„Jedes Fenster auf das Licht hat seine eigene Schönheit“
27.12.2013

„Jedes Fenster auf das Licht hat seine eigene Schönheit“

JUPA-SOUNDCHECK: Wise Guys

„Es hilft dir kein Schreien und Schnauben, da stellt sich der Herrjott janz taub. Jeder muss einmal dran glauben, auch die Putzfrau wird einmal zu Staub.“ Diese Songtext der Wise Guys thematisiert den Tod, das Traurigste der Welt, doch mit den illustren Worten wird er irgendwie erträglicher. So texten sie, locker flockig, und mit hintergründigem Humor: Die fünf Jungs aus Köln. Wie über den Tod singen sie auch über Herzschmerz, Sünden, Sorgen und Qual. Ein Liedtitel heißt einfach nur: Scheiße.

Die Wise Guys machen Vocal Pop oder auch genannt A Capella Gesang nach einer ganz eigenen Manier – mit einem Augenzwinkern und Melodien, bei denen man einfach gut gelaunt sein muss. Wise Guys heißt übersetzt soviel wie Besserwisser – aber statt von oben herab kommt das 1994 aus der Taufe gehobene Ensemble eher „um die Ecke gedacht“ daher. Im Interview spricht Wise Guys Mitglied Eddi Hüneke über Humor und Glaube.

Wie und wann kommt Euch der hintergründige Humor in Euren Stücken?

Den Löwenanteil unserer Texte schreibt Dän, der neben der Gabe fürs Reimen stets ein offenes Auge für die Abgründigkeiten und Widersprüchlichkeiten des Lebens hat. Wir fünf lachen auch viel zusammen, dabei wird stets viel geblödelt, daraus sind auch schon hier und da Lied-Ideen entstanden.

Ihr seid wie ein musikalisches Antidepressivum. Woher nimmst du die Lebensfreude?

Ich habe einfach das Glück, von netten Menschen umgeben zu sein - angefangen von meiner entspannten und humorvollen Frau über meine vier Kinder bis zu den vier Kollegen.

Seit 1994 gibt's Euch jetzt schon. Was motiviert dich zum Weitermachen?

Wir können vielleicht noch besser das tun, was wir tun, nämlich Leute auf der Bühne unterhalten. Wir arbeiten gerade an Verbesserungen einiger Parameter und ich bin gespannt, wo uns diese Reise noch hinführt. Ich habe gerade im Moment das Gefühl: Da geht noch was - das ist für mich die beste Motivation.

Welche Musik hörst du zurzeit gerne in deiner Freizeit?

Snow Patrol, Robbie Williams, Billy Joel. Oft höre ich auch englische Comedy-Sendungen.

Ihr spielt sehr oft auf Kirchen- oder Katholikentagen. Was ist das Besondere dort?

Das Publikum ist ein besonderer Querschnitt der Gesellschaft - viele junge, engagierte und durch die Großveranstaltung schon vor-begeisterte Menschen sind da - und da entsteht manchmal was wie Ekstase.

Wie lebst du deinen Glauben?

Unauffällig im Alltag, ich gehe damit nicht hausieren. Manchmal meditiere ich oder bete. Zuhause singen und beten wir abends mit den Kindern, auch Tischgebete sind uns wichtig.

Beginnst Du an Kirche zu zweifeln, wenn ein Skandal aufgedeckt wird und die Medien wieder voll von Nachrichten sind?

Nein, schon vorher. Es gab schon immer Menschen, die die Kirche für ihre eigenen Zwecke missbraucht haben. Aber eben immer auch andere, die aus meiner Sicht den Geist Jesu verstehen und weitertragen.

Was sollte die Kirche tun, um insbesondere auch wieder mehr junge Leute zu gewinnen?

Glaubwürdig sein. Zuhören. Nicht jedem Trend hinterherrennen, sondern eher die alten Traditionen mit neuem Leben füllen. Das kann die katholische Kirche übrigens oft besser als die evangelische, zu der ich gehöre.

Wenn du die Wahl hättest, würdest du alle Weltreligionen vereinen?

Um Gottes Willen! Jedes „Fenster auf das Licht“ hat seine eigene Schönheit, wer wäre ich denn, um mir eine Vereinigung aller Fenster anzumaßen?

Was wünschst du dir für den Glauben der Zukunft?

Dass er uns von innen her verwandelt und dafür Kraft gibt, in der Welt an den nötigen Veränderungen mitzuarbeiten.

Und zuletzt: Was wünscht du dir für dein eigenes Leben?

Dass es immer wieder Überraschungen gibt und ich am Ende sagen kann: Schon irre, was ich alles erlebt habe. Und, dass ich freundlich und ehrlich mit den Menschen um mich herum umgehe.

Eddi Hüneke

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