19.03.2024
Für Dich

Kann man Liebe gebieten?

Ja, meint Pastor Jonas Klur.

Kann man Liebe gebieten? Eine Frage, die ungewöhnlich, wenn nicht gar töricht klingt. Liebe ist etwas, das geschieht. Liebe ist Schicksal. Liebe muss frei sein, damit sie sich ereignen kann. Oder?

Kann man Liebe gebieten? Das frage ich meine Followerinnen und Followern auf Instagram. Das Ergebnis ist eindeutig. 92 Prozent antworten: Nein. Einige wollen sich nicht festlegen und nur einer klickt – vielleicht auch aus Versehen – auf Ja. 

Doch ich glaube: Der eine hat Recht.

Pastor Jonas Klur

Du sollst Gott und den Nächsten lieben

Schauen wir mal genauer hin. Dann sehen wir, dass Liebe geboten werden kann. Ich kann jemandem sagen: „Liebe mich!“ Ob mein Gegenüber das Gebot befolgt, steht auf einem anderen Blatt. 

Und dann stellen wir fest, dass Liebe auch geboten wird. Im Zentrum von Judentum und Christentum steht das Doppelgebot: Du sollst Gott und den Nächsten lieben. 

Schauen wir in unseren Alltag. Nehmen wir dort nicht ständig einen Aufruf zur Liebe wahr? Wie viele Menschen in den sozialen Medien lechzen nach meiner Aufmerksamkeit, nicht nur aus kommerziellen Gründen? Wie viele freuen sich über ein „Herzchen“ als Bestätigung?

Auch in der Welt jenseits der Smartphones kommunizieren Menschen ständig: „Wende dich mir zu!“, „Schau mich an!“, „Höre mir zu!“, „Sei lieb zu mir!“, „Finde mich schön!“.

Am deutlichsten wird das bei Kindern. Sie drücken ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit mit Nachdruck aus. Sie wissen, wie sie es schaffen, dass sich jemand mit ihnen beschäftigt.

"Nur der Liebende, aber er auch wirklich, kann sprechen und spricht: Liebe mich."

Philosoph Franz Rosenzweig

Nur wer liebt, kann Liebe gebieten

Wir Menschen gebieten ständig Liebe. Und wir hören auch darauf. 

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg schreibt der jüdische Philosoph Franz Rosenzweig in seinem Buch Der Stern der Erlösung: „Das Gebot der Liebe kann nur kommen aus dem Munde des Liebenden. Nur der Liebende, aber er auch wirklich, kann sprechen und spricht: Liebe mich. In seinem Munde ist das Gebot der Liebe kein fremdes Gebot, sondern nichts als die Stimme der Liebe selber.“

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