Holy Hero November
01.11.2021
Holy Heroes 2021

Gott allein genügt

November: Theresa von Ávila

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von Miriam Pawlak
Hast du dich schon einmal gefragt, ob du Jesus erkennen würdest, wäre er ein Mensch inmitten unserer Zeit? Würdest du erkennen, dass er derjenige ist, der für dich eine Botschaft hat, die dich erfüllen soll? Wenn er dich ansähe – ganz lang, schweigend, würdest du den Blick aushalten können? Würdest du dich trauen, ihn etwas zu fragen?

Ich sehe ihn oft vor mir. Meistens bete ich, sodass aus dem Beten zu ihm ein Gespräch mit ihm entsteht. Das Beten unterscheidet uns von Tieren. Es ist wie eine geheimnisvolle Pforte, die uns den Eingang in die Seele erlaubt. Du merkst schon, ich bin eine Mystikerin, eine Spanierin noch dazu: von der Sonne geküsst, von Gott geliebt – was kann es Schöneres geben?

Ich klinge jetzt vielleicht sehr fröhlich, aber das war nicht immer so.
Thresa von Ávila

Vorbildliches Klosterleben?!

Als Kind war ich immer fromm und wurde streng katholisch erzogen. Mit meinen Freundinnen habe ich gern Nonne gespielt, kein Scherz. Bis dann irgendwann die Pubertät eintraf und ich das erste Mal Ritterromane gelesen habe.

Du weißt schon, da gab es neben Kämpfen eben auch Lovestorys. Das war der Moment, ab dem ich mich mehr mit den weltlichen Dingen beschäftigte. Ich begann mich mehr zu stylen und mochte auch die Bewunderung. Das ist ein bisschen so wie die ganzen posenden Mädels auf Instagram, die sich Likes erhaschen, um sich anerkannt zu fühlen. Aber so richtig loslassen von der religiösen Kraft konnte und wollte ich auch nicht.

Kurz vor meinem 20. Lebensjahr habe ich den festen Entschluss gefasst, ins Kloster zu gehen. Ich bin gegen den Willen meines Vaters von den Karmelitinnen aufgenommen worden. Zuerst war alles gut. Ich fühlte mich wohl, verrichtete die täglichen Gebete und ging der Arbeit im Kloster nach.

Aber du musst dir das so vorstellen: Die Klöster in Spanien hatten damals keine wirklich Klausur. Die Gäste und Nonnen gingen ein und aus und quatschen stundenlang im Sprechzimmer. Das habe ich eine Zeit lang mitgemacht, aber dann wurde es mir zu viel. Ich fand das total unpassend und Christus gegenüber unwürdig. Das war doch kein vorbildliches Kosterleben!

Innere Zerrissenheit

Dann eskalierte mein innerer Konflikt. Es machte mich krank zu sehen, wie die Welt von draußen nach drinnen ins Kloster eindrang. Hey, ich habe sogar Blut gespuckt. Diese innere Zerrissenheit war schon heftig. Nur wenn es eine Trennung von Heiligem und Profanem gab, konnte auch ich mich besser finden, denn mir schien beides so gegensätzlich zu sein wie Feuer und Wasser. Einerseits rief mich Gott, andererseits folgte ich der Welt und dem leeren Vergnügen.

Niemals bin ich aus dem Orden ausgetreten. Das war keine Option für mich.
Dann war es soweit: Mit fast 40 erkannte ich, dass Gott mir unter den vielen Fähigkeiten und Talenten, eines gab, von dem ich mich traute, es endlich auszuschöpfen: das innere Gebet. Das strahlt so eine Ruhe aus, gibt Licht und inneren Frieden. Es ist, als würde ich mit den Engeln Gottes kommunizieren. Wer mich dabei beobachtete, konnte meinen Körper ruhig liegen sehen, aber das Bewusstsein schwand und ich war abgehoben in eine Sphäre zwischen Himmel und Erde. Das glaubst du mir jetzt nicht, stimmt´s?

Klingt spooky, war aber so

Ich weiß, dass das spooky klingt, aber ich habe es erlebt. Ich war nie glücklicher als in der versunkenen Ekstase. Ich hätte nie gedacht, dass ein Menschen Gott jemals so nahe kommen kann wie durch das Gebet. Und die Welt da draußen – die war nicht mehr wichtig.

Nichts konnte mich mehr aus dieser tiefen Gottesbegegnung herausreißen. Die Welt, die einst der große Gegenspieler zu Gott zu sein schien, hatte keine Bedeutung mehr, sie verblasste.

Gott allein genügt. Weil ich geliebt und getragen bin von dem Du, das Gott für mich ist. Weil nur er Leerstellen füllen kann, heißt mein Lebensmotto: God first! Hast du Gott, hast du alles.

Mix