Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
25.04.2020
Politik

Mobilität der Zukunft

Warum wir die Art uns zu bewegen ändern müssen

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von Gastautor Arne Grotenrath

Selbstfahrende Autos, in denen wir während der Fahrt ein Buch lesen oder gar schlafen können. Fliegende Taxis, die über der Stadt schweben und den Stau überfliegen. Neuartige “Hyperloops”, also Kapseln, in denen bis zu rund zehn Personen mit Schallgeschwindigkeit durch luftleere Röhren gleiten und über große Distanzen reisen können. Es sind Ideen, die die Art, wie Menschen sich fortbewegen, revolutionieren könnten. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie werden, das sagen selbst ihre Entwickler, nicht im Jahr 2021 nutzbar sein. Sehr wahrscheinlich auch nicht im Jahr 2025. Und vielleicht selbst nicht in 2030 – zumindest nicht für breite Bevölkerungsschichten.

Selbstfahrende Autos, fliegende Taxis und Hyperloops werden also die Probleme, die unser aktuelles Mobilitätsverhalten mit sich bringt, nicht in naher Zukunft mindern können. Damit wird die Frage, wie wir in Zukunft mobil sind, von einer technischen zu einer umweltpolitischen.

Radfahren und E-Roller

Unsere Mobilität belastet das Klima

Auto fahren ist schlecht für die Umwelt
Fliegen ist schlecht für die Umwelt

Es gibt dafür zwei Hauptgründe. Einer davon ist der Klimawandel. Auch wenn er besonders in den vergangenen Monaten und Jahren große Aufmerksamkeit erhielt, wurde der für den Klimawandel verantwortliche Treibhauseffekt bereits im Jahr 1824, also vor fast 200 (!) Jahren entdeckt. Trotzdem konnte die Menschheit nicht genügend politisches Momentum entwickeln und hat es somit nicht geschafft, ihren Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 und Methan global zu senken. 2019 erreichten sie gar ein weltweites Rekordhoch

Im Mobilitätsbereich wird besonders deutlich, dass derzeit nicht genügend Treibhausgase vermieden werden. So sind die Treibhausgas-Emissionen laut dem Umweltbundesamt in Deutschland zwischen 1990 und 2018 zwar insgesamt um ungefähr ein Drittel gesunken - die Emissionen des Verkehrs sind jedoch nahezu gleich geblieben, wie statistische Daten belegen. Wir können nicht auf Flugtaxis, autonome Fahrzeuge oder den Hyperloop warten, sondern  müssen sofort handeln. Wir brauchen eine Verkehrswende.

Der wahre Preis unserer Mobilität

Der zweite Grund, unser Verhalten zu verändern, sind die sogenannten Umweltkosten des Verkehrs. Hier werden neben den Treibhausgasen auch andere Auswirkungen berücksichtigt, wie zum Beispiel die negativen Effekte durch Feinstaub, Lärm oder den Effekten auf die Natur und Landschaft .

Vereinfacht gesagt sind die Umweltkosten bei Flugzeugen sowie diesel- und benzinbetriebenen Autos besonders hoch. Mithilfe eines CO2-Rechners lässt sich dies am Beispiel der Strecke Köln-Berlin, Entfernung rund 600 Kilometer, verdeutlichen. Am meisten Treibhausgase werden bei der Reise mit dem Flugzeug emittiert: rund 125 kg. Fährst du alleine in einem durchschnittlichen Benziner-Auto, werden etwa 115 kg emittiert, der Umstieg auf ein Elektroauto senkt den Ausstoß auf circa 75 kg.

Nutzt du den ICE sind es knapp über 20 und bei Fernbussen sogar weniger als 15 kg Treibhausgase. Nutze deshalb, wann immer es geht, umweltfreundliche Verkehrsmittel, also Bus und Bahn statt Flugzeug oder Single-Fahrten im PKW. Für kürzere Strecken nutze den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder geh zu Fuß.

Lasse dich auf den notwendigen Wandel ein

Die Art und Weise wie ein Großteil der Menschen Autos nutzt, wird sich verändern (müssen). Gerade in Städten lässt es sich immer schlechter begründen, dass ein Auto im Durchschnitt rund 23 Stunden am Tag ungenutzt herumsteht und öffentlichen Raum beansprucht. Alte und neue Alternativangebote wie Carsharing oder Elektroscooter erleichtern den Übergang, sodass nicht mehr nahezu jeder Mensch ein eigenes Auto besitzen muss.

Auch auf dem Land wird das Auto als Verkehrsmittel der Wahl kurz- und mittelfristig weichen müssen, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Wie kann das gelingen? Autofahrten lassen sich bündeln oder ganz vermeiden. Durch ein Zusammenspiel von neuen Verkehrsmitteln wie E-Bikes, Lastenfahrrädern oder durch Nutzungskonzepte wie Fahrgemeinschaften und Carsharing werden nach und nach Fahrten, die heute mit einem Auto erledigt werden, ersetzt.

Nutze deine politische Stimme

Die Rahmenbedingungen im Verkehrssektor müssen angepasst werden, um eine nachhaltige Verkehrswende zu gestalten. Dazu müssten zum Beispiel besonders klimaschädliche Kraftstoffe höher besteuert werden als jetzt. Dadurch würden Benzin, Diesel und Erdgas teurer. Ob eine Partei diese und andere Veränderungen wie Investitionen in die Rad- und Bahninfrastruktur fördert, hat einen wesentlichen Einfluss auf unser Verkehrssystem. Du selbst kannst entscheiden, welcher Partei du deine Stimme gibst.

Jeder Schritt zählt

Auf den ersten Blick mag es scheinen, als könntest du selbst nur einen kleinen Beitrag leisten - und dennoch ist er wichtig und wertvoll. Es liegt an jedem und jeder Einzelnen von uns, heute die Entscheidungen zu treffen, die unser Leben auch in zehn, 20 oder 50 Jahren noch lebenswert machen.

Weitere Informationen zum Thema  Verkehrswende findest du bei Agora Verkehrswende und Zukunft Mobilität. In dieser graphic Novel wird das Thema anschaulich erklärt. 

Über den Autor

Arne Grotenrath, Jahrgang 1993, ist im Rheinland aufgewachsen und hat in Dortmund und Berlin Physik studiert. Danach hat er als Projektleiter eine Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (LNG, Flüssigerdgas) in Süddeutschland mit aufgebaut. Aktuell engagiert er sich als Mobilitätsexperte in verschiedenen Organisationen wie GermanZero für eine CO2-neutrale Zukunft.

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