November: Theresa von Ávila
Kurz vor meinem 20. Lebensjahr habe ich den festen Entschluss gefasst, ins Kloster zu gehen. Ich bin gegen den Willen meines Vaters von den Karmelitinnen aufgenommen worden. Zuerst war alles gut. Ich fühlte mich wohl, verrichtete die täglichen Gebete und ging der Arbeit im Kloster nach.
Aber du musst dir das so vorstellen: Die Klöster in Spanien hatten damals keine wirklich Klausur. Die Gäste und Nonnen gingen ein und aus und quatschen stundenlang im Sprechzimmer. Das habe ich eine Zeit lang mitgemacht, aber dann wurde es mir zu viel. Ich fand das total unpassend und Christus gegenüber unwürdig. Das war doch kein vorbildliches Kosterleben!
Dann eskalierte mein innerer Konflikt. Es machte mich krank zu sehen, wie die Welt von draußen nach drinnen ins Kloster eindrang. Hey, ich habe sogar Blut gespuckt. Diese innere Zerrissenheit war schon heftig. Nur wenn es eine Trennung von Heiligem und Profanem gab, konnte auch ich mich besser finden, denn mir schien beides so gegensätzlich zu sein wie Feuer und Wasser. Einerseits rief mich Gott, andererseits folgte ich der Welt und dem leeren Vergnügen.
Niemals bin ich aus dem Orden ausgetreten. Das war keine Option für mich.
Dann war es soweit: Mit fast 40 erkannte ich, dass Gott mir unter den vielen Fähigkeiten und Talenten, eines gab, von dem ich mich traute, es endlich auszuschöpfen: das innere Gebet. Das strahlt so eine Ruhe aus, gibt Licht und inneren Frieden. Es ist, als würde ich mit den Engeln Gottes kommunizieren. Wer mich dabei beobachtete, konnte meinen Körper ruhig liegen sehen, aber das Bewusstsein schwand und ich war abgehoben in eine Sphäre zwischen Himmel und Erde. Das glaubst du mir jetzt nicht, stimmt´s?
Ich weiß, dass das spooky klingt, aber ich habe es erlebt. Ich war nie glücklicher als in der versunkenen Ekstase. Ich hätte nie gedacht, dass ein Menschen Gott jemals so nahe kommen kann wie durch das Gebet. Und die Welt da draußen – die war nicht mehr wichtig.
Nichts konnte mich mehr aus dieser tiefen Gottesbegegnung herausreißen. Die Welt, die einst der große Gegenspieler zu Gott zu sein schien, hatte keine Bedeutung mehr, sie verblasste.
Gott allein genügt. Weil ich geliebt und getragen bin von dem Du, das Gott für mich ist. Weil nur er Leerstellen füllen kann, heißt mein Lebensmotto: God first! Hast du Gott, hast du alles.