JUPA-SOUNDCHECK: Smashing Pumpkins
Wer kennt das nicht? Man macht und macht und macht, kommt aber zu keinem Ende. Irgendwie bewegt sich alles zu langsam und die Welt scheint gegen einen gewandt. So oder ähnlich muss sich auch Billy Corgan von den "Smashing Pumpkins" gefühlt haben, als er im Lied "Bullet with Butterfly Wings" textete: „Despite all my rage I am still just a rat in a cage“.
Wie vielen Fans kommen einem die fast schon transzendenten Klänge der Samshing Pumpkins bei Stimmungsschwankungen gerade recht. Das treibende Schlagzeug von Jimmy Chamberlin, der melodische Bass von D'arcy Wretzy zusammen mit dem unverwechselbaren, atmosphärischen Gesang von Billy Corgan. Die Lieder der Smashing Pumpkins erzählen Geschichten - nah und gleichzeitig so groß, dass sie fast zum Himmel reichen.
Acht Studioalben, 23 Singles, weltweit über 30 Millionen verkaufte Alben – das ist die Bilanz nach 26 Jahren Bandgeschichte (mit einer Pause). Maßgeblich verantwortlich ist dafür Sänger und Songschreiber Billy Corgan. Nicht nur auf der Bühne auch hinter den Kulissen gibt er den Ton an. Der "Kürbiskopf" Billy: Rocker, mit Herz und Seele, der den Klang der Band mit seiner nasalen Stimme unverkennbar prägt. Der rote Faden seines Schaffens: sein Glaube zu Gott.
Gleichzeitig ist er ein schwieriger Charakter – gerade deshalb können sich so besonders Teenager mit ihm identifizieren: Mehrmals habe er sich das Leben nehmen wollen, weil er dem Erfolg von Nirvana nacheiferte, berichtet Billy Corgan in einer TV-Show. Während Nirvana nach dem rasch erreichten Ruhm auf dem Höhepunkt ihrer Karriere 1994 mit Kurt Cobains Tod verschwinden, bleiben die Smashing Pumpkins auf der Bildfläche. Dennoch geschieht der Band fast das gleiche Schicksal wie Nirvana: Tour Keyboarder Jonathan Melvoin stirbt in einem Hotelzimmer an einer Überdosis Heroin, die er gemeinsam mit dem Schlagzeuger Jimmy Chamberlin zu sich nimmt. Jimmy Chamberin muss die Band verlassen.
Doch die Smashing Pumpkins machen weiter, in alter Manier. Sie sind lange eine der wenigen Bands die sich den elektronischen Einflüssen verweigern, dem analogen, ehrlichem, alternativen Rock treu bleiben und die Grunge-Ära fortführen. Im Jahr 2000, ein Schock für die Fans: nach 13 Jahren trennen sich die Smashing Pumpkins wegen Reibungen in der Band. Billy Corgan zieht alleine los. Er versucht sich als Sportkommentator, Buchautor und Solo-Musiker.
2006 folgt die große Überraschung. Die Smashing Pumpkins vereinen sich wieder. Heute sind sie lebendig und legendär zugleich. Es ist ein bisschen wie Corgans Glaube: „Ich habe Jesus nicht gefunden, er war immer schon da.“ Nur eines hat sich geändert: In ihrem aktuellen Album „Oceania“ (2012) - das haben sich auch auf den Southside und Hurrikane Festivals präsentiert - wenden sich die Smashing Pumpkins doch noch elektronischen Klängen zu, ziemlich erfolgreich. Feuilletonisten sprechen vom besten Smashing-Pumkings-Album aller Zeiten. Und spätestens jetzt weiß man, dass die Smashing Pumpkins nicht nur in ungeduldigen Lebensphasen ein besonderer, musikalischer Begleiter sind.