Porträt über Lea Klein
Aufmachen - und ankommen. Weihnachten ist das Fest, an dem Jesus in unserem Leben angekommen ist. Und so hat sich auch YOUPAX in dieser Adventszeit aufgemacht, um vier junge Erwachsene zu treffen. Was bewegt sie? Wann mussten sie zuletzt Mut fassen oder sich aufmachen zu neuen Dingen in ihrem Leben? Dieses Mal steht Plätzchenbacken auf dem Programm.
Am Rande des Delbrücker Stadtteils Boke liegt das Haus von Lea Klein. Schon von außen sehe ich die hellen Beleuchtungen - na klar, es weihnachtet sehr. In wenigen Tagen steht Heiligabend vor der Tür. Für Lea und mich gehört zu einer besinnlichen Adventszeit auch Plätzchenbacken, am liebsten Spritzgebäck.
Als ich Lea treffe, die einen dicken, grauen Pullover trägt, kommen wir direkt ins Gespräch. Sie wohnt noch zusammen mit ihrer Schwester im Elternhaus, auch die Großeltern wohnen dort, erzählt sie. Ein Familienmensch also? "Auf jeden Fall", lacht Lea. "Weihnachten zum Beispiel, ohne meine Familie geht das gar nicht. Mir geht’s da bei dem Fest gar nicht um die Geschenke, sondern darum, Zeit mit der Familie zu verbringen: das gemütliche Beisammensein, Spaß haben, quatschen, Spiele spielen."
Die Vorfreude auf die Feiertage ist spürbar. Dann geht’s für Lea und ihre Familie erst einmal zur Verwandtschaft. Einige Familienmitglieder habe sie schon Wochen oder Monate nicht mehr gesehen. Wenn sie von Freunden oder Bekannten gehört hat, dass nicht jeder Weihnachten mit der Familie verbringt oder etwas mit den Eltern unternimmt, "habe ich das alles es noch mehr schätzen gelernt. Ich bin wirklich froh, dass ich meine Eltern und meine Familie habe".
Was für die 20-Jährige zu einer richtigen Adventszeit einfach dazugehört? Tannenbaum schmücken, abends ruhige Musik hören, auf den Weihnachtsmarkt gehen und Glühwein trinken - und natürlich Plätzchenbacken. Der Teig ist einfach gemacht: Mehl, Zucker, Butter, Eier, Vanillinzucker und Backpulver vermengen und zu einem festen Teig verkneten - der muss dann erst einmal 30 bis 60 Minuten im Kühlschrank ruhen.
Wir sitzen an einem Holztisch in der Küche. Direkt darüber hängt eine Deckenlampe, die wie die Weihnachtsdeko am Fenster warm leuchtet. Ich erfahre, dass Lea in Paderborn derzeit eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachassistentin macht: "Auch wenn es viel auswendig lernen ist, macht es mir viel Spaß und ist richtig cool", beschreibt Lea. Zuvor habe sie im Altenheim, Krankenhaus oder mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. "Allerdings wollte ich keine Schichtarbeit mehr haben, sondern regelmäßige Arbeitszeiten."
Dann holt Lea den Teig und Mehl, das sie auf den Tisch streut. Jeder von uns nimmt sich ein Stück Teig und rollt es mit einem Nudelholz aus. Wir haben uns dafür entschieden, mit Förmchen Figuren auszustechen. Es gibt Engel, einen Weihnachtsmann, eine Sternschnuppe und einen Tannenbaum. Nebenbei surrt der Ofen leise und wärmt schon vor.
Während wir die Plätzchen ausstechen, sie auf die Backbleche legen und den Teig wieder neu ausrollen, frage ich Lea, wie das Jahr für sie rückblickend gelaufen ist. Sie überlegt kurz und sagt dann: "Im Grunde war es ein total tolles Jahr. Mit der Ausbildung und meinen Freunden läuft alles super - und ich habe das gemacht, was ich mir vorgenommen habe."
Welche Veränderung in ihrem Leben sie damit meint: Seit Anfang des Jahres engagiert sich Lea verstärkt beim Verein Freizeit ohne Barrieren in Paderborn ehrenamtlich. Sie erklärt: "Wir unterstützen dort Menschen mit Behinderung und fahren mit ihnen in den Urlaub. Meistens sind wir dann etwa fünf Betreuer und zehn bis 15 Teilnehmer."
Das Ehrenamt übe die 20-Jährige schon länger aus - in diesem Jahr hat sie sich aber vorgenommen, besonders aktiv zu sein: Dreimal für etwa zehn Tage hat sie solche Reisen in 2018 schon unternommen.
»Die Menschen freuen sich jedes Mal total auf die Reisen. Nachdem ich letztes Jahr zum ersten Mal einen Urlaub begleitet habe, waren sie so dankbar. Alle sind mir gegenüber so froh und herzlich, weil eben nicht viele Leute sich für so eine Aufgabe bereit erklären. Da dachte ich mir nach der ersten Reise: ‚Das machst du jetzt öfters‘.«
Lea Klein
über ihr Ehrenamt bei Freizeit ohne Barrieren
Über Silvester steht der nächste Urlaub an, es geht für eine Woche nach Köln: „Deine eigene Freizeit kommt durch das Ehrenamt in gewisser Weise natürlich schon kürzer, weil du deine Urlaubstage dafür aufbrauchst und selbst nicht wegfahren kannst“, berichtet Lea zwar. Mit einem Strahlen in den Augen fügt sie an: "Es lohnt sich immer wieder."
Ab in den Ofen mit dem ersten Blech voller Plätzchen. Wir reden jetzt über unsere Hobbys. Lea erzählt mir, dass sie gerne reitet, sogar mal ein eigenes Pferd besaß: "Jetzt habe ich noch zwei Reitbeteiligungen. So ganz ohne Pferd geht es einfach nicht, sie sind mein Leben." Außerdem, so Lea, spiele sie gerne Volleyball. Und: Seit diesem Jahr singt sie auf Hochzeiten.
Anfangs hat Lea aus Spaß gesungen, ist dann einem Chor beigetreten und hat privat eine eigene, kleine Band gegründet. So fand sie übrigens auch den Weg zur jungen Glaubensinitiative YOUNG MISSION, wo sie seit drei Jahren regelmäßig in der Band mitsingt.
"Ein Kumpel hat mich damals gefragt, ob ich nicht mal mit zu YOUNG MISSION im Jugendhaus Hardehausen kommen möchte. Dann bin ich mal spontan hingegangen", erinnert sich Lea. "Es war von Anfang an eine ganz eigene und coole Atmosphäre, die Leute waren direkt super nett zu mir."
Ab dem Zeitpunkt habe sie die Kirche auch ganz anders gesehen. "Ich kannte es nur so, dass eher ältere Menschen in die Kirche gehen. Bei YOUNG MISSION waren aber so viele junge Leute, dazu kamen die modernen Kirchenlieder. Wenn zum Beispiel die Lichter zu Beginn des Gottesdienst hereingetragen werden, bekomme ich direkt Gänsehaut."
Momente wie diese genießt Lea bei YOUNG MISSION besonders, das merkt man ihr an. Wenn zum Beispiel abends noch jemand Klavier spiele, man einfach zusammensitze und in der Stille die Musik genieße, "das kommt richtig gut. In so einer Atmosphäre kann ich prima über alles ruhig nachdenken", schwärmt Lea. Anfängliche Zweifel, ob sie da wirklich hingehöre, hätten sich so schnell gelegt.
Während wir reden, geht immer mal wieder ein Blick zum Ofen. Die ersten beiden Bleche Plätzchen sind schon gut - nach etwas Abkühlen probieren wir sie. Und sie schmecken uns - die eigenen Plätzchen sind am Ende wahrscheinlich immer die leckersten.
Ich möchte abschließend wissen, ob sich Leas Glaube durch ihr Engagement verändert hat: „Mein Glaube hat sich auf jeden Fall verstärkt", sagt sie mir. "Ich habe gemerkt, dass Kirche auch anders, schöner sein kann." Dennoch erforderte das anfangs auch Mut von ihr, berichtet Lea: "Ich musste mich schon überwinden, Freunden am Wochenende auch mal abzusagen mit der Erklärung, dass ich bei YOUNG MISSION bin."
Für sie bedeutet Mut, Stärke zu zeigen und sich dazu zu ringen, unbequeme Dinge auszusprechen: "So etwas sollte man sowieso viel öfters tun, sonst bereut man es am Ende", sagt Lea nach einigen Überlegungen.