Glaube und Vernunft, das Thema beim Seelenstärker in dieser Woche
11.08.2020
Seelenstärker

Eine unbequeme Partyfrage

Warum glauben wir? Erreichen wir die junge Generation mit unserem Glauben noch? Wann und wie beten wir?

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von Melina Sieker

Berlin, Sommer 2018. 

„…und du bist also wirklich gläubig?“

So lautete die Frage meines Gegenübers, mit dem ich über meinen Beruf sprach. Es war ein lauer Sommerabend, ein Freund feierte seinen Geburtstag. Durch Zufall war ich auf dem Balkon mit einem anderen Partygast ins Gespräch gekommen. Seine Antwort, als ich bekräftigte, an Gott zu glauben, war für mich verletzend: "Oh, dann tust du mir leid!" 

Woran glaubst du?

Die Frage gestellt zu bekommen, ob ich gläubig bin, ist für mich nichts Ungewöhnliches mehr. Spätestens seit ich mich entschlossen habe, Theologie zu studieren, habe ich (nicht nur) auf zahlreichen Partys über Theologie und meinen Glauben, die Kirche, die Bibel und einige kontroverse Fragestellungen diskutiert. Das macht eine Theologin schließlich aus: Von Gott sprechen ist für mich alltäglich. Oft entstehen viele gute, tiefsinnige und kontroverse Diskussionen, besonders in lockerer Atmosphäre, mit dem einen oder anderen Getränk dazu. Ich bin mit dem Glauben großgeworden, habe immer schon die Suche nach Gott in mir gespürt und konnte mir die Welt ohne Gott nicht erklären.

Wie mit dieser Abwehrhaltung umgehen?

Oft wird mir (kritisches) Interesse entgegengebracht und darüber freue ich mich. Ich bin immer dabei, wenn es darum geht den Glauben zu diskutieren, zu hinterfragen und kann gut mit Zweifeln umgehen. Aber diesmal war es anders: Als mich nun der Partygast offenkundig bemitleidend betrachtete, wurde mir mulmig. Ich überlegte. Wie kann ich gut mit dieser Abwehrhaltung umgehen? Eine Möglichkeit wäre sicher gewesen, das Thema zu wechseln oder das Gespräch zu beenden. Warum möchte ich meinen Glauben überhaupt diesen kritischen Anfragen aussetzen?

Erstmal holte ich uns noch etwas zu trinken. Und dann haben wir lange miteinander gesprochen. Wie ich versucht habe, den Glauben zu verteidigen und warum ich seit dieser Begegnung noch fester davon überzeugt bin, dass es sich lohnt, sich der Gottesfrage mit der Vernunft und mit stichhaltigen Argumenten (oder Gründen) zuzuwenden, das habe ich in dieser Woche im Seelenstärker zum Thema gemacht.

Meinem Moderationspartner Nils Petrat ist das Thema „Glaube und Vernunft“ natürlich auch sehr vertraut, ist er doch Priester und promovierter Theologe. In unserem (Streit-)Gespräch betont er aber, dass ihm in den letzten Jahren die konkrete Glaubens-Erfahrung wichtiger geworden ist als die rationale Begründung des Glaubens. Mehr Herz als Kopf. Ihr könnt ja mal überlegen, auf welcher Seite ihr da steht…

Herz oder Kopf - zu welcher Gruppe gehörst du beim Glauben?

Studierendenpfarrer Dr. Nils Petrat und ich diskutieren und streiten jedenfalls diese Woche um Fragen, die aufs Ganze gehen. Warum glauben wir? Erreichen wir die junge Generation mit unserem Glauben noch? Wann und wie beten wir?

Und unsere schwierigste Frage in dieser Woche: Ist jemandem, der glaubt, alles möglich?

Mix