Was die sieben Todsünden uns heute sagen können
Bis Ostern möchten wir uns im Seelenstärker mit den wichtigen 7er-Reihen der Kirche beschäftigen, weil uns diese in der Vorbereitung auf die Osterzeit einiges mitteilen können. Vielleicht kennt ihr die sieben Sakramente oder die sieben Werke der Barmherzigkeit.
Diese Woche befinden wir uns in der Hochsaison der Karnevalszeit, Rosenmontag, Veilchendienstag und an Aschermittwoch ist alles vorbei. Und dann beginnen wir ausgerechnet mit der Reihe der Sieben Todsünden, wo es doch eine Woche des Lachens und ausgelassenen Feierns ist.
Es scheint nicht in die Zeit zu passen – so wie der Begriff „Todsünden“ generell. Was verbirgt sich also dahinter? Eine der Sünden ist die Unkeuschheit. Die meisten unserer jungen Generation sind sich wohl einig: Das ist kein Wort, das man in irgendeinem Kontext noch nutzen würde. Und das, was sich dahinter verbirgt – das Ausleben von Sexualität –ist definitiv keine Sünde mehr. Oder?
Das Wort „keusch“ kommt vom mittelhochdeutschen „kiusche“, welches vom lateinischen „conscius“ abgeleitet ist. Das lateinische Wort meint: mitwissend, eingeweiht, bewusst. Das mittelhochdeutsche Wort meint: der christlichen Lehre bewusst und folgernd in jedem Menschen Christus sehen.
Keusch lebe ich also, wenn ich innerlich klar bin, ein Gespür für das Richtige habe und offen bin für Gott. Die Lehre der Kirche versucht also durch bestimmte Regeln den Menschen zu schützen. Es soll eine Lebensweise gefördert werden, die sich positiv auf dich und dein Umfeld auswirkt.
Im Bereich der Sexualität geht es dann darum, sich sein Gegenüber genau anzuschauen und zu prüfen, ob eine Bindung passend ist. Mit dieser Formulierung kann ich sehr gut mitgehen. Es geht darum, sich nicht unüberlegt den eigenen Gefühlen oder dem Körper hingeben. Oder eben auch aus der eigenen Perspektive mit meinem Gegenüber achtsam, ehrfürchtig und behutsam umgehen. Also die Gefühle des anderen wertschätzen. Unser Sehnen, Hoffen und unsere Wünsche sollen dabei stets ihren Platz haben, damit wir respektvolle, wertschätzende und tiefgreifende Beziehungen pflegen.
Im Alltagsgebrauch sprechen wir von Todsünden, doch werden sie auch Wurzelsünden genannt. Aus ihnen erwachsen weitere Sünden. Wenn ich unkeusch lebe, fokussiere ich mich auf mich, ich stelle meine Bedürfnisse über die anderer. Ich nutze Mitmenschen aus, um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn ich den Begriff Keuschheit so verstehe, dann hat er eine Aktualität, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte.
Vielleicht finden wir heute also bessere Formulierungen, um den Inhalt voranzubringen. Eine könnte das Zitat des kleinen Prinzen sein: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“. Oder im Alltag mein Gegenüber spüren lassen: „du bist wertvoll, so wie du bist!“