Ein neugeborener Fuchs erkundet die Umgebung.
Ein neugeborener Fuchs erkundet die Umgebung.
03.06.2020
Heimat

Von Füchsen was fürs Leben lernen

Tierfotografie als Hobby: Was mich daran so begeistert

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von Till Kupitz

Der Wecker klingelt meist um 5 Uhr morgens. Noch bevor die Sonne aufgeht, steige ich aus dem Bett, ziehe mich an und fahre mit dem Auto ein paar Minuten, bis ich am Wald bin. Von da aus geht es zu Fuß weiter, bis ich an meinem Ziel bin: ein recht unscheinbares Loch an einem kleinen Hang, das zwischen den aufblühenden Pflanzen und Gräsern im Schatten der Bäume liegt – ein Fuchsbau. Die ersten Sonnenstrahlen blitzen durch die Blätter und strahlen ins Gesicht. Das klingt unspektakulär, ist nach einer Nacht mit (zu) wenig Schlaf aber ein wahrer Segen.

Ich setze mich – immer am besten gegen die Windrichtung – in sicherer Entfernung auf den Waldboden, lehne mich an einen Baum und beobachte, wie die Sonne hinter dem Hang immer höher steigt und einige Wolken vorbeiziehen. Für die nächsten drei Stunden wird das nun mein Ausblick sein. In der Hoffnung, dass sich in dieser Zeit ein paar neugeborene Fuchswelpen zeigen, die in dem Bau zur Welt gekommen sind und nun die „Nachbarschaft“ neugierig erkunden wollen. Dann heißt es warten.

Eine Fuchsfamilie kommt aus dem Wald

Große Faszination im Kleinen erkennen

"Einfach nur rumsitzen" auf manchmal nassem, öfters steinhartem Boden oder einem kleinen Hocker und Ausschau nach Füchsen halten, die sich hin und wieder zwar zeigen, oft aber eben auch nicht. Warum tue ich mir das an freien Tagen eigentlich an? Wer sich diese Frage stellt (auch ich erwische mich dabei ab und an, wenn ein Morgen vermeintlich „verschwendet“ wurde, weil nichts zu sehen war), sollte es einfach selbst mal ausprobieren. Vor Sonnenaufgang losziehen, rein in die Natur, egal ob man spazieren geht oder den Ausblick und Sonnenaufgang an einem schönen Ort genießt. Gerade im Frühling oder Frühsommer, wenn alles in der Natur zum Leben erwacht, ist das grandios. Wenn die Vögel um einen herum zwitschern. Wenn Wassertröpfchen noch die Pflanzen überziehen. Wenn die Sonne die Felder noch in ein weiches Orange oder Gelb hüllt. Oder auch: Wenn kleine Füchse ihre Erkundungstouren starten, während Vater oder Mutter auf einer frisch gemähten Wiese das Frühstück in Form von Mäusen fangen. Ich jedenfalls erlebe das immer wieder aufs Neue gerne mit.

Ein Rotmilan-Paar gleitet durch die Luft.
Eine Biene genießt die ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Solche Momente kann mir ohnehin niemand nehmen, gerne halte ich sie aber auch mit einer Kamera bildlich fest. Auch bei normalen Spaziergängen nehme ich die Kamera oft mit.

Rehe und Eichhörnchen begegnen mir dabei öfters, als man denken mag. Und auch der über Feldern kreisende Rotmilan hat etwas Faszinierendes, wenn er durch die Luft gleitet und seine Umwelt „scannt“. Mein Lieblingsmotiv bleibt aber der Rotfuchs.

Es ist ein reines Hobby, das ich nur aus Spaß betreibe – davon gibt es aber eine ganze Menge, wenn sich das Warten doch mal gelohnt hat. Mit etwas Glück spielen die kleinen Fuchswelpen dann ein paar Meter von mir entfernt im Sonnenschein miteinander. Sie jagen sich, zwicken sich mit ihren kleinen Zähnen und warten darauf, dass sie etwas Futter vorbeigebracht bekommen.

Auch hier heißt es, vielleicht noch mehr als vorher: Geduld haben. Das Letzte, was ich will, ist die Jungtiere zu verschrecken. Deshalb bleibe ich weit entfernt und versuche, mich so ruhig wie möglich zu verhalten. Denn eines ist klar: Sind Vater oder Mutter in der Nähe, wittern sie mich sofort. Wenn ich keinen Ärger mache, akzeptieren sie meine Gegenwart vielleicht. Ansonsten sind sie schneller weg, als ich gucken kann.

Das Tierreich als Vorbild

Was mich an der Naturfotografie besonders begeistert: Je öfters man an bestimmte Orte kommt, desto mehr lernt man seine Umwelt kennen. Zum Beispiel, wann welche Tiere wo zu finden sind. Oder man sieht ein Tier oder eine Pflanze, die man nicht kennt, und schaut im Internet nach, worum es sich dabei handelt. So kommt mehr und mehr Wissen zusammen, das Verständnis für den eigenen Lebensraum wird größer. Und beinahe jeder Ausflug zeigt, wie schön die Natur und unsere Heimat doch ist. Eingeengt in einer Welt aus Beton zu leben, in der man nur die Arbeit und die eigenen vier Wände kennt, macht nicht nur nicht glücklich, sondern oft auch krank. Im Kopf, aber zum Beispiel auch am Rücken. Ich bin davon überzeugt, dass wir ab und an auch die frische Luft und nichts als Grün um uns herum brauchen, um innerlich zur Ruhe zu kommen.

Foto eines jungen Fuchswelpens
Zwei Welpen spielen am Wegesrand.

Im Übrigen lerne ich persönlich durch die Fotografie nicht nur etwas über die Tiere, sondern auch von ihnen. In der Natur hat alles seinen Sinn. Füchse verschwenden ihre Zeit nicht damit, sich über Sorgen und Probleme den Kopf zu zerbrechen – sie sonnen sich und genießen auf diese Weise lieber einfach nur das Leben. Füchse nehmen sich nur das, was sie fürs eigene (Über)Leben auch benötigen – sie würden niemals grundlos töten oder jemanden verletzen, nur um sich starken zu fühlen. Füchse leben manchmal sogar gemeinsam mit dem Dachs in einem Bau und bilden quasi eine Tier-WG – sie sind eher zurückhaltend und scheu als aggressiv und draufgängerisch. Hass oder Rassismus sind im Tierreich ohnehin Fremdworte. Gedanken, die ich mir zu Herzen nehme. Ich finde, Menschen können sich oftmals was von Tieren abschauen. Nicht nur in der Forschung – Klettverschluss oder Fallschirm sind zum Beispiel nach Vorbild der Natur entstanden –, sondern auch, was das Verhalten angeht.

3 Welpen gucken aus dem Bau hervor.

Fotos von unserer Natur und den Tieren zeigen, wie schön und einzigartig unsere Welt ist – auch vor der eigenen Haustür. Mensch und Tier, für mich gehört und geht das nur zusammen. Der von TerraX bekannte Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens beschrieb das Ganze in der Zeitschrift Schrot und Korn so: „Sie müssen sich das Leben auf der Erde wie ein Netz vorstellen, das uns alle trägt. Jede Art hat eine Funktion, so wie ein einzelner Faden. Wenn zu viele Fäden reißen, bricht alles zusammen.“

Genau darum sollte es uns Christen, uns Menschen doch gehen: Das zu erhalten, was unsere Welt erst lebenswert macht. Ein Verständnis dafür zu schaffen, was es zu schützen gilt. Für mich persönlich fängt das bei meiner gemeinsamen Zeit mit den Füchsen an.

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