02.08.2018
Ministrantenwallfahrt 2018

Viele Wege führen durch Rom

YOUPAX hat eine Gruppe Ministranten einen Tag lang durch die Ewige Stadt begleitet.

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von Laura Konieczny 

„Viele Wege führen nach Rom“, sagt ein Sprichtwort. Dass auch viele Wege durch Rom führen, erleben seit Sonntag insgesamt 60.000 Ministrantinnen und Ministranten. Neben den offiziellen Programmpunkten wie gemeinsamen Gebeten und der Sonderaudienz bei Papst Franziskus haben sie viel Zeit, die Ewige Stadt zu erkunden. YOUPAX hat eine Gruppe Messdiener aus Hüsten zusammen mit Vikar Tobias Hasselmeyer einen Tag lang auf ihrer Erkundungstour durch Rom begleitet.

Der Tag beginnt für die Gruppe am Donnerstag bereits um 7.30 Uhr. Das Frühstück im Hotel muss ausfallen, stattdessen gibt es später ein Picknick. Denn wer früh aufsteht, erlebt mehr. Um viertel nach acht trifft YOUPAX die Gruppe an Sankt Paul vor den Mauern, einer der vier Patriarchalbasiliken Roms. „Petrus liegt im Petersdom begraben“, erklärt Tobias Hasselmeyer den Ministranten, vor den Mauern Roms sei einst Paulus begraben worden.

Während sich die Jugendlichen ihr schnelles Frühstück aus Saft und Gebäck im Kreuzgang schmecken lassen, erzählt er weiter: „In der Basilika hängen die Bildnisse aller bisherigen Päpste.“ Man sage, das Ende der Zeit nahe, wenn kein Platz für weitere Abbilder sei. „Papst Johannes Paul II hat während seiner Amtszeit einfach weitere leere Medaillons anbringen lassen“, berichtet er weiter. „Spannend“, findet das Marius Brune. Den 15-Jährigen interessieren die theologischen und historischen Ausführungen des Vikars. „Sonst wäre ich ja nicht hier“, sagt er. Besonders beeindruckt war der Messdiener vom Petersplatz und dem Dom: „Ich konnte mir vorher gar nicht vorstellen, wie groß das alles ist.“

Vikar Tobias Hasselmeyer erklärt die Geschichte der Basilika.
Vikar Tobias Hasselmeyer erklärt die Geschichte der Basilika.

Nach einem Besuch im Inneren der Basilika, in der gerade 6000 Ministranten aus dem Bistum Regensburg ihre Abschlussmesse feiern, läuft die Gruppe weiter. Ihr Ziel: Die Bushaltestelle. Das Problem: Der Bus kommt nicht. „Wir haben in den letzten Tagen schon stundenlang auf Busse gewartet – irgendwie kommen die nie so, wie sie sollen“, sagt Michelle Lenzer. Gut, dass die Gruppe flexibel ist. „Planänderung: Wir fahren mit der Metro zur Spanischen Treppe“, verkündet Tobias Hasselmeyer. 

Doch auch der Weg zur Bahn dauert länger als gedacht. Denn: Mal eben schnell die Wasserflaschen am Brunnen auffüllen wird zur Geduldsprobe, wenn an die 30 andere Ministranten die gleiche Idee haben. Also heißt es: anstehen, warten und dabei neue Menschen kennenlernen. Die Flaschen sind befüllt. Endlich kann es weitergehen. Über einen Umweg zum Großbahnhof Termini, um erschöpfte Teilnehmerinnen am Hotel abzusetzen, findet die Gruppe ihren Weg zum wohl beliebtesten Treffpunkt Roms.

Tobias Hasselmeyer (2.v.l.) erklärt Ministrantinnen eine Sehenswürdigkeit.

Am Papst vorbei zur Eisdiele

Pause am Wasserbrunnen
Gruppenfoot mit dem Papst-Aufsteller
Tobias Hasselmeyer (2.v.r.) erzählt die Geschichte des Pantheons.

„Eigentlich müsste der Ort Französisch-Spanische Treppe heißen“, holt Tobias Hasselmeyer aus. Die Zwillingskirche am Ende der Treppe sei nämlich die Französische Nationalkirche und die herrschaftliche Treppe ein Teil historischer Reputationsbemühungen des damaligen Königs. „Spanische Treppe heißt sie, weil direkt gegenüber unten die spanische Botschaft liegt“, erklärt er der Vikar weiter. Er war bereits mehr als ein halbes Dutzend Mal mit Gruppen in Rom – er kennt sich hier aus und sämtliche interessante Geschichten.

Nach einem Aufstieg für den schönen Ausblick und einer Pause im Schatten entscheiden die Hüstener einstimmig: „Wir haben Eis-Hunger.“ Somit steht der nächste Halt fest: Auf zu Giolitti, einer der besten Eisdielen der Stadt. Auch hier kommen die Hüstener Ministranten nicht ohne Zwischenstopp an. Dazwischen kommt ihnen Papst Franziskus in Form eines lebensgroßen Pappaufstellers, getragen von einer Gruppe Duisburger Ministranten. Mehr als 60 der Pilger-Pins haben sie dem Heiligen Vater bereits als Knöpfe angesteckt und fragen die Paderborner, ob sie fehlende Exemplare beisteuern können. 

„Wir haben den Aufsteller ursprünglich nur als Gruppensymbol mitgenommen“, sagt Robin Wagner. Ziemlich schnell sei es zum Zeitvertreib geworden, damit durch Rom zu gehen, Pins zu sammeln und dabei neue Menschen kennenzulernen. „Coole Sache“, findet auch die Truppe aus dem Sauerland und schießt ein Erinnerungsfoto, bevor sie weiter in Richtung Eisdiele läuft.

»Das war das beste Eis, das ich je gegessen habe.«

„Das haben wir uns jetzt wirklich verdient“, findet Michelle. Dafür, nach Rom fahren zu können, haben sich die Messdiener ordentlich angestrengt. „Wir haben ganz viele Waffeln und zu Ostern Gugelhupfe verkauft“, erzählt sie. Außerdem hätten einige Gemeindemitglieder Geld gespendet, sodass die Teilnehmenden schließlich nur einen geringen Eigenanteil zahlen mussten und sie sich sogar jeden Tag ein Eis genehmigen können. Engagement zahlt sich aus. „Das war wirklich das beste Eis, das ich je gegessen habe“, findet Marius.

Gut gestärkt und beseelt vom Gelato spazieren die Ministranten weiter in Richtung Pantheon. Auch hier teilt Tobias Hasselmeyer sein Wissen. Auch hier nimmt sich die Gruppe Zeit, den berühmten Ort in Ruhe zu erkunden. „Zu Pfingsten werden Rosenblätter durch das offene Dach fallen gelassen, um die Feuerzungen zu symbolisieren“, erzählt Tobias. Beeindruckt steht die Gruppe schließlich zwischen hunderten weiteren Touristen im Lichtschacht des alten Gemäuers. 

„In Rom gibt es wirklich viel zu sehen“, sagt Michelle. Gleichzeitig freue sich die 16-Jährige auch schon auf zuhause: „Das Laufen und der chaotische Verkehr hier sind anstrengend“, gibt sie zu. Gut, dass sie am Nachmittag während des letzten Abendgebets der Ministrantenwallfahrt sitzen und während der Heimfahrt im Bus schlafen kann.

Bildergalerie zum Tag in Rom

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