Friedensaura: Es brennen kleine Lichter und Fürbittzettel stecken vereinzelt zwischen den Ziegelsteinen.
Friedensaura: Es brennen kleine Lichter und Fürbittzettel stecken vereinzelt zwischen den Ziegelsteinen.
13.05.2018
Politik

Frieden

YOUPAX-Autorin Miriam über ihre Gedanken zum Thema "Frieden"

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Von Miriam Pawlak

Frieden. Ein Wort, das in Vergessenheit geraten ist?


Mal ehrlich, überlegt euch mal kurz, was euch spontan zu dem Begriff einfällt. Ich muss sofort an eine fliegende weiße Taube denken, die einen grünen Zweig im Schnabel trägt. Dieses Bild ist mir seit Kindertagen bekannt und es bleibt bis heute das Symbol schlechthin für Frieden. 
Als zweites denke ich an große Persönlichkeiten wie Mahatma Ghandi oder Martin Luther King, die sich im Gedächtnis der Weltgeschichte verewigt haben. Aber was bringen mir diese und unzählige Namen von tapferen Menschen, die sich für Frieden eingesetzt haben, außer dass sie zu großen Vorbildern geworden sind und bleiben? Das klingt alles schön und gut. Dennoch bin ich unzufrieden. Denn es hört nicht auf. Die Welt ist zerstritten. Sirenen ertönen, Bomben fallen, Waffen donnern, Kinder sterben. Teile der Welt liegen in Trümmern. Das macht mir Angst. Tagtäglich sehen, hören und lesen wir doch nur vom Unfrieden, der sich auf der ganzen Welt ausbreitet: von Kriegen, Terror, Gewalt und Konflikten. Ich muss sagen: So langsam bin ich es leid. Es ist schrecklich. Elendig. Menschen sehnen sich nach Frieden und die Machtgier anderer raubt ihnen sogar noch die Hoffnung darauf. Wie können Menschen sich das gegenseitig antun?

Nacht der Lichter. Friedensstimmung.

Dass die Verantwortlichen für den Katholikentag sich dieses Jahr ausgerechnet dieses Thema ausgesucht haben, ist einerseits beachtenswert andererseits verständlich: Münster gilt ja als Stadt des Friedens, weil Diplomaten dort im Jahre 1648 den Westfälische Frieden geschlossen haben. Es ist also die perfekte Stadt für Diskussionen zu Friedensfragen. 

Ich muss sagen, dass sich die friedvolle Art der Menschen im Umgang miteinander auf dem Katholikentag bemerkbar gemacht hat. Das ist schon mal ein gutes Signal. Besonders bereichernd ist auch die Vielfalt der Gäste, die aus den Weltreligionen den Weg nach Münster gefunden haben. Die geführten Dialoge haben eine große Zeichenkraft. 

Und trotzdem: Es bleibt dieses unterschwellige Gefühl, dass ich doch etwas tun müsste, damit die Welt ein bisschen besser wird. Ich gehöre zu euch, der jungen Generation, die in Deutschland aufgewachsen ist – Gott sei Dank nicht im Krieg, sondern als Friedenskind. Ich spüre also, dass ich mitverantwortlich bin für dijenigen, denen es nicht so gut geht. Ich glaube, dass das Nachdenken über den Begriff schon weiterhelfen kann.

Bischof Felix Genn hat in seiner Predigt an Christi Himmelfahrt gesagt:

»Zum Aufbau des Reiches Gottes gehört es dazu, den Frieden zu suchen.«

Friedensbändchen: Freundschaft verbindet.
Jesus-Ikone mit Friedenslichtern.

Ich denke, das ist der springende Punkt. Schließlich geht um das Reich Gottes! Frieden ist nicht losgelöst vom Reich Gottes zu denken – und das Reich Gottes hat mit Jesus Christus mitten unter uns begonnen. 

Erklärt das meine große Ehrfurcht vor dem Begriff Frieden? 

Frieden: das klingt so erhaben. Vollkommen. Frieden, das ist der Wunsch an jeden Verstorbenen: Ruhe in Frieden - weil darin die Hoffnung mitschwingt, dass das wahre Leben noch kommt. Der paradiesische Zustand, den wir bei Gott erwarten, ist Frieden. Weil wir aber Menschen sind, die sich jetzt schon nach dem Paradies sehnen, die Frieden auf Erden wollen, gehört es zu unserer Natur, dass wir ein Stück dieses Himmelsguts auf Erden leben wollen. 

„Friede sei mit Euch“

"Friede sei mit euch." Das sagte Jesus zu seinen Jüngern damals und es zählt noch heute. Als Christen sind wir ausgestattet mit dem Rüstzeug des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Wenn wir die Hoffnung ganz auf Jesus setzen, dann werden wir erkennen, was Frieden für jeden Einzelnen und Frieden in Gemeinschaft bedeutet. Jesus ist der Trost, der Frieden schafft: im eigenen Herzen und in der Welt. Wenn wir ihn im Herzen tragen, dann werden wir erfüllt von dieser friedensstiftenden Liebe. Unsere Aufgabe ist es dann, diesen Frieden nach außen zu bringen – in die Welt, die uns als Christinnen und Christen braucht. Wie sich das ausgestaltet, das bleibt uns selbst überlassen. Wir haben Gottes Geist in der Taufe empfangen und sind somit befähigt, in Frieden zu leben – wie im Himmel, so auch auf Erden.

Frieden. Ein unvergessenes Wort, das waffenlos gelebt werden will. Ein immerwährendes Konzept, das vieler Worte mächtig ist und zum Handeln auffordert.

Frieden, das steckt sogar in unserem Redaktionsnamen YOUPAX. You, das bist du, und Pax, das ist das lateinische Wort für Frieden. Du bist Frieden. Es gibt keinen Weg zum ich als über das du, also steckt auch immer ein Stück Ich im Du. Du und ich – gemeinsam berufen Friedensnachrichten zu überbringen, als Boten des Friedens in der ganzen Welt. 

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