Vikar Mike Hottmann über seinen Weg zum Priester und seinen Willen, täglich neu 'ja' zu sagen
„Ja“ – ein kleines Wort, das das ganze Leben verändern kann. Wie kann man in einer Welt voller Möglichkeiten und ständigem Wandel zu jemandem für immer „ja“ sagen? Gerade jungen Menschen ist die Freiheit ein wichtiger Wert. Steht das nicht im Widerspruch dazu, sich an eine oder einen Einzigen zu binden? Ein Ehepaar kurz vor der kirchlichen Trauung, ein neu geweihter Priester und eine junge Ordensschwester erzählen über ihr persönliches Ja-Wort.
»Wir glauben an eine Person – an Jesus Christus. Die Augen Jesu sind der Blick des liebenden Gottes. Der Herr schaut jedem von uns ins Herz.«
Mike Hottmann
Vikar in Hagen
Herr auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben (Psalm 31,6). Diesen Vers hat sich Mike Hottmann als Primizspruch ausgesucht. Bei seiner Priesterweihe am 4. Juni diesen Jahres hat er seine Hände in die Hände des Bischofs gelegt und damit sein ganzes Leben in die Hände Jesu. Heute ist der 32-Jährige Vikar in Hagen im Pastoralen Raum Hagen Mitte West.
Dass er einmal Priester werden würde, war jedoch keineswegs vorherzusehen. Er ist in Werl in einer evangelischen Familie aufgewachsen. Es war besonders seine Oma, eine fromme Lutheranerin, die ihm – neben seinen Eltern – den Glauben mitgegeben hat. Hottmann erzählt: „Sie war für mich die erste Glaubenszeugin in meinem Leben. Ich habe gespürt, dass sie nicht ritualisiert sonntags in die Kirche geht. Sie hat den Glauben in allem, was sie getan hat, wirklich gelebt.“ Hottmann erinnert sich an einen Spruch, den sie ihm schon als Kind gesagt hat, wenn sie ihn morgens zur Schule fuhr: „Gehe nie ohne Gebet und Gottes Wort aus deinem Hause fort.“ Und das ist ihm hängengeblieben.
Nach seinem Schulabschluss machte Hottmann eine Ausbildung zum Hotelfachmann in einem 4-Sterne-Hotel. Heute reflektier er: „Diese Erfahrungen helfen mir auch jetzt in meinem pastoralen Alltag bestehen zu können. Im Hotel- und Gaststättengewerbe muss man eine gewisse körperliche und mentale Robustheit mitbringen. Die brauche ich auch als Priester.“
»Wenn ich dieses ‚für immer‘ auf die Gesamtheit meines Lebens sehe, überfordert mich das total. Denn wer weiß, was in 10 oder 20 Jahren ist? Wie Kirche sich verändert hat und wie ich mich verändert habe?«
Im Jahr 2005 ist er zur katholischen Kirche konvertiert. Ein ungewöhnlicher Schritt. Angefangen hat es mit einer Faszination für die katholische Messe: „Die war nicht so karg und nüchtern. Die Liturgie, die Ästhetik – da war etwas los, da war Action im Altarraum. Zugleich hatte es aber auch etwas Mystisches, etwas nicht Alltägliches. Gottesdienst mit allen Sinnen. Das hat mich angesprochen. Aber nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich.“ Hottmann hatte zum ersten Mal das Gefühl, ankommen zu können, Gott als eine Wirklichkeit zu spüren.
Bis ihm der Gedanke kam, er könnte zum Priester berufen sein, dauerte es noch fast drei Jahre. In dieser Zeit hat er viel gelesen und Fragen gestellt. Er wusste damals nichts darüber, wie man Priester wird. Rückblickend erkennt er, wie Gott ihn Schritt für Schritt geführt hat. Er sagt: „Seit der Entscheidung katholisch zu werden, war so eine Faszination für den Glauben da. Erwachsen werden – auch im Glauben. Ich war auf der Suche und ich denke, Gott hat mir diese Faszination als Wegweiser ins Herz gegeben. Und hat mich dann gezogen.“
Und Hottmann hat sich führen lassen. Er hat vertraut. Hat im Paderborner Dom sein Ja-Wort gegeben zu seiner Berufung. Doch er weiß: „Ich habe bei meiner Priesterweihe zwar dieses Ja für immer gegeben, aber ich muss es mit meinem Leben jeden Tag neu umsetzten. Tag täglich neu ‚ja‘ sagen. Ich hoffe, es gelingt mir.“ Ihm ist bewusst, dass das mal leichter und mal schwieriger sein wird. „Wenn ich dieses ‚für immer‘ auf die Gesamtheit meines Lebens sehe, überfordert mich das total. Denn wer weiß, was in 10 oder 20 Jahren ist? Wie Kirche sich verändert hat und wie ich mich verändert habe?“
Entscheidend sei aber immer der feste Wille. Und das Vertrauen auf Jesus. Diesen Jesus möchte Hottmann durch sein Leben und Wirken in den Mittelpunkt stellen. Er sagt: „Wir glauben eben nicht an eine oft so desolate Institution, sondern an eine Person – an Jesus Christus. Die Augen Jesu sind der Blick des liebenden Gottes. Der Herr schaut jedem von uns ins Herz.“ Seine Erfahrung ist, dass der Glaube an Jesus als den Sohn Gottes, den Menschen Hoffnung und Kraft gibt, weniger die kirchlichen Reizthemen. Der Glaube an Jesus könne in schwierigen Zeiten helfen, wo die Kirche als Institution an ihre Grenzen stößt. Deshalb ist Hottmann Priester: Er möchte Seelsorger sein, zuhören, die Heilige Messe mit den Menschen und für sie feiern, Sakramente spenden. Er möchte für den Glauben, für Gott werben. Für den Sinn, den der Glaube schenkt. Denn er sagt: „Wer nicht wirbt, der stirbt! Unser zentraler Auftrag als Kirche ist es, für die Meschen da zu sein und auf einen viel Größeren zu verweisen: auf Gott, auf Jesus!“ Und das möchte der junge Priester mit seinem Leben tun.