszupowern.“, erzählt die 24-Jährige. Deshalb macht sie es zu ihrer Fastenchallenge, regelmäßig Laufen zu gehen. Dreimal die Woche ist ihr Plan. Sie ist ehrgeizig. Will Distanzen und Laufzeiten tracken. Dennoch weiß sie: „Ich muss auch lernen, geduldig mit mir zu sein. Mich langsam steigern. Und dranbleiben, auch wenn es mal nicht so läuft. Vielleicht sogar lernen, darüber zu lachen, wenn ich mal scheitere.“

Die 24-Jährige möchte mit ihrer Challenge aber nicht nur ihre Kondition steigern. Sie hört unterwegs bewusst keine Musik. Will stattdessen die Natur, ihren Körper und ihre Gedanken wahrnehmen. „Beim Laufen bin ich meinen Gedanken ausgesetzt. Da kommt auf so einer Runde manchmal einiges zusammen, was im Alltag sonst untergeht.“

Challenge 4: Kein Plastik – mehr Nachhaltigkeit

Lisa-Marie Kardatzki macht gerade einen Bundesfreiwilligendienst in Münster im Bereich der Wasserwirtschaft. Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Umwelt sind Themen, mit denen sie dabei oft konfrontiert ist. Deshalb hat die 20-Jährige es zu ihrer Fastenchallenge gemacht, auf Plastikneukauf zu verzichten. Besonders beim Kauf von Lebensmitteln.

„Ich denke, dass ich durch den Verzicht auf Plastik auch meine Bequemlichkeit überwinden muss. Eher zu Hofläden oder zu einem Unverpackt-Laden gehen als in den Supermarkt. Und sicher ist auch die Vielfalt der Lebensmittel eingeschränkter.“ Die Mädels in ihrer 5er-WG sind noch skeptisch. Wollen die Sache erstmal beobachten. Aber Lisa-Marie Kardatzki ist motiviert, bewusster einzukaufen und zu essen, ihr Konsumverhalten zu hinterfragen und mehr selbst herzustellen. „Und vielleicht kann ich für die WG, aber auch für die Leute auf Insta ein Vorbild sein oder zum Nachdenken anregen.“

Um ihre Challenge zu meistern, hofft sie auf Rezepte, Tipps und Erfahrungen von anderen. Sie ist zum zweiten Mal als Challengerin dabei und weiß: „Obwohl ich mir meine persönliche Challenge alleine gestellt habe, bin ich damit nicht allein. Für mich hat diese Fastenaktion viel mit Gemeinschaft zu tun. Ich lasse über Instagram die Leute an meinen Erfahrungen teilhaben und habe dadurch Wegbegleiter.“

Lisa-Marie Kardatzki
Lisa-Marie Kardatzki
Plastikfrei einkaufen
Plastikfrei einkaufen

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