Ostern
16.04.2022
Ostern 2022

Du wirst aufstehen!

„Ich weiß nichts von der Zukunft, aber ich vertraue.“

test
von Christian Städter

Was ist Ostern? Worum geht’s da? Wenn ich diese Frage für mich beantworten müsste, würde ich einen Satz zitieren, der Franz von Assisi zugeschrieben wird:

„Herr, in deinem Arm bin ich sicher.
Wenn du mich hältst, habe ich nichts zu fürchten.
Ich weiß nichts von der Zukunft, aber ich vertraue auf dich.“

Ostern ist, dass sich Jesus ganz den Armen des Vaters anvertraut. Auch wenn er fällt – unter dem Kreuz, in den Tod –, er hört nicht auf zu vertrauen. Sein Vertrauen führt ihn durch das Leiden hindurch. Zum Leben. Wo die Liebe hinfällt, steht die Hoffnung auf.

Dieses Jahr klingt die Passion anders

Und was bedeutet das für uns heute? Ich denke: Wenn wir als Jüngerinnen und Jünger Jesus nachfolgen, versuchen wir, es ihm gleichzutun. Auch wir gehen unsere Wege, seien es leichte oder schwere.

Viele Menschen müssen gerade schwere, brutale und auch tödliche Wege gehen. Als ich die Bilder der Kriegsverbrechen in Butscha in der Ukraine gesehen habe, war ich schockiert. Ich wollte wegschauen, aber ich konnte nicht.

Und auf einmal kam die Frage in mir hoch: Bekomme ich hier vor Augen geführt, was ich in der Karwoche in den Gottesdiensten lesen werde: ein Kreuzweg, gepflastert mit Hilflosigkeit und Verzweiflung, mit Schmerz und Leichen? Ich denke, wenn ich dieses Jahr die Passion Jesu höre, wird sie für mich anders klingen. Vielleicht aktueller, mit den Bildern aus Butscha im Hinterkopf.

Hoffnungslosigkeit und Resignation vs. Vertrauen

Doch wir gehen nicht nur die leichten und schweren Wege im Leben. Wenn wir Jesus nachfolgen, sollten wir auch versuchen, uns von unserem Vertrauen halten zu lassen.

Doch: Das ist alles andere als leicht. Gerade angesichts der schlimmen Bilder aus der Ukraine ist es total normal, sich zu fragen: Wie kann das sein? Wie können Menschen so schreckliche Dinge tun? Und kann ich da überhaupt was gegen unternehmen?

In solchen Phasen versuchen Hoffnungslosigkeit und Resignation in unser Herz zu dringen. Also: Was bewahrt mich davor, die Hoffnung zu verlieren? Wer garantiert mir, dass es sich lohnt, sich einzusetzen für Gerechtigkeit, Friede, Nächstenliebe, Solidarität?

Die Antworten auf diese Fragen kommen für mich vom Osterfest her. An Ostern feiern wir, dass Gott stärker ist als all das brutale Leid. Gott ist selbst stärker als der Tod.

Lumen Christi – Christus, das Licht

Wenn ich in der Osternacht die große Osterkerze in der dunklen Kirche hochhebe und laut anstimme „Lumen Christi – Christus, das Licht“, ist es ein fast trotziger Schrei in die Dunkelheit hinein: Seht her, die Dunkelheit hat das Licht nicht besiegt. Es leuchtet noch! Und jetzt werden wir es verteilen und die Dunkelheit gemeinsam besiegen.

Warum tun wir das in der Osternacht? Es gibt Dinge, die fallen manchmal schwer zu glauben, die müssen wir uns vor Augen führen. Wenn wir in der Osternacht die dunkle Kirche mit vielen Kerzen hell machen, sagen wir: Wir glauben daran, dass es so auch am Ende der Zeiten sein wird. Am Ende stehen nicht Krieg und Trauer und Zerstörung, sondern Frieden, Freude und Gerechtigkeit!

Mit dieser Perspektive können wir unsere Wege, auch die Kreuzwege, in der Gewissheit gehen, dass wir in Gottes Armen sicher sind. Wir haben nichts zu fürchten, selbst dann nicht, wenn wir sterben.

Weil Jesus sich aus Liebe in den Tod hat fallen lassen, können wir in Hoffnung aufstehen und unsere Wege gehen. Das macht das Leben lebenswert und schön – zu allen Zeiten.

In diesem Sinne: Euch allen ein gesegnetes Fest der Auferstehung!

Mix